Gourmetkost bald aus Roda
Roda/MZ. - "Als ich im Vorjahr nachts zufällig eine Fernsehsendung über die Schwäbische Albschnecke sah und darüber, wie die Leute früher in eigenen Schneckengärten die Tiere züchteten, um sie zu essen und sich ein Zubrot zu verdienen, war meine Idee für eine Schneckenfarm geboren", erzählt der 62-Jährige aus Roda (Heidegrund). Einst verdiente er als Bauunternehmer seine Brötchen, scheiterte aber an der Zahlungsmoral mancher Kunden. Warum sollten ihm die Schnecken also nicht als Broterwerb dienen können, dachte er sich.
Schnell nahm die Idee Gestalt an. Schrimpf schnappte sich seine Frau, reiste ins Schwäbische, schaute sich dort alles an und knüpfte Kontakte. Unter anderem mit dem Burgenlandkreis, bei dem der Rodaer auf offene Ohren traf und der die Geschäftsidee mit Fördermitteln unterstützt. "Ich habe mich zudem der Interessengemeinschaft Albschnecke und dem Bundesverband Weinbergschneckenzucht angeschlossen, habe Lehrgänge besucht und auch mit der Hochschule für Umwelttechnologie Tübingen Verbindungen geknüpft", sagt er.
Und so kann er jetzt auf das blicken, was er in den letzten zwei Monaten mit eigener Hände Arbeit geschaffen hat. Denn an der Straße zwischen Weickelsdorf und Roda entstand auf einer Fläche von 2500 Quadratmetern eine Schneckenzuchtanlage, die zur Zeit rund 10 000 Tiere beherbergt. Dabei hat er die doppelten Schutzzäune sowie die Betauungsanlage selbst aufgebaut. An den Wochenenden ging ihm dabei sein Sohn, der gelernter Tischler ist, zur Hand. Auch die Wildkräuter und Gemüsepflanzen als Futter für die Tiere wurden selbst gesät. "Für uns ist die jetzt bestehende Anlage erst einmal eine Versuchsanlage. Denn geplant ist, eine richtige Großfarm zu errichten", spricht Bernd Schrimpf von Zukunftsmusik.
Und Versuchsanlage ist die Rodaer Schneckenfarm gleich in vielfachem Sinne. So gehört neben der Zucht zum Geschäftskonzept die Vermarktung und der Aufbau von Anlagen bei anderen Interessenten. Zudem testet Schrimpf in der Schneckenfarm,die eine reine Biozucht ist, im Auftrag der Uni Tübingen die Anpassung der Tiere auf unterschiedliche Lebensbedingungen, dabei geht es vor allem um den Schutz und die Erhaltung der Art. Und nicht zuletzt tüftelt er an einer Vermarktungsstrategie für die Tiere. "Wir wollen vor allem die schmackhaften Deckelschnecken als Gourmetmahlzeit anbieten. Können uns hier in der Gegend ein Zusammenspiel von Wein, Käse und eben Schnecken vorstellen", nennt der Züchter seine Pläne, mit Restaurants zu kooperieren, die dann die Burgenlandschnecke mit auf die Speisekarte setzen könnten. Auch Führungen über die Anlage oder Schneckenrennen für Kinder schweben ihm vor.
"Ob mein Konzept aufgeht, wird sich erst in ein bis zwei Jahren ergeben", weiß Schrimpf. Denn dann kann "geerntet" werden. Wie viel herauskommt, sei schwer zu sagen, viele Faktoren spielen eine Rolle, meint er. Doch die ersten Schneckengelege habe er in seiner Anlage schon entdeckt. Jetzt heißt es erst einmal viel Arbeit: Täglich sammelt er zwei Stunden lang Tiere ab, die sich in den Schutzzäunen verfangen haben. Die Anlage wird perfektioniert, ein Gerätehaus fehlt noch, und auch die Wasserzufuhr muss optimiert werden.
Und zu guter Letzt wird auch nach Kochbuch Probe gekocht. "Ehrlich gesagt, ich träume schon von Schnecken", meint Ehefrau Eleonore, die dem Unternehmer den Rücken stärkt, lachend.