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Mietproteste zeigen Wirkung Mietproteste zeigen Wirkung: Können Zeitzer den Abriss zweier Wohnhäuser verhindern?

Von Torsten Gerbank 14.11.2019, 07:00
Bewohner der betroffenen Blöcke vor ihren Häusern. Die Mieter wohnen zum Teil schon 40 Jahre in ihren Wohnungen.
Bewohner der betroffenen Blöcke vor ihren Häusern. Die Mieter wohnen zum Teil schon 40 Jahre in ihren Wohnungen. Hartmut Krimmer

Zeitz - Bahnt sich nach dem erfolgreichen Kampf gegen die Schließung der Entbindungsstation am Zeitzer Agricolaklinikum in der Stadt ein neuer Erfolg des Aufbegehrens an? Rückt etwa die Wohnungsbaugesellschaft (WBG) Zeitz nach Mieterprotesten vielleicht doch von ihren Plänen ab, die Wohnblöcke Platanenweg 17 bis 24 und 25 bis 30 bis spätestens 2023 abzureißen?

Wohnhäuser sollen nicht abgerissen, sondern modernisiert werden

Adelheid Beyer, sie ist Mieterin einer der betroffenen 140 Wohnungen, nickt zumindest nachdenklich auf die Frage, ob sie nach einer Gesprächsrunde mit WBG-Geschäftsführer Jörg Stolper nun ein Fünkchen Hoffnung verspüre. Zuvor, während einer Beratung im Zeitzer Friedenssaal, hatte Stolper vor etwa 60 Bewohnern der betroffenen Wohnblöcke im Stadtgebiet Zeitz-Ost zumindest gesagt, dass man die nächsten Monate nutzen werde, die Entscheidung zum Abriss in seinem Hause noch einmal unter verschiedenen Gesichtspunkten zu betrachten.

Dabei schloss Stolper auch nicht aus, dass die Blöcke letztlich doch nicht abgerissen, sondern dass es am Ende zu Modernisierungen kommen könnte. Das wäre allerdings auch mit der Erhöhung der Mietpreise verbunden. Ausdrücklich sagte der WBG-Manager: „Wir wollen keine Türen zuschlagen, aber auch keine falschen Hoffnungen wecken.“ Zahlen nahm Sven Weißbrodt, Aufsichtsratsvorsitzender der WBG, in den Mund: Demnach könnten, Pi mal Daumen, die Mieten bei einer Modernisierung um fünf auf etwa zehn Euro je Quadratmeter steigen.

Zwei Wohnhäuser am äußeren Rand von Zeitz-Ost

Aus Sicht von Adelheid Beyer sei Stolper während der Gesprächsrunde zu sehr auf dem Leerstand in den Blöcken „herumgeritten“. Doch der, so Beyer, sei von der WBG hausgemacht. Sie habe leer gewordene Wohnungen nicht mehr vergeben und die Häuser durch fehlende Investitionen, wie zum Beispiel dem Anbau von Fahrstühlen, auch nicht attraktiver gemacht. Stolper selbst sprach während er Veranstaltung von einem Leerstand in den beiden Blöcken von um die 50 Prozent.

Den durchschnittlichen Leerstand in Häusern, die zum Unternehmen gehören, gab er mit rund 17 Prozent an. Im Bestand der WBG befinden sich derzeit knapp 2700 Wohnungen. Seit 2001 hat das Unternehmen Häuser mit etwa 1400 Wohnungen abgerissen. Stolper ging auf das Spannungsfeld ein, in dem sich die WBG bewege. Da seien der Bevölkerungs- und Mieterschwund, die Interessen der verbliebenen Mieter, das Stadtentwicklungskonzept, das die Linie vorgebe, wo in Wohnungen investiert werden könne und auch die Wirtschaftlichkeit. Sinnvoll sei es eben auch, von außen nach innen zurückzubauen. Die betroffenen Blöcke befinden sich am äußeren Rand von Zeitz-Ost, praktisch unterhalb der Bergsiedlung mit ihren Eigenheimen.

WBG sichert Bewohnern der möglichen Abriss-Wohnhäuser umfassende Hilfe zu

Allerdings, so Stadtratsvorsitzender Ulf Altmann (CDU), befasst sich der Stadtrat in naher Zukunft erneut mit dem Stadtentwicklungskonzept. Da, so wurde Montagabend deutlich, dürften bei der Stadtgestaltung künftig auch sogenannte Insellösungen eine größere Rolle spielen. Dem Gerücht, dass es für die nach dem möglichen Abriss frei werdende Fläche bereits einen Investor gibt, der dort bauen möchte, widersprach Stolper energisch: „Das ist Quatsch“.

Mietern, die aufgrund des möglichen Abrisses in der WBG eine andere Wohnung beziehen, sicherte Stolper bei Bedarf umfassende Hilfe zu. Die Mieter forderten mit einer Unterschriftenliste nachdrücklich: „Kein Abriss, sondern Modernisierung“. (mz)