Messingpflaster weckt Erinnerung
Zeitz/MZ. - Für Zeitz war es eine Premiere. Für Gunter Demnig, den Bildhauer und Künstler aus Köln, eine Station. Denn am Freiatg Nachmittag 16 Uhr kniete Demnig auf dem Gehweg in der Leipziger Straße vor dem Haus mit Nr. 45 und setzte drei Messingsteine ins Pflaster. Für die jüdischen Zeitzer Bürger Dr. Gustav Flörsheim, dessen Frau Hilda Flörsheim und die Tochter Ingeborg Flörsheim. Alle drei wurden von Nationalsozialisten verschleppt und ermordet. Viele Worte um sein Projekt macht der Künstler bei seiner Arbeit nicht. Dabei sind es die Gespräche, die er sich über sein Projekt wünscht. "Ich möchte, dass man über die Leute spricht, sich erinnert und sich mit der Zeit auseinander setzt. Denn noch gibt es Zeitzeugen, die sagen können, wie es damals war", betont Demnig, der ausdrücklich alle Opfer des Nationalsozialismus in sein Projekt eingeschlossen wissen will.
Eine Aussage, die der Zeitzer Oberbürgermeister Dieter Kmietczyk (parteilos) unterstützt. "Es ist noch nicht genug, an Geschichte zu erinnern, um zu verhindern, dass sie sich wiederholt", sagt Kmietczyk, der es für selbstverständlich hält, dieses Projekt zu unterstützen.
Die Initiativgruppe, die sich für die Stolpersteine in Zeitz stark macht, leitet Sigrid Altendorf. Sie freut sich anlässlich der Verlegung der ersten Stolpersteine in einem Ort im Burgenlandkreis über das Interesse der Zeitzer und erhofft noch mehr Unterstützung. Denn es soll nicht bei sieben Stolpersteinen in Zeitz bleiben, die am Freitag verlegt wurden. Neben den drei Messingsteinen in der Leipziger Straße für die Flörsheims waren es in der Kramerstraße drei Stolpersteine für Emma-Esther Mendelsohn, Berta Mendelsohn und Siegfried Mendelsohn und am Elsterhang ein Stolperstein für Siegfried Fürst.
Zum Auseinandersetzen mit unserer Geschichte gab es am Freiatg auch in der Leipziger Straße Gelegenheit. Dort hatte sich eine Zeitzeugin eingefunden. Ihren Namen will sie nicht nennen. Aber die Geschichte erzählt die ehemalige Schulkameradin von Ingeborg Flörsheim. "Als die Inge eines Tages nicht in die Schule kam, haben wir Kinder gefragt, was mit ihr los ist. Die sind umgezogen, erhielten wir als Antwort. Und wir haben das geglaubt", erinnert sich die Dame.