Hochwasser 2013 in Zeitz Hochwasser 2013 in Zeitz: Stunden der Angst, aber auch des Zusammenhalts

Zeitz - „Dieses Wochenende geht in die Geschichtsbücher ein“, hieß es in der Zeitzer Zeitung am Montag, 3. Juni, „Denn: Nach den Statistiken des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft führte die Weiße Elster hier nur beim Hochwasser 1954 mehr Wasser. Damals lag der Pegel in Zeitz bei 6,30 Meter. Jetzt gab es einen Höchststand von 5,60 Metern am Pegel Tiergarten. Zum Vergleich: der durchschnittliche Normalwert liegt bei 2,22 Metern.“
Da lag ein Wochenende voller Angst, aber auch der gegenseitigen Hilfe hinter den Menschen. Begonnen hatte alles bereits drei Tage vorher. Den Scheitel erreichte die Weiße Elster beim Hochwasser 2013 bei Zeitz am 3. Juni mit 6,52 Meter. Ein Blick zurück.
Freitag, 31. Mai 2013:
Das Unterirdische Zeitz bleibt am Freitag für Besucher geschlossen. Das ist eine Konsequenz aus den anhaltenden Regenfällen, die bereits seit Tagen Wasser in einen Gangabschnitt drücken. In der Elsteraue sind bereits Flächen im Uferbereich der Weißen Elster überschwemmt, und im Zeitzer Tierheim, das direkt am Fluss liegt, ist man auf Hochwasser vorbereitet: In der Nacht zum Freitag soll der Regen noch einmal zunehmen. 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter sollen in zwölf Stunden fallen.
Im Tierheim, direkt an der Weißen Elster gelegen, bereitet man sich vor. Privatgrundstücke werden gesichert. Für einen Einsatzfall stehen im Lager der Feuerwehr Zeitz mindestens 25.000 Sandsäcke, Teichfolie und Einsatzmaterialien bereit. Die Mitglieder der Wehr sind darauf eingestellt, dass sie zu jeder Uhrzeit ausrücken müssen, um Keller auszupumpen oder Kanaleinläufe zu säubern. Das traditionelle Kinderfest im Schlosspark Moritzburg am Sonnabend, 1. Juni, ist abgesagt worden.
Sonnabend, 1. Juni 2013:
Der Fluss hat sich in einen reißenden Strom verwandelt - und zwar von Wetterzeube bis nach Profen. Uferbereiche, Überflutungsgebiete und Promenaden stehen unter Wasser, Gartenanlagen und das Tierheim in Zeitz sind überflutet. Die Straße zwischen Ostrau und Reuden muss gesperrt werden, ebenso die Straße zwischen Wetterzeube und Koßweda. Selbst die Freiligrathstraße in Zeitz ist zeitweise voller Wasser und muss gesperrt werden.
Der Circus „Alexander“, der sein Zelt auf dem Festplatz an der Geschwister-Scholl-Straße aufgestellt hatte, muss vorzeitig abbauen. Drei Vorstellungen fallen aus. In der Baenschstraße räumt ein Autohändler vorsorglich seine Ausstellungsfläche. Das Ernst-Thälmann-Stadion ist gesperrt.
Allein in Zeitz sind laut Stadtverwaltung bis Sonntag rund 20.000 Sandsäcke gefüllt und gestapelt worden. Und im Burgenlandkreis, in dem es an allen drei großen Flüssen Hochwasser gibt, sind rund 70 Feuerwehren mit etwa 900 Männern und Frauen im Einsatz, dazu Technisches Hilfswerk und viele freiwillige Helfer.
Sonntag, 2. Juni 2013:
Katastrophe am Sonntagabend: Der Pegel der Weißen Elster liegt in den Abendstunden über 5,75, Tendenz steigend. Und das Wasser steigt in den Straßen von Zeitz und dringt in Keller und Häuser ein. Mit Folgen: 58 Bewohner des Betreuungszentrums der Stiftung Seniorenhilfe Zeitz in der Geschwister-Scholl-Straße müssen in Sicherheit gebracht werden. Auch in Rossendorf bei Wetterzeube spitzt sich die Lage zu. Der Ort ist von der Außenwelt abgeschnitten, der Strom abgestellt.
„Eigentlich müssten die Häuser evakuiert werden. Aber die Menschen weigern sich, ihre Häuser zu verlassen“, sagte ein Feuerwehrsprecher am frühen Abend. Das Dorf ist schon zu dieser Zeit nur noch per Boot zu erreichen. In der Nacht wird es mit der Evakuierung ernst. Im nahen Wetterzeube versuchen die Einsatzkräfte derweil verzweifelt, ihre Sandsackbarrieren zu erhöhen und zu stabilisieren, damit sie dem immer höher steigenden Elsterpegel standhalten.
Auch in der Elsteraue bereitet man sich auf eine mögliche Evakuierung der Dörfer vor. „Wir erwarten noch einmal einen erheblichen Anstieg des Pegels. Die Auswirkungen, die daraus resultieren, sind nicht vorhersehbar, deswegen machen wir mobil“, sagt Dieter Engelhardt vom Krisenstab des Burgenlandkreises. Der Pegel sei in Gera gestern Abend schon wieder dramatisch angestiegen. Erneute 40 Zentimeter Wasser schließt er nicht aus, es könnte aber noch mehr werden. Die Spitze erwartet er für Montagmorgen zwischen 6 und 10 Uhr. (mz)