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Klaus Tilles Erfolg gibt Kraft

Von MARIA BARSI 20.10.2008, 18:07

ZEITZ/MZ. - Doch er hatte Glück, als er in Mühlheim auf ein Industrieabbruch- und Containerdienst-Unternehmen traf, dessen Chef Jürgen Wellnitz 1990 mit ihm eine GmbH gründete. Sein eigener Fahrer war Tille am Anfang, als er gerade einmal über diesen einen Lkw und acht Container verfügte und froh war, dass seine Mutter Margarete ihm die Büroarbeit erledigte. Die Banken taten sich schwer mit der Finanzierung eines so kleinen Betriebes. Kredit für Container? Fehlanzeige. Unterstützung durch die Stadt Zeitz bei der Suche nach einem Grundstück? Fehlanzeige. Die Container finanzierte er sich je nach Kassenlage, Unterschlupf fand er zunächst auf dem Bauhof von Cornelia Schneider in der Geußnitzer Straße.

Glücklicherweise fand Tille mit seiner Geschäftsidee viel zu tun. Im Nu war das junge Unternehmen bei acht bis zehn Angestellten, sieben Lkw und mehr Containern, als dort in der Geußnitzer Straße Platz hatten. Die Treuhand bot ihm den Holzlagerplatz der "abgewickelten" Piano-Union in der Tröglitzer Straße an. Die Bedingung: Sofortige Schaffung von 25 Arbeitsplätzen, Übernahme und sofortige Bezahlung einer durch die Treuhand festgelegten Summe für das Holz. Gutes Holz lag da, Weiß- und Rotbuche, zum Teil allerdings bereits von ortskundigen Bürgern "wegorganisiert". Und der Markt bot damals sehr wenig Geld selbst für gutes Holz. Ein Kredit von der Bank? Wieder Fehlanzeige. Private Kredite musste er sich besorgen, um sein Unternehmen voranzubringen.

"Aber der Anfang war sehr hart", sagt Klaus Tille sinnend. Als sich Wellnitz, von dem er viel Unterstützung erfahren hatte, 1995 aus der GmbH zurückzog, stieg Schwiegersohn Jens Elle als Mitgesellschafter und Mitgeschäftsführer ein. Die Zeitzer Abbruch GmbH kam zur ursprünglichen Container-Transport GmbH hinzu und schließlich ergänzte die ETS Compact-Bau GmbH und ein Recyclinghof auf 32 000 Quadratmetern im Chemie- und Industriepark den Unternehmensverbund. Stück für Stück investierte Tille in diesen 18 Jahren fast unglaubliche 85 Millionen Euro in das Unternehmen.

Dass heute mehr als 60 Mitarbeiter in der Firma zu tun haben, macht ihn durchaus stolz. Nicht weniger als die 24 Lkw, 750 Container sowie insgesamt 18 Radlader und Kettenbagger und natürlich, wie könnte es anders sein bei einem langjährigen Kfz-Meister - die firmeneigene Werkstatt mit zwei Fachleuten, mit Waschplatz und vorschriftsmäßiger Ölabscheidertechnik. "Achtzig Prozent aller Reparaturen an unseren Fahrzeugen und Containern machen wir selbst, die Wartung und Pflege sowieso. Das wäre anders gar nicht bezahlbar", erklärt Tille. Auch einen fest angestellten eigenen Sicherheitsmann leistet sich das Unternehmen. Sozusagen aus bitterer Erfahrung heraus, seit dem Diebstahl von Lkw, Multicar, Rüttelplatten und sämtlichen Funkeinrichtungen aus den Lkw. "Unser Grundstück ist seitdem nie mehr unbewacht oder unbeleuchtet. Seitdem ist Ruhe", sagt er.

An den eigenen Ruhestand denkt Klaus Tille noch lange nicht. Gesundheitlich sei es nicht nötig und schließlich mache ihm die Arbeit noch viel Freude. Und mit der Familie an seiner Seite gäbe es ja auch eine Zukunft für das, was er heute tut.