Interview mit Jennifer Rush Interview mit Jennifer Rush: Schwarzbiernacht-Auftritt in "zweiter Heimat"

Zeitz/New York/MZ - Jennifer Rush ist für ihren Hit „The power of love“ berühmt, für welliges Haar und Lederkleidung bekannt. Aber wer weiß schon, dass sie eigentlich Heidi Stern heißt, deutsch spricht und jahrelang auch hier gewohnt hat? - Vor ihrem Abflug nach Deutschland hat Julia Reinard die Sängerin per Telefon interviewt - und eine gut gelaunte 52-Jährige erlebt, die zum Teil auf Englisch, zum Teil auf Deutsch antwortete.
Ich erwische Sie vor Ihrem Abflug aus New York. - Ich dachte, Sie leben in London?
Rush: 2010 bin ich mit meiner Tochter aus London zurückgekehrt. New York ist der Ort, aus dem wir kommen, hierhin wollte ich zurück, wenn ich erwachsen bin. Hier fühle ich mich heimisch.
Sie erwähnen Ihre Tochter. Wie alt ist sie?
Rush: Schon 20. Sie ist gerade in China, studiert an der Universität.
Oh, sie ist nicht im Musikgeschäft!?
Rush: Glücklicherweise nicht.
Warum - ist es ein fieses Geschäft?
Rush: Nein, es ist großartig. Aber man muss auch Glück haben. Bei mir war das der Fall. Meine Brüder und mein Vater sind auch im Musikbusiness; sie leben zwar davon, aber gerade so. - Bei mir lief es fantastisch. Aber ich würde heute allen raten: Macht erst ein Studium und dann Musik.
Fantastisch trifft es, wenn man auch nur an Ihren Megahit „Power of love“ denkt. Spielen Sie den heute Abend?
Rush: Ja, natürlich. Die Besucher wollen die alten Songs hören, weil sie sie kennen. Ich spiele welche von früher und aktuelle.
Beim jüngsten Album von 2010, wie würden Sie da Ihren Stil beschreiben?
Rush: Das wird man jedes Mal gefragt, aber kann es nie beantworten. Ich habe zwei Jahre intensiv daran gearbeitet und es ist das erste Album, bei dem ich kein Lied geschrieben oder komponiert habe. Die eigenen hebe ich mir fürs nächste Album auf.
Sind so große Shows nicht ganz schön anstrengend?
Rush: Anstrengend hat so einen negativen Touch ... Ich würde sagen, sie sind eine Herausforderung. Aber das sind auch andere Dinge, die ich mache - auch Studioaufnahmen beispielsweise.
Wie kann ich mir Ihre Show vorstellen?
Rush: Ich bringe dieses Mal meine ganze Band mit - und dann geht es los.
Waren Sie schon mal in Zeitz?
Rush: Nein, noch nie. In den neuen Bundesländern schon, aber dort noch nicht. - Als das Hochwasser war, war ich sehr betroffen. Meine Mutter hat mir aus München immer berichtet, wie es in Deutschland aussieht. Als das Konzert abgesagt wurde, war es mir wichtig, einen Ersatztermin zu finden. Ich hatte mir Bilder im Internet angesehen und gedacht: die Armen.
Ich höre, Sie sind eng verbunden mit Deutschland.
Rush: In der Tat. Ich liebe es, nach Deutschland zu kommen. Es ist für mich die zweite Heimat. Ich spreche ein wenig die Sprache und war auch jahrelang hier zu Hause.
Ich habe jetzt erst gelesen, dass Sie mit bürgerlichem Namen Heidi Stern heißen.
Rush: Das ist wahr. Das war nie ein Geheimnis, aber in letzter Zeit werde ich oft darauf angesprochen.
Wie wurden Sie Jennifer Rush?
Rush: In den 80er Jahren hatten die Manager ein Problem mit mir. Sie sagten, der Name Heidi Stern klinge deutsch, dabei sähe ich gar nicht so aus. Sie wollten einen anderen Namen. Da kam ich mit dem Vorschlag „Samantha Rush“. Samantha fanden die nicht gut und haben im Sekretariat gefragt, welcher Name den Frauen dort gefallen würde - heraus kam Jennifer. Seitdem bin ich Jennifer Rush - auch in meinem Ausweis.
Sie erwähnen die 80er, Ihre größte Zeit, ist das Publikum aus der Generation?
Rush: Erstaunlicherweise nicht. Es sind auch junge Leute im Publikum. Ich glaube, das liegt unter anderem am Internet, weil man alle alten Sachen dort findet. Das sehe ich an meiner Tochter, die darüber die Beatles für sich entdeckt hat.