Malkasten immer im Gepäck
Naumburg/Zeitz. - Dünen bei Borkum, die Hohen Tauern vor dem Großglockner, Feuerberge von Lanzarote, Winterhochwasser im Blütengrund - weit geht der Blick in die Landschaft, und manchmal sind es auch die kleinen Dinge am Wege, Bäume, Steine, die plötzlich interessant sind. Auch für Kläger und Verklagte, Richter und Staatsanwälte, wenn sie sich darauf einlassen. Denn Berge, Fjorde, Seen und Auen haben sie direkt vor Amtszimmern und Verhandlungssälen.
Auf drei Etagen im Zeitzer Amtsgericht stellt bis Ende August der Naumburger Maler Rudolf Stange 53 Aquarelle und Pastelle aus. Entstanden sind die meisten auf Urlaubsreisen, einige auch direkt vor der Haustür. Die Malerei hat ihn seit seiner Schulzeit beim Kunsterzieher Werner Löffler begleitet, das künstlerische Handwerkszeug holte er sich während des Studiums an der Hochschule Burg Giebichenstein, wo er als technischer Formgestalter diplomierte und in diesem Beruf freischaffend ab 1968 sehr erfolgreich tätig war. Sieben Mal erhielten die von ihm entworfenen Formen für Maschinen und elektrische Haushaltsgeräte das Prädikat "Gestalterische Spitzenleistung", holten Goldmedaillen und viele andere Anerkennungen. 1991 erhielt er den Händelpreis für sein gesamtes Schaffen. Für die Wenzelskirche hat er sich vielfach engagiert, sowohl als Mitglied des Gemeindekirchenrates als auch als Bauleiter bei den Sanierungsarbeiten in den 1990er Jahren. Nun ist der Drang zum Malen, wie es Stange nennt, wieder stärker geworden.
Die Landschaft, die er als Lob göttlicher Schöpfung begreift, ist sein Sujet. Nie reist er ohne Malkasten im Gepäck. Er gehört zu den Künstlern, die mit Pinsel und Farbe an der Staffelei im Freien arbeiten und dort auch meist ihr Werk vollenden. Dazu gehört neben dem sicheren Blick und der Sensibilität für landschaftliche Stimmungen Zielstrebigkeit, um in den zur Verfügung stehenden Stunden auf den Punkt zu kommen. Mit acht bis zehn Bildern kehrt er aus jedem Urlaub zurück. Was er besonders mag, sind die Landschaften am Meer - an Ost- und Nordsee und in den Fjorden Norwegens. Vor allem aber Rügen! Die Kreideküste, die schon Caspar David Friedrich begeisterte, hat es dem heute 67-Jährigen angetan. Bis in die Gegenwart gibt es dazu unterschiedliche Impressionen in Pastell und Kreide. Aber auch von den anderen Landschaften der Insel: dem Weststrand bei Dranske, dem Fischereihafen von Saßnitz. Rudolf Stange, der in Naumburg 2001 mit einer größeren Ausstellung in der Wenzelskirche präsent war, wird auch zu den Ausstellern der inzwischen IV. Triennale, der Kunstausstellung Sachsen-Anhalt Süd, in Weißenfels gehören.