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Haftbefehl nach Brandanschlag auf Asylunterkunft Haftbefehl nach Brandanschlag auf Asylunterkunft: Tröglitzer war bislang nicht als Rechtsextremist bekannt

Von Katrin Löwe 09.10.2015, 05:46
Blick auf den durch ein Feuer beschädigten Dachstuhl der geplanten Asylunterkunft in Tröglitz (Sachsen-Anhalt).
Blick auf den durch ein Feuer beschädigten Dachstuhl der geplanten Asylunterkunft in Tröglitz (Sachsen-Anhalt). dpa Lizenz

Halle (Saale)/Tröglitz - Nach dem Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Tröglitz (Burgenlandkreis) sitzt seit Donnerstag ein Tatverdächtiger in Haft. Das Amtsgericht Halle erließ am Nachmittag Haftbefehl, sagte Oberstaatsanwältin Heike Geyer. Weitere Details wollte sie „aus ermittlungstaktischen Gründen“ nicht nennen. Bei dem Anschlag in der Nacht zum 4. April war das für 40 Asylbewerber geplante Haus unbewohnbar geworden. Die Tat hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt.

Täter soll aus Tröglitz stammen

Nach MZ-Informationen handelt es sich bei dem Verdächtigen um einen 1993 geborenen Mann aus Tröglitz, der selber in der Ernst-Thälmann-Straße, dem Ort des Brandanschlags, wohnt. Er soll mit Gelegenheitsjobs Geld verdient haben und ist bislang nicht als Rechtsextremist in Erscheinung getreten. Auf die Spur kamen die Ermittler dem Mann offenbar durch den Hinweis einer Zeugin. Sie gehen davon aus, dass es sich nicht um einen Einzeltäter handelt, sondern dass es mindestens einen Helfer gab.

Zudem wird nach MZ-Informationen Hinweisen nachgegangenen, dass der am Donnerstag verhaftete Mann die Tat mit dem Handy filmte.

Kein Hinweis auf Auftragstat

Bislang gibt es keine Hinweise, dass es sich bei dem Anschlag um eine Auftragstat, etwa aus der rechten Szene, handelt. Zwischenzeitliche Verdachtsmomente gegen den Eigentümer des Wohnblocks - er war bereits zweimal Opfer von Brandstiftungen - hatten sich laut Landeskriminalamt (LKA) nicht erhärtet. Das LKA hatte erst im September von einer sehr guten Spurenlage gesprochen und dabei auch erklärt, dass die Ermittler von einem Täter aus dem Ort oder dem regionalen Umfeld ausgehen. Bei der Behörde war nach dem Brand eine Ermittlungsgruppe „Kanister“ mit 17 Beamten gebildet worden. Für Hinweise wurden damals 20.000 Euro Belohnung ausgelobt.

In Tröglitz hatte es vor dem Anschlag monatelang Auseinandersetzungen um die Unterbringung von Flüchtlingen gegeben. Der ehrenamtliche Ortsbürgermeister Markus Nierth war nach Anfeindungen und Demos vor seinem Wohnhaus zurückgetreten. Mit der Verhaftung „ist das Spekulieren beendet“, sagte er am Donnerstag. Zudem sei die Gefahr gebannt, dass es im Ort erneut eine Brandstiftung geben könnte. „Ich bin froh, dass die Ermittler so hartnäckig dran geblieben sind.“

„Ich bin erleichtert, dass der Rechtsstaat funktioniert“, erklärte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU). Ähnlich äußerte sich Innenminister Holger Stahlknecht (CDU): „Ich bin froh, dass die monatelangen Ermittlungen zur Identifizierung eines Tatverdächtigen geführt haben.“ Landrat Götz Ulrich (CDU) hofft auf ein schnelles strafrechtliches Verfahren. „Das ist wichtig“, sagte er. In Tröglitz leben nach seinen Angaben inzwischen 15 Flüchtlinge. Am Plan, 40 Asylbewerber im 2 700-Seelen-Ort unterzubringen, werde festgehalten. (mz)