Insekten in Zeitz Insekten in Zeitz: Blumenwanzen belagern Häuserfassade

Zeitz/MZ - Mittwochnachmittag, drei Uhr: Es kribbelt und es krabbelt. Die Fassade an den Eingängen 6 und 7 in der Robert-Schumann-Straße in Zeitz ist mit kleinen schwarzen Punkten übersät. Es sind Insekten, die sich hier zuhauf niedergelassen haben und den Bewohnern das Leben schwer machen. „Wir fühlen uns belästigt und in unserer Lebensqualität eingeschränkt“, sagt Hannelore Walther (66). Fast automatisch streicht sie sich mit der Hand durchs Haar. Jedes Mal, wenn sie vor die Haustür trete, habe sie das Gefühl, einige von den kleinen Plagegeistern auf dem Kopf zu haben. Und das Gefühl trügt nicht. Die kleinen Biester sind überall: in Massen an der Fassade des überdachten Eingangs, an der Hausfassade an sich, auf den Fensterbrettern, an den Fensterrahmen und rasch auf dem Kopf. Bis in die Wohnungen dringen sie vor.
Blumenwanzen sind nach Aussage der Schädlingsbekämpfer nützliche Insekten, weil sie Blattläuse fressen. Die Vorliebe für Spinnmilben mache Blumenwanzen zu Freunden vieler Obstgärtner, heißt es im Internet.
Birkenwanzen sind - wie die Blumenwanzen - für den Menschen in keiner Weise gefährlich. Das geht unter anderem aus einer Veröffentlichung des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg hervor. Sie können bei massenhaftem Auftreten als lästig und ekelig empfunden werden.
Weil man sie nach den Worten von Hannelore Walther unweigerlich mit hineinträgt. Oder sie schaffen es irgendwie selbst durch die geschlossenen Fenster, so Mitbewohnerin Hiltrud Bock (64). Bereits im fünften Jahr würden die Frauen das vermehrte Aufkommen der Tierchen beobachten, aber so schlimm wie in diesem Jahr sei es noch nicht gewesen. Sie sorgen sich, dass mit den Insekten möglicherweise irgendwelche Krankheiten übertragen werden könnten. Doch diese Sorgen kann ihnen genommen werden. Der Zeitzer Schädlingsbekämpfer Eduard Meyer hat die Plagegeister identifiziert. Demnach sind es Blumenwanzen. Und die sind für den Menschen nicht gefährlich. Das bestätigt auch Ina Schmidt. Die promovierte Medizinerin ist stellvertretende Amtsärztin des Burgenlandkreises.
Sie bewertet die Situation als „nicht schön, aber ungefährlich“. Genauso sieht es auch der Vorsitzende vom Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verband (DSV) Torsten Peukert. Allerdings bestätigen die Fachleute auch, dass die Tierchen in der Masse, wie sie in einem Teil der Robert-Schumann-Straße auftreten, auf jeden Fall lästig sind. Das bestreitet auch Frank Stützer nicht. Er ist Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft Wohnbau Theißen und Vermieter. Allerdings sagt er auch, dass die Tiere nicht rund um die Uhr in dieser Masse zu sehen seien. Vor allem kämen sie in der Mittagszeit und am Nachmittag, wenn zuvor die Sonne geschienen hat. Er geht davon aus, dass man in der Nacht dennoch Fenster öffnen könne. Auf jeden Fall wolle er das Problem mit Schädlingsbekämpfern bereden, um zu sehen, was man tun könne, um der Belästigung der Mieter Herr zu werden. Er wolle das Problem schließlich nicht im kommenden Jahr wieder haben, so Stützer.
Vermutlich entwickeln sich die Blumenwanzen vor allem an den Birkenstämmen, die hinter dem Block vermehrt stehen. Denkbar ist demnach auch, diese Bäume zu fällen und Ersatz zu pflanzen. Das Fällen gehe allerdings nicht ohne Zustimmung der Stadt. Und zudem stoße eine solche Maßnahme immer wieder auf Gegenwehr. Allerdings hält auch Lutz Mittendorf, Chef des für Sachsen-Anhalt zuständigen DSV-Landesverbandes Mitte, es für sinnvoll, die Birken zu fällen. Insektenfallen würden wenig bringen und beim Einsatz von Insektiziden bestehe immer die Gefahr „auch die zu treffen, die man gar nicht treffen will“. Und so richtige Erzfeinde in der Natur hätten die Blumenwanzen auch nicht. Sie sondern bei Gefahr ein übelriechendes Sekret ab. Auf Nachfrage der Stadtverwaltung gab es allerdings ein klares Nein zu einer Fällgenehmigung. Im Rathaus geht man davon aus, dass es sich um Birkenwanzen handelt, die saisonbedingt auftreten. Würde man die Birken fällen, dann würden die Insekten auf andere Pflanzen übergehen.