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Karnevalsauftakt in Großgörschen Karnevalsauftakt in Großgörschen: Adonis im Kostüm nimmt Frauen Atem

Von Sabine Ernst 08.02.2002, 17:45

Großgörschen/MZ. - "Oh, wie ist das schön ... so was hat man lange nicht gesehen", tönt es Donnerstagnacht aus dem "Dorfkrug", einer Lokalität in Großgörschen. Und tatsächlich: Auf der Bühne im Veranstaltungssaal steht der Präsident der Karnevalisten des Sportvereins VfB Scharnhorst, Jörg Hexel, in geblümtem Kleid und Turnschuhen. Eine Handtasche schwingend moderiert er die erste Weiberfastnacht der Faschingsfreunde, zu der nur Frauen geladen sind.

Das Fest zur Fastnachtszeit ist den Weibern vorbehalten und gibt dem schwachen Geschlecht das Recht, Männern Befehle zu erteilen - befristet natürlich. An diesem Abend machen 180 Frauen von diesem Recht Gebrauch. Musik, Moderation, Show und Bedienung sind ab 20 Uhr Männersache. Frau lehnt sich zurück und genießt. Geschwiegen wird hingegen nicht. "Oh, wie ist das schön", brüllen die wilden Weiber. Da mag die Büttenrede noch so geschmacklos sein, wenn das Blumenkleid mit Turnschuhen die Faschingshymne anstimmt, kocht der Saal. "Großgörschen helau" und "Spanien olé", ruft Stefanie Surek. Die 18-Jährige ist als Indianerin verkleidet und schunkelt vergnügt zwischen Clownsnasen und Vampirzähnen.

Unterdessen präsentieren sich elf Schönheiten in zartem Rosa auf der Bühne. Man nennt sie die Exil-Prinzessinnen (Weiberrat) und betraut sie mit der Leitung der berauschenden Nacht. Neben kleinen Tanzeinlagen kümmern sie sich hauptsächlich um die Begutachtung der Showeinlagen.

Applaus bekommt das Drafi-Deutscher-Double, das Helge Schneider ähnelt. Bewundernde Blicke erntet die Playbackshow von Silvio Haring (31), genannt "Fisch". Mit lautem Jubel empfängt man die Tänzer in Matrosenkluft, die im Jugendclub der Gemeinde ausgebildet wurden. Und als sich dann ein professioneller Adonis aus seinem Faschingskostüm schält, hält es keine mehr auf ihrem Platz. Ein Küsschen, ein Autogramm oder ein Klaps auf das Hinterteil - zur Weiberfastnacht ist alles erlaubt. "Oh, wie ist das schön", singt Marlen Jäckel, die in ein Raubkatzenkostüm geschlüpft ist.

"Wir können schnell rennen", so Ralf Weber, der sich zur Feier des Tages die Kellnerschürze umgebunden hat. Im normalen Faschingstreiben des VfB Scharnhorst ist er Mitglied des Elferrates. Heute Abend jedoch bedient er mit drei Kollegen das kreischende Publikum.

Bis in die frühen Morgenstunden hinein - der letzte Gast verlässt den Festsaal gegen fünf Uhr - wird ausgelassen gesungen, getrunken und nach Herzenslust getanzt. Dass die Befehlsmacht nach 24 Stunden nun wieder in den Händen der Herren ruht, mag manchem Narren nach dieser Party entgegengekommen sein.