Gestein aus der Region Kayna Gestein aus der Region Kayna: Bodenschätze für Stuttgart und Leipzig

Kayna - In der Vitrine im Dorfmuseum Kaynastube liegen jede Menge Fundstücke aus dem Erdreich. Für manch einen mögen diese aussehen wie normale Steine, doch jeder einzelne hat laut dem ambitionierten Heimatforscher Hermann Heiner seine Geschichte - bedingt durch die Beschaffenheit des Bodens. Und genau darum ging es auf der jüngsten Thesak - die Touristisch Historische Elster-Schnauderauen-Konferenz im sächsischen Groitzsch.
„Bodenschätze der Heimat“ stand als Thema beim jährlich stattfindenden Treffen auf dem Programm. Dazu gab es Vorträge von verschiedenen Chronisten und Heimatforschern aus umliegenden Gemeinden. Hermann Heiner besucht diese Konferenz bereits seit zehn Jahren. Er kennt Kayna und Umgebung wie seine eigene Westentasche und hat im Vorfeld der Thesak umfangreich recherchiert und allerhand Wissenswertes über die Bodenschätze im Schnaudertal herausgefunden.
Vielzahl an Lehmgruben und Steinbrüchen
Heiner stellte fest, dass im 19. Jahrhundert ein Lehmgrubenschuster in Kayna existierte. In der Nähe des heutigen Friedhofes steht sogar noch die alte Ziegelscheune. Auch in Zettweil befand sich eine kleine Grube, gleich dort, wo jetzt ein Trafohäuschen steht. Im nahe gelegenen Roda ist man ebenfalls fündig geworden. Die Erzeugnisse dieser Ziegeleiproduktion sind heute gut aufbewahrt im Kaynaer Lapidarium zu bestaunen.
Neben Lehmgruben gab es eine Vielzahl an Steinbrüchen. Heiner erinnert sich an mindestens fünf Stück davon allein in Geußnitz, seinem Heimatort. Insgesamt waren 18 Fuhrunternehmen mit großen Pferdewagen und Pritschen unterwegs, die Steine in die Region zu liefern. Bemerkenswert findet Heiner die Tatsache, dass er Informationen darüber gefunden hat, dass ein Teil der Steine beim Bau des Leipziger Völkerschlachtdenkmales verwendet wurden.
Dass Kayna selbst eine Steinbruch-Tradition besitzt, sei laut Heiner klar. Immerhin gäbe es seit über 165 Jahren eine sehr erfolgreiche Steinhauerfamilie, deren Werkstatt einst von Christian Späte geführt wurde. Und die Nachfahren haben diese Tradition bis heute erhalten. Nun hält ebenfalls ein Christian Späte die Ehre der Steinmetz-Dynastie am Leben. Er besitzt mehrere Steinlager. Eins in Kayna, eins in Zeitz und eins im thüringischen Meuselwitz.
Die Thesak (Touristisch-Historische Elster-Schnauderauen Konferenz) fand in diesem Jahr bereits zum 17. Mal statt. Immer Ende Januar treffen sich Mitglieder aus den Heimatvereinen der Regionen in Groitzsch, um gemeinsam zu philosophieren und über verschiedene Themen zu diskutieren. Die Vereine kommen unter anderem aus Teuchern, Lucka, dem Bornaer Land (Pegau), Pölzig, Rötha und auch aus Kayna. Die Themen der Konferenz werden bereits ein Jahr im Voraus bekanntgegeben, so dass jeder Chronist und Heimatforscher ausreichend Zeit hat, sich mit dem Gebiet vertraut zu machen und wichtige Meilensteine seiner Region dazu vorzustellen.
Handelswege zwischen Schnauder und Elster, Personen und Ereignisse rund um die Völkerschlacht bei Leipzig vor 200 Jahren oder ländliches Bauen und Leben waren beispielsweise Schwerpunkte, mit denen sich die Forscher bei den vergangenen Konferenzen beschäftigten. Der Heimatverein „Barbarossa“ Kayna und Umgebung ist bereits seit zehn Jahren bei dieser jährlichen Konferenz dabei und berichtet aus regionaler Sicht über die jeweiligen Themen. Im Januar 2017 soll es hauptsächlich Vorträge zu den technischen Museen der Elster-Schnauderauen-Region geben. Dafür bereiten sich die Chronisten nun akribisch vor. (ior)
Im Waldstück bei Zettweil/Kayna, was den Einheimischen besser als Kliebe bekannt ist, befindet sich eine Sand- und Kiesgrube. Im benachbarten Starkenberg, was bereits zu Thüringen gehört, existiert heute noch ein großes aktives Kieswerk. Die Bodenschätze von dort werden bis nach Baden-Württemberg zur berühmten U-Bahn-Baustelle Stuttgart 21 geliefert.
Laut Hermann Heiner haben die vielen Gruben und Steinbrüche noch den positiven Nebeneffekt, dass allerhand Fossilien und Mineralien auftauchen. Viele der archäologischen Funde können heute unter anderem im Museum „Alte Schule“ besichtigt werden. Neben einigen Kristallen und versteinerten Holzteilen sind sogar Seeigel unter den Schätzen.
Bei der Konferenz in Groitzsch habe Heiner viele Dinge über die Bodenschätze der Region erfahren, die er bisher nicht kannte. Auch der Sandstein aus Zeitz habe bei verschiedenen Vorträgen der anderen Gäste sehr häufig eine Rolle gespielt. Der Chronist aus Geußnitz wundert sich jedoch darüber, dass aus der Elsterstadt selbst keiner an der Konferenz teilgenommen hat. „Über Zeitz hätte man sicher auch viel zu diesem Thema berichten können“, wagt er zu behaupten. (mz)