Museumsnacht Museumsnacht: Wo Halsgeige Frauen in die Zange nahm
Lützen/MZ. - Eine Museumsführung mitGruseleffekten erwartete die Besucher desLützener Schlosses in der Nacht vom Sonnabendzum Sonntag. Anlässlich des InternationalenMuseumstages zeigte sich das ehrwürdige Gemäuervon seiner dunklen Seite. Zahlreiche Interessierte- von Weißenfels bis Leipzig - wollten sichdiesen Anblick nicht entgehen lassen.
"Mit so einer Resonanz haben wir nicht gerechnet",freute sich Maik Reichel, der die Besucherin einem historischen Kostüm durch die Museumsräumeführte. Bevor er als Albrecht von Wallensteinvon den Schrecken des Dreißigjährigen Kriegesberichtete, versorgte er die kleinen Gästemit Laternen. "Der Rundgang findet im Dunklenstatt", so die Vorwarnung des wissenschaftlichenMitarbeiters. Michael Förster zählte zu denbegeisterten Laternenträgern. "In der Nachtmacht es viel mehr Spaß", so das Urteil deselfjährigen Lützeners. Das späte Treiben imSchloss schien den Großen nicht weniger zugefallen, erinnerte die Veranstaltung mitunteran längst vergessene Nachtwanderungen im Kinderferienlager.Familie Heyne aus Hohenmölsen genoss den Rundgangim Dämmerlicht. Die spritzige Erzählweisedes Museumsmitarbeiters war daran sicherlichnicht unschuldig.
Immer wieder bezog Maik Reichel die Gästeein: Anfassen, nachfragen und ausprobierenwaren erlaubt. Dennoch fand sich niemand,der auf dem hölzernen Pferd - einem Folterinstrumentaus dem Mittelalter - aufsitzen wollte. Ganzanders verhielt es sich mit der Halsgeige."Die wurde zänkischen Weibern angelegt", sagteReichel. Einmal in dem Gerät festgeschnallt,mussten sich streitsüchtige Frauen in allerÖffentlichkeit auseinandersetzen. SusanneHeinichen und Anne Querner testeten die fragwürdigeMethode.
Eine Überraschung wartete in der hauseigenenFolterkammer. Als Museumsspinne verkleidet,machte hier Elke Ritzschke auf eine besondereSitzgelegenheit aufmerksam: Ein Folterstuhlmit allerhand unbequemen Holzspitzen versehen,sollte Kriegsgefangenen gut gehütete Geheimnisseentlocken. Fasziniert sprangen Antje, Peggyund Thomas Bransdor aus Leipzig durch dieSchlossräume. Die Kinder leuchteten jedenWinkel aus, untersuchten jedes Exponat. MutterBransdor sah es mit Wohlwollen.
Als die unerschrockenen Gäste am Ende zumSchloss-Turm aufstiegen, hatte der eine oderandere von ihnen noch die zehn Gebote fürbrave Ehefrauen im Kopf. Die einhundert Jahrealten Regeln gehörten, wie auch der Abstecherins Johann-Gottfried-Seume-Zimmer zu diesemnächtlichen Rundgang.