Gutbürgerlich essen in Zeitz: Schloss-Restaurant Moritzburg in der Schloßstraße

Zeitz - Zugegeben: In dieser Jahreszeit ist Zeitz nicht gerade ein Ausflugsziel. Das einstige Gartenbaugelände ist über die Wintermonate geschlossen, die Stadt hat sichtbar unter dem Ende ihrer Industriebetriebe gelitten. Doch halt, da gibt es doch noch etwas: die Moritzburg. Die ist eine imposante Anlage, hält die berühmte Kinderwagensammlung bereit, den Dom – und das Schloß-Restaurant. Alles auch im Winter geöffnet, wenn auch bis auf das Restaurant mit eingeschränkten Öffnungszeiten.
Kontakt:
Telefon: 03441/688 99 27
Internet: www.moritzburg-zeitz.de
Öffnungszeiten:
Die 11 bis 15 Uhr
Mit bis Do 11 bis 21 Uhr,
Fr/Sa 11 bis 23 Uhr, So 11 bis 20 Uhr
Wer sich in den alten Gemäuern umgeschaut hat, dem sei eine Einkehr empfohlen. Die Gewölbedecke des Restaurants ist hoch und weit, die Einrichtung hell, freundlich, zum Wohlfühlen.
Aufmerksame Bedienung im Schloß-Restaurant Moritzburg in Zeitz
Sofort ist die sehr aufmerksame Bedienung zur Stelle, zündet die Kerze an, bringt die Karte und weist auf das spezielle Angebot in dieser Jahreszeit hin: skandinavische Wochen. Dezent entfernt sie die zwei überzähligen Gedecke und verliert nicht die Geduld, als es mit der Bestellung etwas länger dauert. Die skandinavischen Wochen halten so ihre Geheimnisse bereit: Carpaccio vom Strauß? Vielleicht werden die ja auch hoch im Norden gezüchtet . . . Lachs darf natürlich nicht fehlen, Hirsch und Reh, Wildente, Pilzsuppe – das passt besser.
Die normale Speisekarte schwankt zwischen mediterran und gutbürgerlich, verspricht Appetitliches und versteht es zugleich, neugierig zu machen. Beispielsweise werden Spinatknödel mit Gemüse, Champignons und Kurkumacreme offeriert (5,90 Euro) oder Knurrhahnfilet mit einem Dariol (Becherförmchen) von Linsen, Kartoffeln und Karotten, ergänzt mit Kurkumacreme (9,90 Euro) – das war in Zeitz nicht zu erwarten.
Carpaccio vom Strauß und Pilzsüppchen als Vorspeise
Die Wahl fällt schließlich auf das Carpaccio vom Strauß mit Zitronen-Olivenöl-Marinade, Parmesanspänen und Salat (9,90 Euro) und auf die Pilzrahmsuppe mit Milchschaum und Hirschschinkenstreifen (4,50 Euro). Das Süppchen, im Glas serviert, ist ein Gedicht mit kräftigem Pilzgeschmack. Das Straußenfleisch – nun ja, wir wissen jetzt, wie das schmeckt. Eine aromatische Pfeffernote beweist einmal mehr: Das Gewürz frisch zu mahlen mag eine Kleinigkeit sein, allein, das gibt ein Etwas, das der Gast wohlwollend bemerkt und zu schätzen weiß. Von der Marinade hätte es mehr sein dürfen.
Für die Hauptgerichte fällt die Wahl auf Fisch. Das mag in dieser Gegend nicht unbedingt typisch sein, zumal Lachs und Knurrhahn auch noch Seefische sind, aber warum nicht? Zum Fjordlachsfilet gibt es eine Apfel-Aprikosensauce, eine Butterreis-Timbale und buntes Gartengemüse (15,90 Euro). Alles sehr lecker angerichtet und mit aromatischer Note. Der Lachs knusprig gebraten, dennoch saftig und frisch, der Reis offensichtlich in einem Gewürzsud auf den Punkt gegart – eine angenehme Überraschung.
Die fruchtige Sauce mit kleinen Aprikosenstücken genau die passende Ergänzung. Ebenso lecker erweist sich der Knurrhahn. Auch er deutlich frisch und saftig gebraten, das Linsen-Kartoffel-Karottengemisch eine absolut passende Beilage, die belohnt, vom Üblichen abgewichen zu sein. Auch die Linsen sind gekonnt gegart: weich und dennoch mit etwas Biss, so wünscht man sich das.
Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis im Schloß-Restaurant Moritzburg in Zeitz
Es erstaunt schon, ein so gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu finden, diese Bemerkung sei gestattet. Doch Küchenchef und Betreiber Wolfgang Obenauf ist lange genug in der Branche, um zu wissen, wie er die Balance hinbekommt zwischen dem, was gewohnt und beliebt ist einerseits und überraschenden Akzenten andererseits. „Ich bin wohl der dienstälteste Gastronom in Zeitz“, sagt der 57-Jährige und verweist auf 28 Jahre Erfahrung.
Im Schloß-Restaurant bewirtet er seit acht Jahren die Gäste. Neben den skandinavischen Wochen gab es auch schon Tiroler Spezialitäten oder Kulinarisches aus Belorussland. Wer neugierig geworden ist, kann sich auf das Frühlingserwachen ab März freuen. Oder zu einem der regelmäßig stattfindenden Krimidinner einkehren.
Die Weinkarte glänzt mit einer guten Auswahl im Schloß-Restaurant Moritzburg
Natürlich gab es zum Essen auch die passenden Getränke. Die Weinkarte hält eine gute Auswahl an heimischen und internationalen Tropfen bereit. Bei den heimischen die bekannten Vertreter der Umgebung: die Weingüter Gussek, Thürkind, Böhme, Schloss Proschwitz – das freut den Gast, der die hiesigen und sächsischen Tropfen schätzt.
Der wunderbar duftende Grüne Silvaner vom Weingut Gussek jedenfalls (0,25 l zu 5,50 Euro) ist einfach perfekt. Perfekt – und das ist nicht immer so, deshalb sei es ausdrücklich vermerkt – servierte die Bedienung auch jedes Getränk bezüglich der Temperatur. Ob ein sehr typischer trockener Sherry (4,50 Euro), der Silvaner oder der Portwein zum Dessert – da stimmte einfach alles.
Ein wenig einfallslos scheinen die Dessert-Angebote. Viel Eis, eine Auswahl frischer Waffeln, schließlich noch die frittierten Apfelringe mit Preiselbeeren. Das bleibt dann doch ein bisschen zu sehr im Alltäglichen, schmälert aber den guten Eindruck, den man vom Schloß-Restaurant Zeitz mitnehmen kann, keineswegs. (mz)
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