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Hubert Heger Hubert Heger: Dieser Künstler prägte Zeitz

Von Angelika Andräs 09.04.2017, 10:00
Titelblatt von Hubert Heger
Titelblatt von Hubert Heger MZ/Repro

Zeitz - Viele Namen sind mit Zeitz verbunden. Oft hat man sofort ein Bild vor Augen. Für viele Zeitzer entsteht beim Namen Heger das Bild eines Schaufensters voller kunstgewerblicher Dinge, die Dorothea Heger in der Brüderstraße anbot. Oder man trifft den noch in Zeitz lebenden Albrecht Heger, bekannt noch aus Theater-Zeiten als Malsaalvorstand, bekannt über Stadtgrenzen hinaus als Maler und Grafiker.

Doch vor allem drängt sich ein Name ins Bewusstsein: Hubert Heger. Vermutlich der Zeitzer Werbegrafiker schlechthin. Und das nicht nur, weil das wunderbare Logo des Zeitzer Schlossmuseums von ihm geschaffen wurde und noch heute alle Anforderungen erfüllt, die man an ein solches Erkennungszeichen stellt.

Am Samstag wird eine Ausstellung zu Hubert Heger in der Moritzburg Zeitz eröffnet

Hubert Heger starb am 14. April 1987. Am Samstag, 8. April, wird eine Ausstellung in der Moritzburg eröffnet, die einen Einblick in das vielseitige, beeindruckende und immer wieder neu zu entdeckende Werk des Künstlers - Malerei, Grafik, Kalligrafie und Gebrauchsgrafik - gibt.

Am 3. September 1948 stieg ein junger, magerer Mann in Zeitz aus dem Zug. Es war sein Geburtstag, er wurde 25 Jahre alt. Der junge Mann war Hubert Heger. Er kam aus der Wüste, nach viereinhalb Jahren aus einem Gefangenenlager im Suezgebiet in Ägypten. Nach Zeitz kam er, weil es seine Eltern aus Sudetendeutschland hierhin verschlagen hatte. Sonst kannte er niemanden in dieser Stadt. Und er ahnte damals sicher auch nicht, dass sich das bald und grundlegend ändern und sein weiteres Leben grundlegend bestimmen sollte. 

Künstler Hubert Heger stammte aus einfachen Verhältnissen in Deutsch Bielau

Heger stammte aus einfachen Verhältnissen in Deutsch Bielau, hatte zwei Geschwister. Seine Eltern waren Arbeiter. So war seine Kindheit arm, zumindest äußerlich, aber innerlich reich. Er malte und bastelte gern. War ein Naturtalent. Vor allem seine zeichnerische Begabung blieb nicht verborgen und fiel auch seinen Lehrern auf.

Doch seinen Eltern fehlten die Mittel, dass er mehr daraus hätte machen können. Zumindest aber kam Hubert Heger zu einem Dekorationsmaler in die Lehre. Abschließen konnte er die Ausbildung nicht, der Krieg begann. Er wurde Soldat, kam nach Afrika. Hier schließt sich der Lebenskreis, der ihn nach Zeitz führte.

Werbeatelier Utech in Zeitz als Anlaufstelle für Hubert Heger

In der Hoffnung, eine Beschäftigung zu finden, die mit Malen, Formen, vielleicht sogar mit Kunst etwas zu tun hat, wurde er auf Werbetafeln in den Zeitzer Geschäften aufmerksam. Er suchte sozusagen deren Ursprung und stand so eines Tages in dem kleinen Werbeatelier Utech, das Dorothea Utech betrieb, die es aus Pommern nach Zeitz verschlagen hatte, wo sie allerdings nicht lange bleiben wollte.

Doch die junge Frau hatte schon ihre Hilfskräfte entlassen müssen, was sollte sie da mit dem jungen Mann, der einfach in der Tür stehen blieb und anbot, sogar unentgeltlich zu arbeiten, wenn er nur arbeiten dürfe. Lag es an dieser Haltung oder an dem Mann mit dem interessanten Gesicht selbst, sie ließ sich zumindest sagen, wo er zu erreichen war.

Hubert Heger begann ein Studium an der Hochschule für Grafik in Leipzig

Und als einige Tage später das Werbeatelier den Auftrag erhielt, 24 Sporturkunden zu schreiben, da ließ es Dorothea Utech auf einen Versuch ankommen. Von den Proben, die er ihr lieferte, schwärmte sie noch viele Jahre später. Die nächste Urkunde war ein Jahr später die Heiratsurkunde. Dann kamen für den Mann noch einmal Lehrjahre, er begann ein Studium an der Hochschule für Grafik in Leipzig.

Viele Jahre sollte er den Pinsel in der Hand halten und unzählige Tafeln, Wände und Messestände gestalten in einer akkuraten Schrift und Vielfalt - wie gedruckt. Außerdem warf er Porträts in leichten Strichen auf das Papier und zeichnete damit Charaktere so klar, wie sie kaum in Worte zu fassen sind. Er ließ Aquarelle in zarten Farben verschwimmen, machte Landschaften in zartem Pastell lebendig. Selbst seine ausdrucksstarken Bilder in Öl bestätigen ihn als Meister seines Fachs, zeigen aber deutlich, was für ein vielseitiger Künstler er war, was er als Mensch aufnehmen und jederzeit reproduzieren konnte.

In der „Zeitzer Heimat“ standen nicht nur die Namen von Lebek und Heger oft nebeneinander

Es gab wohl keinen Zeitzer Betrieb, den nicht das Logo oder das Schaufenster zum 1. Mai oder der Messestand mit dem Namen Heger verband. Das Zeichen der Zeitzer Musikschule, das Titelblatt des „Zeitzer Ornithologen“, die Illustrationen zur „Vergrabenen Truhe“ oder den „Holzlandgeschichten“ - alles Heger.

In der „Zeitzer Heimat“ standen nicht nur die Namen von Lebek und Heger oft nebeneinander, auch ihre Grafiken. Und als es in Zeitz an die 1.000-Jahr-Feier ging, da gingen Hegers gleich mehrfach als Sieger im Wettbewerb um die Entwürfe für Plakate und Souvenirs hervor. Bei einem Wettbewerb, wohlgemerkt, bei dem die Arbeiten nicht unter dem Namen, sondern unter Nummern eingereicht waren. Und beim großen Festumzug im Jahre 1967, da rollten gleich mehrere Wagen, an denen heute „made by Heger“ stehen würde.

Allein 13 Jahre war Hubert Heger im Zeitzer Museum tätig

Allein 13 Jahre war Hubert Heger im Zeitzer Museum tätig, einige Zeit davon freiberuflich. Er arbeitete nicht nur als Grafiker, Ausstellungsgestalter, Verantwortlicher für die Gemäldesammlung, Zirkelleiter und wenn nötig   als Elektriker, sondern auch nächtelang: Ohne Heizung, im dicken Pullover beschriftete er  Tafeln zur Stadtgeschichte, bemalte Wände, bereitete Ausstellungen vor. Es wäre müßig, alle Betriebe, Einrichtungen, Geschäfte zu nennen, deren Schild, Briefkopf oder Logo von Heger stammte.

Und als Maler hätte noch so viel vor ihm gelegen. Doch er erlitt bereits mit 59 Jahren einen Herzinfarkt, es folgten fünf Schlaganfälle. Viereinhalb Jahre war er gelähmt, zur Ruhe verdammt, die er doch immer gemieden hatte. Am 14. April 1987 starb er.
Die Ausstellung „Hubert Heger - Kunst & Leben“ wird eröffnet am Samstag, 8. April, 15 Uhr in Schloss Moritzburg. Es sprechen Albrecht Heger und Roland Rittig.  Winfried Radziejewski spielt böhmische Weisen von Smetana. (mz)