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Konferenz zur Chancengleichheit von Frauen Konferenz zur Chancengleichheit von Frauen: Weil es die Mischung macht

Von Klaus-Dieter Kunick 05.09.2013, 08:19

naumburg - „Gleichstellung muss man wollen. Wenn das in den Köpfen der Chefs ankommt, dann sind wir auf dem richtigen Weg“ - Angela Kolb, die Justizministerin von Sachsen-Anhalt (SPD), brachte es mit ihrer Aussage auf den Punkt. Sie erklärte das anlässlich einer Zusammenkunft des regionalen Bündnisses für Chancengleichheit, das in der Kreisverwaltung in Naumburg zum Thema „Mehr Frauen in Führungspositionen“ tagte. Rund 50 Kreisräte, Bürgermeister sowie Vertreter von Einrichtungen und Unternehmen aus dem Burgenlandkreis nahmen an der Veranstaltung teil.

Sachsen-Anhalt stehe bundesweit gar nicht so schlecht da: Beim Aufstellen einer Rangfolge im Jahr 2011 habe das Land den zweiten Platz belegt, unterstrich Angela Kolb. In vielen mittelständischen Unternehmen des Landkreises seien Frauen in verantwortlichen Leitungsebenen tätig. „Karriereförderung von Frauen muss überall Routine werden“, forderte sie.

Kolb: „Das ist das Zukunftsthema“

Um im Landkreis weiter voranzukommen, müsse die Kreisverwaltung eine Strategie entwickeln: „Wir kommen hier nicht herum, das ist das Zukunftsthema“, so die Ministerin. „Wir haben die erste Schwelle mehr als überwunden“, sprach Landrat Harri Reiche (parteilos). Es sei ein Gebot der ökonomischen Vernunft, dass Frauen in Führungsetagen tätig sind, ergänzte Reiche. Dass diese Forderungen in der Praxis nicht einfach durchzusetzen sei, unterstrich Horst Heller, Koordinator des Vereins Mitteldeutsches Unternehmensnetzwerk Metall-Elektro-Kunststoff. In den 35 Mitgliedsbetrieben arbeiten rund 2 300 Beschäftigte, aber der Anteil von Frauen in Führungspositionen liege bei 23 Prozent. Heller ließ auch gleich einen Hilferuf los: „Wir würden hier gern mehr Erfahrungen sammeln, wie das andere machen.“

Das Thema Chancengleichheit habe auch vor den Reha-Kliniken in Bad Kösen gestanden, so Kerstin Budde-Große, die Kaufmännische Direktorin. „Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir Notfallsituationen überbrücken können“, sagte sie. Da 85 Prozent der Beschäftigten der Einrichtung Frauen seien, sei es vorgekommen, dass einige von ihnen Schwierigkeiten hatten ihr Kind unterzubringen, wenn die Einrichtung zu bestimmten Zeiten geschlossen wurde. Nun können die Mitarbeiter ihren Nachwuchs künftig mit zur Arbeitsstätte bringen. Ferner sei eine Beratung zum Thema Pflege möglich - die Frauen können nun einen hauseigenen sozialen Dienst in Anspruch nehmen, der bisher nur Patienten betreute. Die Klinikleitung habe die Frauen im Blick, wenn es gelte, Leitungsebenen zu besetzen. „Man darf das Ganze aber auch nicht überziehen, die Mischung macht’s“, fügte Kerstin Budde-Große hinzu.

Ihre Erfahrungen brachten zugleich die Sparkasse ein, das Kaufland Logistikzentrum Osterfeld, die Mibrag oder auch das Saale-Unstrut Klinikum Naumburg. „Wir machen viel Gutes, aber wir reden nicht genug darüber“, erklärte Kathrin Mahler-Walther von der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft in Berlin, die die Veranstaltung moderierte. Um in der Region besser voranzukommen, sei es notwendig, Gutes in der Öffentlichkeit aufzuzeigen, mahnte sie. Denn für Zurückhaltung gebe es keinen Grund. Wie man Frauen in Leitungspositionen bringt, stellte Diana Rosenberg dar. Sie zeigte auf, dass in ihrem Betrieb, dem Kaufland Logistikzentrum Osterfeld, eine Frau als Schichtleiterin eingesetzt werden sollte, die Frau sich das aber nicht zutraute, von heute auf morgen 30 Männer zu führen.

Mehr Unterstützung notwendig

„Mein Chef hat schon vor Jahren gesagt, ’man muss den Frauen was zutrauen’. Und genau das haben wir getan und ihr zugeraten“, sagte Diana Rosenberg. Die Geschäftsführung rede nicht nur, sondern unterstütze die Frauen in der täglichen Leitungsarbeit. Dem stimmte Horst Heller unbedingt zu: Es fehle vielen Frauen mitunter an Selbstvertrauen, wenn sie eine Führungsposition übertragen bekommen sollen. Justizministerin Angela Kolb erkannte das Problem sofort: „Man muss den Frauen mehr Mut machen und Anreize schaffen, dass das am Ende tatsächlich klappt.“