Holzschnitte von Eugen Dörr erzählen viele Geschichten
ZEITZ/MZ. - "Ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind, um die Holzschnitte meines Mannes zu bewundern", sagte Ilse Dörr zur Eröffnung der Ausstellung "Zwischen Tag und Traum" mit Holzschnitten ihres verstorbenen Mannes Eugen K. Dörr im Kunst- und Museumspädagogischen Zentrum "Johannes Lebek" in Zeitz. Ilse Dörr ist die Bewahrerin des künstlerischen Vermächtnisses des Holzschneiders. Die fast 91 Jahre alte Frau kümmert sich auch um die Ausstellungen. In Zeitz übernahm sie alle Kosten der Ausstellung bis hin zu Plakaten und Einladungen.
Die im Lebek-Zentrum im Torhaus von Schloss Moritzburg gezeigten Werke schenkte sie dem Schlossmuseum, dem sie außerdem noch 500 Euro spendet. Die Vernissage am Internationalen Denkmaltag war also durchaus erfolgreich für das Zeitzer Museum. Auch, weil kein Stuhl leerblieb und sich einige Dutzend Besucher nach dem kleinen Eröffnungsprogramm Zeit nahmen für die Ausstellung - und für Kaffee und Kuchen, ebenfalls spendiert von Ilse Dörr.
Die erinnerte sich immer wieder an das Leben mit ihrem Mann und ihre Teilhabe an seiner Kunst: "Wir hatten ein schönes Leben und Kontakt zu vielen Künstlern." Vor allem aber pflegten Dörrs einen Künstlerstammtisch in ihrem Haus in Mannheim. "Da sind auch viele Sänger gekommen, Maler, Holzschneider", zählte Ilse Dörr auf, "auch die, die nichts gemacht haben, sind gern gekommen." Das Atelier, in dem Dörr tausende von Holzschnitten fertigte, sieht noch genauso aus, wie er es hinterließ, als er 1983 im Alter von 70 Jahren unerwartet starb. Zu seinem Lebenswerk gehören neben Gemälden, Linolschnitten und Skizzenbüchern etwa 1 000 Holzschnitte, die zumeist in kleiner Auflage entstanden. Bestimmte Themen ziehen sich durch Dörrs Lebenswerk: Tiere, Pflanzen, Städte- und Menschenbilder, Kinder, religiöse Motive, Märchen, aber auch Phantasiefiguren und -szenen mit Schreckensvisionen. Jeder seiner Holzschnitte, so wie sie noch bis Ende August in Zeitz zu sehen sind, erzählt in sich eine Geschichte. Und verrät etwas über Dörr. Über die Genauigkeit, mit der er arbeitete, wie sich bei ihm ganz offensichtlich Handwerk und Phantasie, Gefühl und Kreativität verbanden zu ausdrucksstarken Arbeiten.
Die Ausstellung ist die zwölfte, die im Lebek-Zentrum eröffnet wurde, wie Ulrike Trummer in ihrer Einführung sagte. Die Museumsmitarbeiterin hatte die Sonderschau voller Engagement vorbereitet. Dem Anliegen des Zentrums, dem Holzschnitt in seiner Vielfalt gerecht zu werden, erweist "Zwischen Tag und Traum" einen großen Dienst.
Die Ausstellung ist Dienstag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr und nach Vereinbarung zu sehen. Telefon 03441 / 68 81 51