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Kabarett im Weißenfelser Kulturhaus Kabarett im Weißenfelser Kulturhaus: Ulknudeln auf Tugendpfad

Von Sabine Ernst 14.03.2002, 17:20

Weißenfels/MZ. - Wie bringt man einem Farbigen Grundzüge sächsischer Sprachkultur bei? Dürfen Kampfhunde in der CDU unangeleint toben? Und: Hebt ein Hakenkreuz im Straßenverkehr die Ampelregelung auf? Man wird doch wohl mal fragen dürfen - findet das Kabarettisten-Trio der Leipziger Funzel. Ihr bissiges Programm "Deutsche Light-Kultur" zieht am Mittwochabend über einhundert Freunde des politischen Kabaretts in das Weißenfelser Kulturhaus. Der Große Saal der Einrichtung ist gut gefüllt - für die scharfen Zungen aus der Sachsenmetropole an der Pleiße wohl eine recht ungewöhnliche Atmosphäre.

In Begleitung ihres Pianisten wettern die Ulknudeln Renate Hundertmark, Katherina Brey und Thorsten Wolf über deutsche Befindlichkeiten. Mal schräg, wie in der Nummer "Waaaaahnsinn", in der sich der Jacob wieder auf das Kreuz legt. Und dann recht schrill in der Szene "Fick for Fun", in der eine Domina im FDJ-Hemd auf das Publikum los geht. Das ist Erziehung damals und heute knallhart vereint. Beifall ernten besonders leichte Figurenspezialitäten: Ein deutscher Klomann und die besagte herrschsüchtige Dame im knappen Lackkostüm, gespielt von Wolf und Brey. Die Beiden strapazieren das Zwerchfell der Besucher, die sich die gewissenlose Gesellschaft bei einem gemütlichen Glas Wein vorführen lassen. "Die Deutschen jammern auf hohem Niveau", sagt Thorsten Wolf, der Kabarettist, der das Bühnengeschehen dominiert. Da können die Frauen - im Versuch den Krieg ein bisschen weiblicher zu machen - noch so im Gleichschritt marschieren. Hygiene statt uniformierter Zärtlichkeit.

Unter der Regie von Peter Tepper absolvieren die drei "Light-Kult-Figuren" ein Programm, dem es mitunter an Originalität fehlt. Da möchte man auf den "Tugendpfad der Deutschen Leitkultur" zurückführen und bleibt zum Teil in veralteten Gags zwischen Analerotik und Zlatkos Containerwelt stecken. Wie man sich ein Deutschländerwürstchen verinnerlicht und welche Folgen das für das Nationalbewußtsein hat, wissen die Gäste nun. Und da man selbst scheinbar nicht zu denen gehört, die die Leid-, Light- oder Leitkultur zu verantworten haben, ist das Gewissen am Ende ungemein beruhigt.