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Müllfahrzeuge rollen später an die Tonnen

Von Torsten Gerbank 09.06.2005, 17:47

Zeitz/MZ. - Doch statt brav ihr Tagwerk zu verrichten, stehen die Männer in ihren orangefarbenen Arbeitsanzügen am Betriebstor in der Donaliesstraße und vergraben an diesem kalten Junimorgen die Hände in den Hosentaschen oder schlürfen heißen Kaffee. Sie verweigern wie ihre Kollegen am Hauptsitz des Unternehmens in Görschen für zwei Stunden die Arbeit. Warnstreik!

Der Geschäftsführung soll Stunden vor den geplanten Tarifverhandlungen mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi demonstriert werden, dass die Arbeitnehmer nicht gewillt sind, Einbußen widerstandslos hinzunehmen, sagt Fritzsche und fügt sofort hinzu: "Aber lieber hätten wir gearbeitet." Doch um Leistungskürzungen geht es der Egsas nach Gewerkschaftsangaben. Längere Arbeitszeit, weniger Jahresurlaub und Streichung der Jahresleistung sollen helfen, die Lohnkosten im Unternehmen zu senken, heißt es. All das soll die Egsas wettbewerbsfähiger machen, wenn das Duale System Deutschland im kommenden Jahr Leistungen neu ausschreibt.

Für das Unternehmen, das damit beauftragt ist, die Gelben Säcke im Bereich des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd (Zaw) einzusammeln und zu den Sortieranlagen zu transportieren, geht es dabei um einen Riesenauftrag. Geschäftsführer Dieter Reckmann beziffert sein Volumen mit mehreren Millionen Euro. "Immerhin", so Reckmann, "geht es um 25 Arbeitsplätze." Dem Ansinnen des Managements stehen die Forderungen der Gewerkschaft konträr gegenüber. "Zwei Prozent Lohnerhöhung müssen rauskommen", sagt Gerd Doepelheuer, Landesbezirksfachbereichsleiter bei Verdi. Am liebsten jedoch wäre ihm, wenn die Egsas-Geschäftsführung den Austritt aus dem Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft rückgängig machen oder zumindest einen Haustarifvertrag akzeptieren würde.

Die Chancen auf eine rasche Einigung sind jedoch gesunken. "Wir haben Angebote gemacht", erklärt Reckmann. Aber da die Antwort Warnstreik heißt, sah er am Vormittag die Verhandlungsbasis zerstört. Damit sind weitere Aktionen der Gewerkschaft nicht ausgeschlossen. Selbst ein unbefristeter Streik der Müllentsorger ist in den Bereich des Möglichen gerückt. Dann kommen die "Müllmänner" gar nicht und nicht wie am Donnerstag erst zwei Stunden später.