Kaninchensterben im Burgenlandkreis Kaninchensterben im Burgenlandkreis: Warum niemand weiß, ob es die China-Seuche ist

Zeitz - 30 Kaninchen hatte Bernd Raila. Geblieben ist ihm eines. „Noch lebt es“, sagt der Theißener, der die Welt nicht mehr versteht. Zwar sah das Sterben seiner Tiere innerhalb kürzester Zeit so aus, als seien sie der als Chinaseuche bekannten Virusinfektion Rabbit Haemorrhagic Disease, kurz RHD, zum Opfer gefallen, aber sie waren geimpft. „Sie haben alle zwei Impfungen gehabt“, erzählt er, „kann das Sterben einen anderen Grund haben? Ich bin ratlos. Was soll ich jetzt tun?“
Raila ist kein Einzelfall. Eine Frau aus der Elsteraue, die nicht mit Namen in der Zeitung erscheinen will, verlor fast 80 Tiere innerhalb von zwei Wochen. Auch sie betont, dass die Tiere geimpft gewesen seien, sie also keine Angst vor RHD hatte. Insgesamt meldeten sich fünf Kaninchenhalter, demnach betraf es fast 200 Tiere. Aber sprechen die Anzeichen tatsächlich für diese Seuche? Und was ist RHD überhaupt?
80 Kaninchen innerhalb von zwei Wochen in der Elsteraue gestorben
Andrea Krüger, Leiterin des Veterinäramtes des Burgenlandkreises, erklärt: „Die hämorrhagische Krankheit der Kaninchen, auch als Chinaseuche bezeichnet, ist seit den 1980er Jahren bekannt. Seit 2010 kann eine weitere Variante, RHDV-2 , nachgewiesen werden.“ Beide Varianten können zu plötzlichen Todesfällen innerhalb von zwölf bis 36 Stunden nach dem Auftreten von Fieber und untypischen Krankheitsanzeichen mit Apathie und Fressunlust führen.
„Diese Anzeichen können teilweise mit Atemwegs- und neurologischen Erkrankungen sowie Blutungsneigung verbunden sein“, so Krüger. RHDV-2 sei anhand der Krankheitssymptome nicht von der klassischen RHD zu unterscheiden. Wie viele Tiere eines Bestandes sterben, hängt unter anderem stark vom Immunstatus, Alter und dem Allgemeinzustande der Tiere ab. Einen Unterschied gibt es aber: Sehr junge Tiere, unter zwei Wochen, können sehr schwer an RHDV-2 erkranken. Und im Gegensatz zur klassischen RHD sind auch Feldhasen für RHDV-2 empfänglich.
Chinaseuche: Offizielle Warnung durch das Veterinäramt kann nicht erfolgen
Ob die Seuche jetzt gerade wieder grassiert und wie viele Fälle es aktuell geben könnte, das kann man seitens des Veterinäramtes nicht sagen. Und auch eine offizielle Warnung durch das Veterinäramt kann nicht erfolgen. „Die hämorrhagische Krankheit der Kaninchen ist keine anzeigepflichtige Tierseuche“, so Krüger, „die amtliche Maßnahmen nach sich ziehen müsste.“ Allerdings trat sie im vergangenen Jahr schon einmal vermehrt auf. Dennoch sollten geimpfte Tiere geschützt sein. Wenn sie richtig geimpft sind.
Der Zeitzer Tierarzt Karsten Drescher hat das schon einmal erklärt. Er bezieht sich auf die Empfehlung der ständigen Impfkommission des Veterinär-Bundesverbandes praktizierender Tierärzte, demzufolge eine zweimalige Impfung nötig ist, um einen vollständigen Impfschutz aufzubauen.
Chinaseuche bei Kaninchen: Auffrischung des Impfschutzes zweimal im Jahr
Empfohlen war ursprünglich gegen Myxomatose eine anschließende Auffrischung des Impfschutzes zweimal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst, und gegen China-Seuche einmal im Frühjahr. Drescher liegt eine Veröffentlichung vom Mai 2016 vor, wo eine neue Empfehlung bei RHDV-2 gegeben wird: Wiederholung der Impfung im Frühjahr und Herbst mit jeweils sechs Monaten Abstand. Also auch hier zwei Wiederholungen.
Das kostet, aber: Bei der Zulassung des Impfstoffs - es gibt zwei zugelassene Impfstoffe von einem Hersteller - wurde nachgewiesen, dass die zweimalige Grundimmunisierung bei 90 Prozent der geimpften Kaninchen den Schutz vor der Erkrankung bedeute, so Drescher, bei zehn Prozent könne es vorübergehend zu Fieber und Appetitlosigkeit kommen. In keinem Fall aber sterben so geimpfte Kaninchen an der Seuche.
Das wiederum macht die Frage nach der Ursache des Kaninchensterbens rund um Zeitz noch spannender. „Verendete Kaninchen können im Fachbereich Veterinärmedizin des Landesamtes für Verbraucherschutz Stendal auf das Vorkommen der RHD untersucht werden, die Abgabe solcher Proben ist im Veterinäramt des Burgenlandkreises möglich“, rät die Amtsleiterin. Nur das schafft Klarheit. Allerdings hat es bisher noch keiner der betroffenen Halter gemacht. (mz)