Internationales Team gräbt in Breitenbach
Halle/MZ. - BREITENBACH / MZ- Breitenbach atmet internationales Flair. Seit April sind in dem Ort der Verwaltungsgemeinschaft Droyßiger-Zeitzer Forst Studenten am Werk. Sie kommen unter anderem aus Argentinien, Amerika, Großbritannien, Spanien, Frankreich und Italien. Die jungen Leute bringen nicht nur Grabungserfahrungen mit, sondern auch viel Enthusiasmus.
Mit ihrer Arbeit unterstützen sie das Römisch-Germanische Zentralmuseum in Mainz, das in Kooperation mit dem Landesmuseum für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt auf einer 10 000 Quadratmeter großen Fläche nach Funden und Befunden gräbt. Dass ausgerechnet in Breitenbach umfangreiche Ausgrabungen laufen, hat einen Grund. 1920 wurden hier erste Funde gesichert. Darunter charakteristische Geräte des Aurignacien (älteste archäologische Kultur der jüngeren Altsteinzeit in Europa) wie Kratzer, retuschierte Klingen, Sticheln sowie ein Knochen mit parallel verlaufenden Ritzlinien. Der diplomierte wissenschaftliche Mitarbeiter im Forschungsbereich Altsteinzeit am Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz Olaf Jöris spricht von einer spärlichen Publikation, die jetzt ergänzt werden soll.
Andreas Siegl vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und seine Mitarbeiter können bereits erste Erfolge verbuchen. Sie stießen auf Scherben aus der Linienbandkeramik. "Dabei handelt es sich um Gefäße mit Henkeln und Knubbeln. Zur Verzierung wurden keine klassischen Linien eingeritzt, sondern plastische Leisten als Relief aufgesetzt", beschreibt der Ausgrabungstechniker das Fundstück aus der Jungsteinzeit (um 5000 vor Christi). Auch Reste eines Ofens, der den Siedlern vermutlich als Kochstelle diente, legten die Ausgräber frei.
Sämtliche Funde werden fein säuberlich dokumentiert und wie ein Puzzle zusammengefügt, um ein Bild vom Leben der Menschen in der damaligen Zeit zu bekommen. Die Siedler waren in erster Linie Ackerbauer und Viehzüchter, weiß Siegl und zeigt auf einen Stein, der als Unterlegstein für eine Reibemühle diente. Auf ihm wurde das Getreide - Emmer und Einkorn - zermahlen. Die Frauen, Männer und Kinder lebten in einer dörflichen Siedlung zusammen. Die Häuser hatten teilweise eine Länge bis zu elf Metern.
Während sich Siegl und seine "Mannen" der Jungsteinzeit widmen, geht Jöris und seine Gruppe auf dem Fundplatz in Breitenbach den Zeugnissen der Altsteinzeit nach. "Wir erforschen, wie sich der bereits moderne Mensch 40 000 Jahre vor heute im Freiland bewegte." Zu jener Zeit herrschte ein extrem kontinentales Trockenklima. Die damalige Landschaft vergleicht Jöris mit der jetzigen Prärie in Nordamerika. Zu den Tieren zählten neben dem Pferd unter anderem das Mammut, das Wollnashorn und der Eisfuchs. Sie hatten sich der Kälte angepasst. Die Jäger und Sammler zogen den Tieren hinterher. Bisher ging man davon aus, dass die Menschen in kleineren Gruppen zusammenlebten. Das 10 000 Quadratmeter große Terrain in Breitenbach lässt vermuten, dass sich hier viele kleine Gruppen in Abständen zusammenfanden, was für einen dörflichen Charakter spricht. Häuser gab es nicht, man lebte wie die Nomaden in Zelten. Jöris zeigt auf einen Eiskeil, der sich im Querschnitt der Erdschichten abhebt. Er legt Zeugnis darüber ab, wie intensiv die Frostbildung vor 25 000 Jahren war. Am Fundort Breitenbach wurden aus der Altsteinzeit unter anderem verbrannte Tierknochen, Steingeräte und ein Riesen-Stein, der vermutlich zum Beschweren diente, freigelegt.