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Hochwasserfolgen  Hochwasserfolgen : Alles auf Anfang

Von claudia petasch 02.07.2013, 19:10
Das Wasser ist weg, zurück bleibt der Berg Arbeit. Das alte Parkett kann nicht erhalten werden, Ilona Köhler reißt es deswegen raus.
Das Wasser ist weg, zurück bleibt der Berg Arbeit. Das alte Parkett kann nicht erhalten werden, Ilona Köhler reißt es deswegen raus. corina wujtschik Lizenz

Ostrau/MZ - Ilona Köhler aus Ostrau hat sich den Einstieg in den Ruhestand anders vorgestellt. Deutlich entspannter. Doch nun steht sie täglich auf einer Baustelle im eigenen Haus. Denn das Hochwasser vor viereinhalb Wochen machte ihr und Lebensgefährte Karl-Heinz Richter einen Strich durch die Rechnung. Die Wohnung im Erdgeschoss, die erst renoviert wurde und vermietet werden sollte, ist „abgesoffen“ und muss nun entkernt werden. Stück für Stück nehmen sich beide jedes Zimmer vor.

Der Putz ist an den meisten Wänden schon abgehackt, eine Zwischenwand hat das Paar entfernt weil die Dämmung dazwischen nass war, Gipskartonplatten, die das Bad und den Flur abtrennen, sind im unteren Teil abgeschnitten, in der einstigen Küche ist der Fußboden abgetragen und das nasse Erdreich wird ausgeschachtet. Und im Wohnzimmer muss das Parkett raus, denn es ist nass, quillt auf, könnte später auch schimmeln. Gerade an dem Holzfußboden hängen für beide aber Erinnerungen. „Das wäre schon schön, wenn wir den hätten erhalten können, aber es riecht ganz muffig“, sagt Karl-Heinz Richter.

Für das Paar, das in Ostrau im Haus neben der Mühle wohnt, ist es nicht das erste Mal, dass sie nach einem Hochwasser die Räume wieder instand setzen müssen. Bereits 2011 hatten sie mit den Folgen des Wassers zu kämpfen. Auch da waren die Zimmer nur wenige Wochen zuvor fertig geworden. Das Wasser stand da auch schon so hoch am Haus, dass beide nur noch über einen selbstgebauten Steg ein und aus gehen konnten. Dieser musste nun wieder herhalten und sogar noch höher gebaut werden. 2011 drückte das Wasser von unten in das Gebäude und die Wände hoch. Die Tapeten, die wenige Wochen vorher geklebt wurden, mussten wieder runter. Im Vergleich zu jetzt waren das aber kleine Schäden.

„Wir haben gewusst, wenn das Wasser reinläuft, wird es zum Problem und dieses Mal ist es reingelaufen“, sagt Ilona Köhler. Lebensgefährte Karl-Heinz Richter schätzt den entstandenen Schaden auf mindestens 50 000 Euro. Auch Nebengelasse standen unter Wasser, ebenso der Außenbereich. „Der Garten, da ist alles platt gemacht, die Pflanzen sind im Wasser erstickt. Aber wir sind trotz allem der Meinung, dass es andere gibt, die es viel schlimmer getroffen hat“, sagt Richter.

Für beide hat aktuell nur eines Vorrang: Die Räume zu entkernen, den Putz abzuschlagen und alles so vorzubereiten, dass die Räume richtig austrocknen können. Zum Teil muss dafür auch ein Mauerwerksaustausch stattfinden, bis zu 80 Zentimeter hoch. „Wir wollen so viel wie möglich selber machen“, sagt Ilona Köhler. Und sie werden vorsorgen. Denn sie fürchten, dass es nicht das letzte Hochwasser war. So soll im Erdgeschoss Estrich aufgebracht und in den Wänden Horizontalsperren eingebaut werden. Außerdem sind beide optimistisch, dass der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW) bald das Siel im nahen Deich baut, das vor zwei Jahren schon im Gespräch war. „Denn wäre das schon da, hätte man das, nachdem die Elster wieder im Bett war, ziehen können und das Wasser hätte nicht so lange am Haus gestanden“, so Ilona Köhler.