Musik vom Blüthner passt zum Eis
PROFEN/MZ. - Stefanie Scholle schon. Fast hundert Jahre alt ist der Blüthner, den ihr Freunde altershalber abgaben. In der vorigen Woche wurde er neu gestimmt, steht jetzt im Gastraum der "Eis-Scholle" an der B 2 in Profen und möchte nicht nur schön aussehen, sondern gelegentlich gespielt werden. Schließlich könne auch sie nicht immer bloß arbeiten, sondern müsse gelegentlich was für ihre Seele tun, so die Inhaberin des Eiscafés augenzwinkernd.
Am 20. Mai jährt sich die Eröffnung der "Eis-Scholle" zum zwanzigsten Mal. Das wird Trubel geben, wird doch nicht zuletzt der "größte Eis-Esser" des Tages gesucht. Holger Mieding hat da gute Chancen. Wahrscheinlich wird er nicht der größte Besucher des Tages sein. Doch zumindest sein Magen hat ein großes Fassungsvermögen, wenn es um Stefanie Scholles selbst gemachtes Eis geht. Dafür kommt der Mann extra aus Groitzsch. "Unter einer Portion für drei, vier Euro fange ich gar nicht erst an", sagt er und schielt verschmitzt an sich herunter. Das Soft-eis ist sein Favorit und wenn man sich dafür auf einer Liste anmelden müsste, stünde er ganz weit oben.
Sowohl das Soft- als auch das Streicheis macht Stefanie Scholle seit zwanzig Jahren selbst und natürlich täglich frisch aus Milch und Zucker, Früchten und Eispulver. Nicht nur das Eis. Auch ihre Obst- und Butterkremtorten, Windbeutel und Schillerlocken kommen aus der eigenen Backstube. Und es ist ihr Ehrgeiz, dass sie fruchtig und buttrig und trotzdem frisch und leicht schmecken sollen. Da darf man sich daran erinnern, dass sie ja unter anderem gelernte Bäckerin ist, wie ihr Großvater Max Scheibe, wie ihr Vater, wie ihr Bruder. Doch während die backenden Männer der Familie ihre Berufsplanung mit dem Handwerksmeister abschlossen, übersprang sie einst gleich eine Stufe und wurde Ingenieur für Lebensmitteltechnik. Zwanzig Jahre lang war sie Technologin beim Zeitzer Süßwarenhersteller Zetti. Und nun ist es schon wieder zwanzig Jahre her, dass sie die Eisdiele im Haus der Familie eröffnete, in dem auch der älteste Sohn und seine Familie wohnen. Der jüngere wohnt mit seiner Familie nur einen Katzensprung weiter.
Bei zwei tüchtigen Söhnen, zwei nicht minder tüchtigen Schwiegertöchtern und vier Enkeln sollte man sich wohl keine Sorgen um die Fortführung der unternehmerischen Aktivitäten der Familie machen, die ja auch noch einen zertifizierten Bio-Hof betreibt. Doch bei dieser Frage wiegelt Stefanie Scholle ein wenig ab. Wie es weitergehen wird mit der Eis-Diele, darüber denkt sie seit längerem nach, aber es sei gerade wieder alles offen. Drei ihrer Enkel kamen erst in den letzten drei Jahren zur Welt, sind noch richtige Kerlchen. Ans Kürzertreten denke sie durchaus. Schließlich öffnet sie von März bis Oktober täglich ab Mittag. Da hat sie schon einen Vormittag voller Stress mit der Eisproduktion und dem Einkaufen hinter sich. Im Winter ist es auch jedes Wochenende. Und doch. "Wenn wir weiter mit der ganzen Familie an einem Strang ziehen, dann kann unsere Eis-Scholle auch weiter bestehen." Und wie bestellt kommt Ines Senf aus Eula bei Borna hereingehuscht und holt für sich und ihre im Auto vor der Tür wartenden Kolleginnen drei Tüten Eis "auf die Faust". Auch sie ist sozusagen Stammkundin in der großen Gruppe der Laufkundschaft und möchte zwischen zwei Arbeitsterminen die Erfrischung am Weg nicht missen.