Kreisämter sind dünn besetzt
Naumburg/Zeitz/MZ. - In die Verwaltung des ab 1. Juli 2007 bestehenden neuen Landkreises Burgenland bringt der Landkreis Weißenfels nur noch 209 Beschäftigte (2,83 pro 1000 Einwohner) ein. Vom Burgenlandkreis werden 402 (3,02 pro 1000 Einwohner) Mitarbeiter im gemeinsamen Landratsamt erwartet. Die so genannte Kernverwaltung (ohne Mitarbeiter Fleischhygiene, Arge und nachgeordneten Einrichtungen wie Schulen) wird nach diesen Zahlen dann mit 2,95 Beschäftigten pro 1000 Einwohner ausgestattet sein, sagt Ralf Michel, Dezernent im Landratsamt Weißenfels.
Wenige Schritte neben seinem Büro in Hohenmölsen stehen aber manchmal Bürger, die zur Kfz-Zulassungsstelle wollen, in Schlangen. Auch bei der Führerscheinstelle muss der Kunde oft Zeit mitbringen. Wer im Landratsamt Weißenfels häufig anruft, hat schon erlebt, dass sich niemand meldet. Kürzlich ging der zentrale Ruf nicht nur ins Leere, sondern traf auf einen nicht mehr aufnahmefähigen Anrufbeantworter. Ist das die andere Seite des Sparens?
"Wir sind an der unteren Grenze des Personalabbaus angekommen, wollen wir arbeitsfähig bleiben", sagt Michel. Doch im Kfz-Zulassungsbereich und der Führerscheinstelle seien die Kundenströme weder absehbar noch regulierbar. Und Wach- und Telefondienste seien an Fremdfirmen übertragen worden und könnten nun nur mittelbar beeinflusst werden.
Der Dezernent betont, dass gerade in kleineren Ämtern wegen hoher Spezialisierung nur schwer ein Mitarbeiter im Urlaubs- oder Krankheitsfall zu ersetzen sei. Durch ein Zusammengehen mit dem Burgenlandkreis könnte sich das entspannen. In Weißenfels und Hohenmölsen sei jetzt erreicht, dass die Bürger in allen Ämtern jederzeit zumindest einen Ansprechpartner finden.
Der Arbeitsaufwand in einzelnen Ämtern habe sich sehr verändert, gibt Michel bei der Bewertung des Stellenabbaus zu bedenken. So seien zum Beispiel Aufgaben des Sozialamtes und eine Zahl von Mitarbeitern an die Argen zur Betreuung Langzeitarbeitsloser übergegangen. Doch deutlich mehr Anträge müsse heute das Jugendamt bearbeiten. Aufwendiger sei auch die Arbeit der Ausländerbehörde. Mit EDV-Technik könnte der Wegfall von Stellen kompensiert werden.
Im Burgenlandkreis werden nach der Kreisfusion auch Symbiose-Effekte erwartet, so dass weitere Stellen eingespart werden können. Das wird nicht zu Lasten der Bürger erfolgen, versichert Personalamtsleiter Hans-Jürgen Malitte. Er verweist darauf, dass bisher 46 der 146 Beschäftigten, mit denen Altersteilzeitverträge abgeschlossen wurden, ausgeschieden sind. Die Personalanpassung erfolgte auf Grundlage einer 1996 durchgeführten Organisationsuntersuchung. Der Burgenlandkreis gehörte neben Weißenfels und Merseburg-Querfurt vor zwei Jahren zu den ersten des Landes, die ihre gesamte Kreisverwaltung auf unter vier Beschäftigte pro 1000 Einwohner gebracht hatten - "und das mit sozialverträglichen Lösungen", sagt Malitte. 1995 betrugen die Personalkosten in seinem Landratsamt bei geringeren Tarifen 28,4 Millionen Euro, heute liegen sie bei 22,8 Millionen Euro.