Hochwasser in Zeitz und Alttröglitz Hochwasser in Zeitz und Alttröglitz: Ohne Anschluss
Alttröglitz/MZ - Der Zeitzer Chemie- und Industriepark hat seinen Gleisanschluss verloren. Das Hochwasser der Weißen Elster hat eine Eisenbahnbrücke für den Güterverkehr so stark beschädigt, dass die Gleise 50 Zentimeter bis einen Meter abgesackt sind. Laut Deutscher Regionaleisenbahn GmbH (DRE) ist ein Pfeiler der Brücke verschoben, einer eingestürzt. Die Brücke befindet sich unweit des Bahnübergangs an der Landesstraße 193, die Zeitz mit Alttröglitz verbindet. Die DRE hatte erst im April den betroffenen Streckenabschnitt Zeitz -Tröglitz übernommen.
„Die Abkopplung von der Schiene ist eine schwierige Situation“, sagte am Mittwochmorgen Wolfgang Bauer. Er ist Geschäftsführer der Infra Zeitz Servicegesellschaft mbH. Das Unternehmen ist für die Infrastruktur im Chemie- und Industriepark zuständig. Laut Bauer sind drei Firmen von dem Brückenschaden betroffen. Er nannte Radici, Puralube und Progas.
Dass der Bahnverkehr über die gewohnte Strecke sehr schnell wieder aufgenommen werden kann, ist unwahrscheinlich. Zu groß ist der entstandene Schaden. Bauers Hoffnungen gehen dahin, eine Verbindung aus der anderen Richtung herstellen zu können. Das heißt über Altenburg und Meuselwitz. Doch auch das scheint nicht von heute auf morgen machbar zu sein. Denn die Strecke Altenburg-Meuselwitz ist verpachtet. Dort werden zurzeit Kesselwagen abgestellt. Und die Verbindung von Meuselwitz nach Tröglitz ist stillgelegt. Das heißt, sie muss mit Hilfe eines Verfahrens wieder in Betrieb genommen werden. Das werde nun angestrebt.
Für den Adipinsäureproduzenten Radici Chimica heißt das, dass ein wichtiger Rohstoff vorerst nicht mehr angeliefert werden kann: Ammoniak: Das hat nach den Worten von Werkleiter Jens Metzner zur Folge, dass bereits heute im Chemieunternehmen eine Teilanlage abgestellt werden muss. „Weil wir keine Salpetersäure mehr herstellen können, die wir zur Adipinsäureproduktion benötigen.“ Allerdings besitze das Unternehmen einen Vorrat an Salpetersäure, mit der noch zwei, allerhöchstens drei Wochen gearbeitet werden könne. Laut Metzner waren Mittwochmittag noch etwa 2 800 Tonnen Salpetersäure vorhanden. Das Unternehmen hatte laut Metzner schon am Wochenende die Produktion etwas gedrosselt. Schon da hatte der Werkleiter Sorge um die Schienenanbindung. Als sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet haben, „ist schon das Herz in die Hose gerutscht“, sagte Metzner. Aber auch: „Doch jetzt kommt die Kämpferstimmung.“ Und das bedeute auch, dass man überlege, welche Lösungen es geben könnte, Ammoniak auf anderen Wegen ins Werk zu bekommen. Und natürlich hoffe er auch, dass der Schienenstrang aus dem Thüringischen die Situation entspannen könne.
Auf den Strang hofft auch Puralube-Geschäftsführer Andreas Schüppel. Das Unternehmen stellt aus Altöl verschiedene Basisöle her. Ein Teil des zur Produktion notwendigen Altöls kommt per Schiene, ein Teil der Produkte wird auch über die Schiene weggefahren. Im Ernstfall rechnet Schüppel damit, dass die Produktion um fünf bis zehn Prozent gedrosselt werden müsse. Das klingt zwar nicht hochdramatisch. Für das Unternehmen ist aber jeder Liter Öl wichtig. „In Zeiten enger Margen, wo Märkte sich verändern, können genau diese Mengen darüber entscheiden, ob Unternehmen positive oder negative Ergebnisse einfahren“, so Schüppel.
Eine Möglichkeit, die Situation zu entspannen, wäre, in Bahnhöfen wie Leipzig-Engelsdorf Möglichkeiten zu schaffen, dort Öl von Bahnkesselwagen in Tanklaster umzufüllen.