Landwirtschaft Landwirtschaft: Tulpe hat's warm und weich
Langendorf/MZ. - Noch steht Tulpe mit einer Kette um den Hals in ihrem Teil des Stalls, und wenn sie sich hinlegen möchte, kann''s schon eng werden. Doch Tulpe kann ja nicht wissen, dass bald bessere Zeiten auf sie zukommen.
Seit Ende August laufen die Bauarbeiten an den Kuhställen der Agrargenossenschaft Langendorf-Borau-Leißling e.G. in Wiedebach. In einem der beiden Ställe wird die bisherigen Anbinde- in eine moderne Laufstallhaltung umgewandelt. Das hat für die Tiere mehrere Vorteile. Die Kette um ihren Hals fällt weg, und sie haben pro Box mehr Platz als bisher. Futter finden die Rinder künftig außen neben dem Stall. Sie können frei entscheiden, ob sie sich innen oder außen aufhalten und wann sie fressen wollen. Allerdings müssen Tulpe und die anderen Holstein Frisien auch etwas dafür tun, nämlich lernen, künftig an den neuen Fischgrätenmelkstand zu gehen. Denn der Melker kommt nicht mehr zu ihnen.
"Zum Bereich Tierproduktion gehören bei uns die Schweinemast und die Milchproduktion", erklärt Volker Eckardt, der stellvertretende Geschäftsführer und Leiter dieses Bereiches, bei einem Rundgang. Mit den rund 200 Milchkühen, von denen jede im Schnitt 7 500 Liter Milch pro Jahr liefere, sei nun aber eine Leistungsgrenze erreicht. Um sie zu steigern, musste man neue Haltungsbedingungen schaffen. Denn die Ställe stammen aus den 60-er Jahren, die Fressgitter waren verschlissen, und die Rohrmelkanlage ist auch schon wieder zehn Jahre alt. Sollte alles jetzigen Anforderungen entsprechen, musste die Modernisierung in Angriff genommen werden.
Erschwert wurde das Vorhaben dadurch, dass der Wiedebacher Bereich der Agrargenossenschaft seit 1994 in der Trinkwasserschutzzone zwei liegt und die Kapazität auf die 200 Kühe beschränkt ist. Dass zwischen der positiven Antwort auf die Bauvoranfrage 1998 und der Baugenehmigung im März 2001 soviel Zeit verging, begründet Volker Eckardt mit der Klärung der Eigentumsverhältnisse. Immerhin handele es sich um eine Investition von zirka 700 000 Mark. Zwischenzeitlich hatte das beauftragte Planungsbüro von Carola Eckardt die Unterlagen und Zeichnungen erstellt und sich mit weiteren Problemen des Projektes beschäftigt.
Die Weißenfelserin nennt dabei vor allem die geforderte Leck-Erkennungsanlage. Dahinter verbirgt sich die Auflage, die neue vier Meter tiefe und sechs mal zwölf Meter große Jauchengrube komplett in ein Stück Folie einzupacken, um absolute Dichtheit zu erreichen. So wird etwas für die Umwelt getan. Nichts kann im Boden versickern. Mehrkosten von knapp 12 000 DM waren damit verbunden, nicht gerechnet die mühevolle Arbeit der Mitarbeiter der beauftragten Firma La-Ge-Bau Wriezen. "Nur so können wir unser Ziel, eine tierartgerechte Haltung nach modernen Vorstellungen, erreichen", fügt der Leiter der Tierproduktion hinzu. Denn in Zukunft wolle man die Milchviehhaltung, die derzeit auch noch in Langendorf besteht, auf den einen Standort konzentrieren.
Momentan werden die letzten Restarbeiten erledigt, und der stellvertretende Geschäftsführer sieht Zeiten einer verbesserten Ökonomie und Arbeitserleichterungen der Melker entgegen. Doch einige Wochen werde es schon dauern, die Tiere daran zu gewöhnen, über den neuen so genannten Vorwartehof in den Melkstand und zurück zum Stall zu gehen. Dort wurden auf den Beton extra Weichbettmatten gelegt, auf die noch Stroh kommt. So kann sich Tulpe ihr Euter nicht verkühlen.