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Klingerweinberg Klingerweinberg: Premiere der besonderen Art

Von Helga Heilig 17.05.2004, 15:46

Naumburg. - Einer Premiere, die in mehrfacher Hinsicht eine besondere war, wohnten Sonntagabend 52 Gäste bei. Das Naumburger Tageblatt / Mitteldeutsche Zeitung präsentierte im Rahmen der Woche der Zeitung eine literarische Veranstaltung, in der erstmals Texte der Elsa Asenijeff ( 1867 bis 1941) zu Gehör gebracht wurden. Gelesen wurde ein Prosatext aus dem 1914 erschienenen lyrischen Roman "Hohelied an einen Ungenannten" sowie ausgewählte Gedichte aus weiteren Veröffentlichungen. Ihren lyrischen Roman hat Elsa Asenijeff anno 1910 an dem Ort begonnen zu schreiben, an dem auch die Lesung stattfand: auf dem Klingerweinberg bei Großjena. Vor allem in den letzten zehn Jahren hat die Biographie der Asenijeff, insbesondere in Leipzig, verschiedene Autorinnen und Autoren beschäftigt. Es gab diverse Veranstaltungen, in denen die Schriftstellerin und langjährige Lebensgefährtin des Bildhauers, Graphikers und Malers Max Klinger (1857 bis 1920) hauptsächlich als eine wichtige Vorreiterin der Emanzipation gewürdigt wurde. Jedoch gab es bis zum Sonntagabend noch keine öffentliche Lesung aus dem Werk der "Muse des Leipziger Literaturparnass". Das hatte seinen Grund vermutlich darin, dass die Veröffentlichungen von Elsa Asenijejff nur zu deren Lebzeiten und nur in kleinen Auflagen erschienen sind und deshalb heutzutage kaum noch zu erhalten sind. Zum anderen ist es sicher auch dem etwas gewöhnungsbedürftigen Duktus der Sprache geschuldet sowie den Themen, die die Autorin bewegten, dass die Texte derzeit nicht gefragt sind.

Obwohl für ihre Zeit außerordentlich emanzipiert, hat die ungewöhnliche Frau neben Max Klinger auch den Philosophen Friedrich Nietzsche in ihren Gedichten wie einen Helden verehrt und regelrecht in den Himmel gehoben. Dies ist heute nur schwerlich nachvollziehbar. Doris Becker, Maria Dietl-Beissel, Kristine Glatzel und Margret Weise haben dennoch keinen Moment gezögert, und der Autorin dieses Beitrags ihre Unterstützung für die Lesung zugesichert. Belohnt wurden sie am Ende der Lesung mit viel Beifall der Gäste.