1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zeitz
  6. >
  7. Goethe-Gedicht: Goethe-Gedicht: Wie gut können Menschen der Region den "Osterspaziergang"?

Goethe-Gedicht Goethe-Gedicht: Wie gut können Menschen der Region den "Osterspaziergang"?

Von Torsten Gerbank und Iris Richter 31.03.2018, 06:00
Maunela Freyberg hat die ersten und letzten Zeilen des Osterspaziergangs sofort parat. Wenn sie bei anderen Textpassagen schnell mal nachschlagen will, findet sie Goethes Werke in den Regalen der Stadtbibliothek, deren Leiterin sie ist. Natürlich dürfen auch andere Interessenten dort Hilfe holen.
Maunela Freyberg hat die ersten und letzten Zeilen des Osterspaziergangs sofort parat. Wenn sie bei anderen Textpassagen schnell mal nachschlagen will, findet sie Goethes Werke in den Regalen der Stadtbibliothek, deren Leiterin sie ist. Natürlich dürfen auch andere Interessenten dort Hilfe holen. Hartmut Krimmer

Zeitz - „Im Manne muss auch immer noch ein kleines Kind stecken.“ Dieter Engelhardt sagt’s und lacht. Engelhardt, stellvertretender Landrat im Burgenlandkreis, wird zu Ostern mit Freunden unterwegs sein und den Osterspaziergang zelebrieren. Dabei, verrät er, werde auch so manches Ei versteckt und entdeckt. Auf diese Art und  Weise, sagt Engelhardt, 62 Jahre alt, werden Kindheitserinnerungen wachgehalten. Und im Geiste geht der Verwaltungsfachmann dann auch Goethes „Osterspaziergang“ durch den Kopf.

Die einen lieben es, die anderen hassen es, die nächsten haben Riesenrespekt vor dem Werk. Engelhardt gehört zur ersten Kategorie und beweist, dass er das Gedicht aus Goethes Faust vom ersten bis zu letzten Wort aufsagen kann. Gelernt habe er es irgendwann in den Jahren um 1970. Wie viele andere Gedichte, die Engelhardt einst gebüffelt hat, könne er eben auch dieses noch. „Ich vergesse so schnell nichts von dem, was ich einmal gelernt habe“, sagt der Landratsstellvertreter.

Haben auch sie Goethes Osterspaziergang noch drauf?

Und wie sieht es mit anderen nicht ganz unbekannten Zeitgenossen in der Region aus? Haben auch sie Goethes Osterspaziergang noch drauf? Mario Kerner, Chef der Sparkasse Burgenlandkreis, kommen die ersten Zeilen des Gedichts wie aus der Pistole geschossen aus dem Mund. Ja, den ersten Teil des Gedichts könne er auf jeden Fall noch, sagt Kerner. Nur „nach hinten“ raus werde es etwas dünner. Sein Vater, inzwischen fast 80 Jahre, könne das Gedicht von Goethe noch aus dem Effeff, sagt Kerner.

Und er habe es früher in der Frühlingszeit oft aufgesagt. Auch das sei ein Grund dafür, dass Mario Kerner das Gedicht immer noch recht gut im Kopf habe. Es zu lernen habe ihm einst keine Schwierigkeiten bereitet. Aber es sei sehr lang, und als Schüler, als der den Osterspaziergang  in den Kopf bekommen musste, habe er das Gedicht sicher für „uncool“ befunden. Diese Einstellung habe sich aber inzwischen geändert.  

Osterspaziergang: „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche...“

„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche...“, kommen die Goeth’schen Zeilen bei Hans-Peter Binder schon am Telefon wie aus der Pistole geschossen heraus. Als Schüler habe er nicht wirklich Spaß daran gehabt, dieses lange Gedicht auswendig zu lernen, weil er nicht so richtig den Sinn darin gesehen habe, meint der Bürgermeister von Osterfeld. Doch jetzt denke er öfter an dieses Gedicht, gerade dann, wenn er im Frühling mit seinem Hund seine Runden durch die Natur dreht. „Dass ich das Gedicht noch recht gut beherrsche, liegt vielleicht auch daran, dass ich vor Jahren an der Sekundarschule Deutsch unterrichtet habe“, sagt Binder.

Zwar kann Frank Müller, Amtsleiter in der Verbandsgemeinde Wethautal, gerade mal noch die ersten fünf Zeilen des Goetheklassikers auswendig, dafür verbinden ihn aber mit dem Werk schöne Erinnerungen. „Mir kommen die Zeilen immer in den Sinn, wenn ich daran denke wie ich als Kind mit meinem Großvater von der Quelle das Osterwasser für die Familie geholt habe“, berichtet Müller. Diese Tradition hat der 61-Jährige bis heute beibehalten und so startet der Ostersonntag bei ihm ziemlich zeitig. (mz)