Mehr Arbeit als Leute Mehr Arbeit als Leute: Warum es für Handwerksfirma so schwer ist, Mitarbeiter zu finden

Zeitz - Handwerk hat goldenen Boden, dieses alte Sprichwort gewinnt an wachsender Bedeutung. „Wir sind in der äußerst komfortablen Lage, dass wir schon bis zum nächsten Frühjahr ausgebucht sind“, sagt Martin Schwan. Gemeinsam mit Michael Hildebrandt ist er der geschäftsführende Vorstand der Firma Installation Zeitz. Das Unternehmen wurde 1958 gegründet, firmiert bis heute als Genossenschaft mit aktuell 33 Mitgliedern. Das heißt, die Firma ist seit 60 Jahren am Markt.
Doch die Lage hat sich komplett gewandelt. Nach der Wende gab es ein Überangebot an Handwerkern. So arbeiteten die Zeitzer auf Baustellen von München bis Hamburg. Heute ist das anders. „Wir arbeiten vor allem im Großraum Halle-Leipzig“, sagt Schwan. Der Bauboom in Leipzig füllt die Auftragsbücher. Ob ein Hotelneubau am Flughafen, eine komplette Neubausiedlung in der Messestadt - die Handwerker sind gefragt und über Wochen ausgebucht. In der Erich-Zeigner-Allee werden gleich 350 Wohnungen gebaut, in Lindenau sind es weitere 80.
Firma Installation Zeitz: Auch in ihrer Heimatregion sind die Handwerker gut unterwegs
Und auch in ihrer Heimatregion sind die Handwerker gut unterwegs, sanieren den Hort in Nonnewitz, die Grundschule in Droyßig und den Sprecherturm im Thälmannstadion. Im Zeitzer Musikerviertel arbeiten die Installateure in diesen Tagen und sanieren in der Heinrich-Schütz-Straße einen kompletten Block. „Hier besteht die Schwierigkeit darin, die Haustechnik in bewohnten Häusern Schritt für Schritt zu erneuern“, sagt Hildebrandt. Da kommt es vor, dass die Bewohner ohne Wasser zurechtkommen müssen.
Absprachen mit Kunden sind hier sehr wichtig. So ist der Beruf eines Handwerkers ist sehr anspruchsvoll, vielschichtig und kreativ. Doch er hat immer noch nicht die rechte gesellschaftliche Wertschätzung. „Wasser ist zum Beispiel das kostbarste Lebensmittel, und so bedarf es bei der Installation besonderer Sorgfalt. Oder man bedenke nur mal, wenn bei der Gasinstallation etwas schief gehen würde“, fährt Hildebrandt fort. Doch die Kehrseite der Medaille: Es gibt schon heute zu wenig gut ausgebildete Fachkräfte. Hinzu kommt, das Durchschnittsalter liegt auch in dieser Firma über 50 Jahre.
Firma Installation Zeitz: Nachwuchs zu gewinnen erweist sich nach wie vor als schwierig
Nachwuchs zu gewinnen erweist sich nach wie vor als schwierig. Ein Grund dafür ist noch immer, dass man im Handwerk deutlich weniger verdient als in der Industrie. „Aber ich denke mal, dass die gestiegene Nachfrage auf dem Markt auch die Verdienstmöglichkeiten in naher Zukunft regulieren wird“, sagt Schwan. So werde der Beruf attraktiver.
Auf der anderen Seite gibt es große Probleme, überhaupt Lehrlinge zu finden. „Oft fehlen bei Schulabgängern die Grundlagen in Mathe und Physik, so dass wir zwar Bewerbungen haben, aber die wenigsten für unseren Beruf geeignet sind“, sagt Schwan. Von vier Lehrlingen, die im letzten Jahr begonnen haben, sind nur noch zwei in der Firma. In diesem Ausbildungsjahr haben nur zwei Neue angefangen. Die Chefs hoffen, dass diese bleiben werden. (mz)