Integrative Grundschule Bergsiedlung Integrative Grundschule Bergsiedlung: Kinder lernen auf Augenhöhe
zeitz/MZ. - "Meine Lieblingsfarbe ist rot", sagt der kleine Florian und strahlt dabei über das ganze Gesicht. In der Schule mag er am liebsten Sport. Er ist immer in Bewegung, läuft gern, rennt und spielt in seiner Freizeit Radball. In der Klasse neben ihm sitzt Monika Müller. Sie hilft dem Jungen beim Aus- und Einpacken der Schulsachen, schaut ihm im Unterricht genau über die Schulter und begleitet ihn. Denn Florian ist anders als andere Kinder. Er hat einen besonderen Förderschwerpunkt in der geistigen Entwicklung. Und der Wunsch seiner Erziehungsberechtigten war es, dass er in einer ganz normalen Grundschule lernt. Aus diesem Grund stehen ihm Monika Müller als Integrationshelferin und Kerstin Jelinek als spezialisierte Pädagogin zur Seite.
"Ein solches Kind in den Alltag einer normalen Grundschule zu integrieren ist immer eine ganz besondere Herausforderung und vom konkreten Einzelfall abhängig", sagt Schulleiterin Karla Wiemer. Für Florian sei es bisher die richtige Entscheidung gewesen - ein gelungenes Beispiel für die Integration mit gleichaltrigen Kindern. "Es hat seine Entwicklung nachhaltig gefördert. Er kann gut im Zahlenraum bis zehn rechnen und ist in der Klasse anerkannt", sagt Kerstin Jelinek. Sie erstellt einen speziellen Förderplan für Florian und begleitet ihn im Unterricht. So arbeitet der Junge zwar am selben Lernthema wie seine Mitschüler, aber eben auf sein individuelles Leistungsniveau angepasst. Dabei besucht er das dritte Jahr die Schuleingangsphase (SEP).
Inklusion heißt das Wort, das Behinderten das Recht auf Individualität und Teilhabe gesetzlich einräumt. Allein neun solche Kinder lernen in der Grundschule in der Zeitzer Bergsiedlung. Es sind Mädchen und Jungen mit körperlichen und motorischen Entwicklungsstörungen und auch Kinder mit sozial emotionalen Entwicklungsverzögerungen. Ein Junge zum Beispiel sprach lange Zeit nicht ein einziges Wort, ein anderes Kind sitzt im Rollstuhl. So ist die ganze Schule samt Schulhof natürlich barrierefrei.
Für jeden Schüler gibt es ganz individuellen Förderbedarf und eigens auf sie abgestimmte Lehrpläne. Die Schule von heute ist kompliziert geworden, denn darüber hinaus kommen allein an dieser Einrichtung noch weitere neun Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit (ADS) und Hyperaktivität, weitere neun mit Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) und vier mit Dyskalkulie hinzu.
"Florian wäre heute noch nicht so weit, wenn er bisher nicht so individuell gefördert worden wäre", schätzt Kerstin Jelinek ein. Auch sein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wurde in der Grundschule gestärkt. So ist er lebenslustig und in der Klasse anerkannt. Und für die Mitschüler ist es mittlerweile normal, dass Florian immer eine Begleiterin an seiner Seite hat. "Ich gehe gern in die Schule, am liebsten jeden Tag", strahlt der nette und freundliche Junge.