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Hochwasserfolgen in Wetterzeube Hochwasserfolgen in Wetterzeube: Abschied vom Hof

Von Yvette Meinhardt 26.06.2013, 18:13
An der tiefsten Stelle von Wetterzeube steht dieses Fachwerkhaus. Die Weiße Elster überflutete das komplette Erdgeschoss. Hausbesitzer Detlef Stiller räumt mit Tochter Susanne auf, packt die Koffer und verlässt den traditionellen Dreiseithof.
An der tiefsten Stelle von Wetterzeube steht dieses Fachwerkhaus. Die Weiße Elster überflutete das komplette Erdgeschoss. Hausbesitzer Detlef Stiller räumt mit Tochter Susanne auf, packt die Koffer und verlässt den traditionellen Dreiseithof. Helga Freund Lizenz

Wetterzeube/MZ - „Ich muss mein Haus verlassen“, sagt Detlef Stiller und zuckt dabei hilflos mit den Schultern. Er wohnt an der tiefsten Stelle in Wetterzeube. Das Grundstück war nicht zu halten. Zu gewaltig waren die Wassermassen der Weißen Elster, die das kleine Fachwerkhaus gnadenlos überfluteten. „In nur einer Stunde stieg das Wasser um 50 Zentimeter. Ich hatte keine Chance viel herauszuräumen“, erinnert sich der Eigentümer. Das Erdgeschoss war im Nu überflutet. Wohnraum, das neue noch nicht ganz fertige Bad und die benachbarte Werkstatt wurden von einer braunen Schlammlawine überrollt.

Jetzt steht ein Container auf dem Hof. Vater und die 18-jährige Tochter Susanne räumen aus. Nur wenig ist noch zu gebrauchen. Die alten Holzmöbel sind gequollen, stehen zwar noch, aber werden kaum noch zu verwenden sein. Auch die Haustür ist verzogen und schließt nicht mehr. Traurig zeigt Stiller in die Werkstatt. Ketten- und Stichsäge, Bohrmaschine und Trennschleifer, Schraubenzieher- und -schlüssel - kurzum alles nicht mehr zu gebrauchen. Und das tut dem gelernten Maurer und Betonfacharbeiter doppelt weh. 1991 hat er das alte Fachwerkhaus gekauft, es seitdem Schritt für Schritt instand gesetzt. Das meiste davon in Eigenleistung. Das Fachwerk zur Hofseite ist wieder hergerichtet, auf der Rückseite war gerade der Anbau fertig geworden. Der ist jetzt in massive Schieflage geraten. Vor allem an jener Stelle, wo sich alte Lehmwand mit neuer Ziegelbauweise verbinden.

„Unsere Mitarbeiter haben Herrn Stiller empfohlen, das Haus zu verlassen“, sagt Jenny Hönig vom Ordnungsamt der Verbandsgemeinde Droyßiger-Zeitzer Forst. Fachlichen Rat sollte er sich darüber hinaus vom Bauordnungsamt des Burgenlandkreises holen. „Wir können keine fachliche Beurteilung abgeben“, fährt Hönig fort. Auch Wehrleiter Uwe Klawonn hatte Vater und Tochter Stiller geraten, das Grundstück zu verlassen, und den beiden ein Ausweichquartier auf der Haynsburg angeboten. Doch die beiden kamen privat unter und waren auch schnell wieder zurück. Viele Dinge sind unwiederbringbar dahin. „Ich hatte eine schöne Tonbandsammlung und ein altes Büfett, alles nicht mehr zu gebrauchen“, sagt Stiller und schaut sich traurig um.

Seine Tochter hat gerade das Abitur in Droyßig gemacht und möchte im September eine Lehre in Naumburg beginnen. Stiller selbst hat einen Arbeitsvertrag in Tröglitz unterschrieben. „Wir sitzen auf gepackten Koffern, denn hier können wir nicht länger bleiben“, sagt der 51-Jährige. Was wohl einmal mit dem Haus werden wird? Auf diese Frage weiß der Hauseigentümer keine Antwort. „Zum Wiederaufbau fehlen mir die Kraft und auch ein Lottogewinn“, resigniert der Hausbesitzer. Vermutlich wird der Dreiseithof künftig leer stehen und über kurz oder lang verwildern.

Ein Blick in den Wohnbereich: Holzfußboden und Möbel sind aufgequollen und nicht mehr zu gebrauchen. Susanne Stiller packt noch verwendbare Reste ein.
Ein Blick in den Wohnbereich: Holzfußboden und Möbel sind aufgequollen und nicht mehr zu gebrauchen. Susanne Stiller packt noch verwendbare Reste ein.
Helga Freund Lizenz