Gemeinderatssitzung in Bad Bibra Gemeinderatssitzung in Bad Bibra: Ulrich und Tischner drohten mit Rücktritt
Bad Bibra. - Donnerstag, 20.45 Uhr: Es wird ganz still in der Runde des Gemeinderats Bad Bibra. Soeben hat am Höhepunkt einer äußerst emotional geführten Debatte "Finne"-Verwaltungsleiter Götz Ulrich unmissverständlich klar gemacht, dass er im Gemeinschaftsausschuss den Antrag auf seine Abwahl stellen werde, wenn die Stadt nicht mehr hinter ihrem 1995 gefassten Beschluss steht, Bad Bibra zum Kneipp-Kurort zu entwickeln. Bürgermeister Thomas Tischner zieht unmittelbar danach mit seiner Ankündigung nach, dann ebenfalls sein Amt als Stadtoberhaupt zur Verfügung stellen zu wollen.
Die beiden Verantwortungsträger sahen sich nach zuvor offenkundig wenig fruchtenden Überzeugungsversuchen zu diesem letzten Druckmittel genötigt. Und das verfehlte seine Wirkung nicht. Wenig später gab es mit acht Ja-Stimmen und vier Enthaltungen ein eindeutiges Votum für den Beschlussvorschlag, die Maßnahme "Umgestaltung Badeplatz" im Haushaltsplan 2002 zu belassen - unter der Maßgabe, dass sich der dafür von der Stadt aufzubringende Eigenanteil auf maximal 39 100 Euro reduziert. Der Gemeinderat Bad Bibra gab damit einem Widerspruch des Bürgermeisters statt, den dieser nach der Ratssitzung am 7. Februar gegen einen damals gefassten Ratsbeschluss zur Eliminierung dieses Vorhabens eingelegt hatte.
Knackpunkt damals und auch Donnerstagabend war das Kneipp-Tretbecken, das in den neuen Badeplatz integriert werden soll und in den Augen seiner Gegner viel Geld verschlinge, welches für die ordentliche Herrichtung von stadteigenen Straßen, Wegen und Gebäuden sinnvoller eingesetzt werden könne, wie in der Diskussion immer wieder zu hören war. Es kamen Vorschläge, ganz auf das Tretbecken zu verzichten oder nur den Tiefbau dafür vorzubereiten.
Tischner und Ulrich hatten zuvor als Begründung für den Widerspruch auf einen Ratsbeschluss vom Dezember zur Konzeption für den Badeplatz verwiesen, die ein Kneipp-Tretbecken beinhaltet. Sie argumentierten aber vor allem mit dem Grundsatzbeschluss von 1995, wonach sich die gesamte städtische Planung dem Ziel Anerkennung als Kneipp-Kurort unterordnet. Bürgermeister und Verwaltungsleiter unterstrichen, dass sich in diesem Jahr eine von den Kosten her einmalige Chance biete, dafür sichtbare Zeichen zu setzen.
In der "Finne"-Verwaltung war nach dem Abschmettern des Vorhabens Badeplatz auch noch mal eifrig gearbeitet worden, um den Eigenanteil der Stadt von den am 7. Februar als zu hoch empfundenen 70 200 Euro auf den oben genannten Betrag absenken zu können. Das steht in Aussicht, wie Ulrich erläuterte, wenn die vorgesehenen Umgestaltungen von Badeplatz und Bärenplatz im Komplex erfolgen, weil dann eine Vergabe-ABM möglich wird. Scheitere diese Absicht am Tretbecken, würde auch ein Förderantrag zur Gestaltung der Kuranlage hinfällig werden, stehe für ihn die gesamte Entwicklung zum Kneipp-Kurort auf der Kippe. Er, so der erzürnte "Finne"-Chef zur Begründung seiner Drohung, sei jedenfalls nicht bereit, sich dann weiter zu engagieren und zeitaufwändige Verwaltungsarbeit zu vergeuden.