Mit Ordnungshütern unterwegs Mit Ordnungshütern unterwegs: Auf der Suche nach dem Sündenfall
Weißenfels/MZ. - Sie kennen in Weißenfels jeden Parkplatz, jede Straße, jede Gasse und nicht zuletzt die Schleichwege der Radfahrer - die Rede ist von Astrid Göpel und Bernd-Walter Daßler. Per pedes legen sie gut zehn Kilometer am Tag zurück, bei Sonnenschein, Regen und Schnee. "Offiziell heißen wir Vollzugsbeamter im Ordnungsamt der Stadt Weißenfels, überwachen den ruhenden und fließenden Verkehr", stellt Daßler zuerst einmal klar.
Schlag zwölf Uhr steht das Duo am Rathaus. Hier beginnt an diesem Markttag die Runde mit der Weißenfelser Zeitung. Blaue Jacke, graue Hose - die Dienstkleidung ist eher unauffällig. "Ich trage jetzt eine Lederjacke, im Sommer einen blauen Blazer und einen blauen Rock", erzählt Astrid Göpel. Blau-weiß dominiert. Und während des Erzählens hält Daßler plötzlich inne, dreht sich rum und stoppt zwei Radfahrer auf dem Markt. Sie müssen ihren Weg zu Fuß fortsetzen. "Auf Radfahren und Hundedreck liegt unser Augenmerk im Zentrum", erklärt er. Schnellen Schrittes geht es über den Boulevard.
Vor der Saalstraße 19 der erste Sündenfall. Ein Pkw auf dem Lkw-Parkplatz, doch ehe die Politesse ihr Knöllchen los wird, eilt eine junge Frau herbei. "Mein Parkschein ist doch gerade erst abgelaufen", diskutiert sie mit der Ordnungshüterin. Dass sie falsch steht, fällt ihr im Traum nicht ein. Die Politesse lässt Gnade vor Recht ergehen und erklärt ihr das Verschulden. Auf diesem Parkplatz dürfen nur Lkw kurzzeitig parken, um Händler zu beliefern. Gunter Kerster gehört zu den Nutzern des Parkplatzes. "Bis zu 100 Stopps habe ich an einem Tag. An Markttagen ist es besonders schlimm, da halten die Autos sogar in der zweiten Reihe", sagt der Unternehmer.
Unterdessen fahndet Daßler schon wieder nach einem Radfahrer. Der Gymnasiast fährt die Einbahnstraße entgegengesetzt der Fahrtrichtung. Beim Anblick der Ordnungshüter verschwindet er schnell in einem Laden, Daßler hinterher. Es folgt die Belehrung: "Eigentlich kostet der Verstoß zehn Euro." Der 17-Jährige nickt verständnisvoll und zeigt sich einsichtig. "Ich wollte vom Gymnasium auf dem kürzesten Weg zur Eisdiele", sagt er. Der Elftklässler hat Glück, kommt um die Strafe herum. Aber beim nächsten Mal . . .
Die nächsten Sünder ahnen nichts Schlimmes. Oliver Neumann und Tanja Mach radeln die Saale entlang und dann in Richtung Fußgängerzone. "Wir sind in Naumburg gestartet und wollen in Weißenfels etwas essen", sagt das junge Paar aus Baden-Württemberg. "Wenn Fußgänger auf dem Boulevard sind, steige ich schon ab und rase nicht durch", sagt Neumann und kommt mit einer Belehrung davon. Der nächste Weg führt in die Jüdenstraße. Mit einer Probemünze kontrolliert Daßler die Funktionsweise des Automaten. 5 000 Parkscheine sind darin, der Beleg 3 091 kommt in die Akten.
Unterdessen tippt seine Begleiterin den Sündenfall in das Eingabegerät, wenig später läuft knatternd das Knöllchen heraus. Auch hier kommt die Sünderin dazu, lädt ihren Einkauf in das Auto und geht wieder in die Stadt, als wenn nichts gewesen wäre. "Manchmal werden wir auch beschimpft, doch wir haben mittlerweile ein breites Kreuz", sagt Frau Göpel. Nur den "Stinkefinger" haben sie zur Anzeige und zum Gerichtsverfahren gebracht. Ein Kuriosum der besonderen Art: Kürzlich erspähte das Duo eine gelbe Parkscheibe aus DDR-Zeiten. Auch das brachte ein Knöllchen ein.
In der Großen Kalandstraße gibt es richtig Arbeit: Hier ein abgelaufener Parkschein, da eine vergessene Parkuhr. In der Krummen Gasse steht ein Opel Astra. Das wird teuer: Parken in der Fußgängerzone kostet 30 Euro. Weiter geht es durch die Altstadt-Passage zum Parkplatz an der Promenade. Kein Auto ist vor den strengen Blicken der Politesse sicher. "Ich habe nur meinen neuen Kühlschrank eingeladen", diskutiert Klaus Burchert. Auch diesmal drücken die Ordnungshüter ein Auge zu.