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Jugendherberge Kretzschau Jugendherberge Kretzschau: Helfer stoßen auf Engpässe

Von Claudia Petasch 07.03.2016, 08:41
Anja Reissmann
Anja Reissmann Marco Junghans

Kretzschau - In der Jugendherberge in Kretzschau - als Außenstelle der Zentralen Aufnahmestelle in Halberstadt (Zast) - leben derzeit 100 Flüchtlinge. Sie kommen aus Syrien, dem Irak und Afghanistan. Es sind vor allem Familien mit Kindern, die in Kretzschau so lange wohnen, bis sie auf die Landkreise aufgeteilt werden, sagt Anja Reissmann vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). Sie betreut die Flüchtlinge und informierte am Sonntag im Rahmen des „Bürgerkaffees“ in der Jugendherberge.

Es war die erste Veranstaltung nach dem Jahreswechsel, zu der Kretzschaus Bürgermeisterin Anemone Just in die Herberge eingeladen hatte. Ziel der sonntäglichen Informationsrunden ist es, den Helfern in der Flüchtlingsarbeit und den interessierten Bürgern wichtiges zum Thema Asyl, Asylpolitik und Flüchtlingsarbeit mitzugeben. Damit nicht Gerüchte und Unwahrheiten gestreut werden und so für Verunsicherung in der Bevölkerung sorgen.

Zahlen und Fakten

Stefan Leier, der als Referent für den Bundestagsabgeordneten Dieter Stier (beide CDU) tätig ist und sich in der Jungen Union engagiert, hatte Zahlen und Fakten zur Asylpolitik im Gepäck. Im vergangenen Jahr wurde rund eine Million Flüchtlinge in den Erstaufnahmeeinrichtungen erfasst. 442.000 stellten danach einen Antrag auf Asyl. Ein Großteil der anderen wartet noch auf den Termin zur Antragstellung. Damit das künftig besser funktioniert, hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge rund 4.000 zusätzliche Stellen geschaffen. Die Mitarbeiter sollen helfen, den Antragsstau abzuarbeiten. „Das ist erst einmal eine Herausforderung, die sie meistern müssen. Dazu braucht es auch fähige Leute“, sagt Leier. Es wird nicht einfach, 4.000 mit dem entsprechenden Fachwissen zu finden. Deswegen wurden auch schon ehemalige Mitarbeiter aus dem Ruhestand zurückgeholt.

Einen weiteren Engpass gibt es in den Kommunen, in denen die Asylbewerber untergebracht werden, wenn sie die Zast verlassen. Anja Reissmann sagt, dass es vor allem an Sozialarbeitern fehlt, die die Flüchtlinge vor Ort unterstützen. Erst vor kurzem sind 100 von ihnen aus Kretzschau auf die Landkreise Anhalt-Bitterfeld und Wittenberg verteilt wurden. Doch dort fehlt es oft an Helfern, die den Flüchtlingen bei den ersten Schritten in der neuen Stadt helfen. Dazu gehört der Weg zum Arzt oder die Begleitung zu Behörden. „Es sind zu wenig Sozialarbeiter und oft sind die Wohnungen nicht rechtzeitig fertig“, weiß Reissmann.

Helfer stoßen an Grenzen

Auch in Kretzschau stoßen die Helfer oft an ihre Grenzen, vor allem, wenn es um die medizinische Versorgung geht. Viele Ärzte sind ausgelastet, können keine Patienten mehr aufnehmen. „Doch wir haben viele Schwangere hier, die zu Vorsorgeterminen müssen“, sagt Reissmann. Eine Droyßiger Ärztin, die sich seit der Ankunft der Flüchtlinge in Kretzschau ehrenamtlich engagiert, steht dem DRK weiter zur Verfügung und unterstützt, wie es ihre Möglichkeiten zulassen. Auch ein Sanitäter des DRK kommt einmal in der Woche in die Jugendherberge. Die Bundeswehr hatte bis zum Jahresende Unterstützung bei der medizinischen Versorgung geleistet.

Das sind nur einige Probleme, mit denen etliche Kommunen angesichts der vielen Flüchtlinge zu kämpfen haben. Das zu meistern, wird eine Aufgabe in diesem Jahr sein, schätzt Leier ein. Aber auch die Integration der Menschen ist eine Herausforderung in den kommen Monaten und Jahren.

Vertrag endet im April

In den nächsten Wochen rechnet Reissmann noch einmal mit der Ankunft weiterer Flüchtlinge in Kretzschau, denn Mitte März werden die Jugendherbergen Naumburg und Nebra nicht mehr als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung stehen. Der Vertrag mit der Jugendherberge in Kretzschau als Außenstelle der Zast endet Mitte April. Bis Ende März soll bereits die Kleiderkammer geräumt werden. Die Spenden, die dort noch lagern, sollen an das DRK gehen.

Am kommenden Sonntag sind ab 10.30 Uhr die Mediziner Amin Yousef und Bassam Al-Khouri aus Weißenfels zu Gast und erzählen von ihren Erfahrungen mit Migration und Integration. (mz)

Stefan Leier
Stefan Leier
Marco Junghans