"Gästeliebling 2020" "Gästeliebling 2020": Was das Hotel Torino in Zeitz auszeichnet

Zeitz - Das große Mühlrad dreht sich im Wasser des Zeitzer Mühlgrabens, gleich daneben befindet sich das einzigartige Restaurant mit Namen Hotel Torino. Es wurde jetzt vom Landestourismusverband Sachsen-Anhalt (LTV) zum „Gästeliebling 2020“ gekürt und ist der Sieger der Region Saale-Unstrut in der Kategorie Hotel.
Der Alte Felsenkeller Naumburg (Kategorie Pension/Gasthof) sowie das Weinquartier in Naumburg (Kategorie Ferienwohnung) sind die weiteren Sieger im Süden von Sachsen-Anhalt. In das Ranking flossen die Gästebewertungen aus über 250 Reiseportalen zusammen.
Hotel Torino hat elf Doppelzimmer und ein Einzelzimmer
Im Hotel Torino gibt elf Doppelzimmer und ein Einzelzimmer. Das Gemäuer ist uralt, die Einrichtung unverwechselbar. Auf dem Fensterbrett steht eine Thälmannbüste, an den Wänden hängen unzählige historische Fotos und über dem Stammtisch ranken Urkunden und Auszeichnungen. „Man fühlt sich sofort wohl. Die Chefin Antonella hat ihren Gästen ein Zuhause auf Zeit gegeben“, sagt Bärbel Schön.
Die LTV-Chefin ist gemeinsam mit Antje Peiser, Geschäftsführerin des Saale-Unstrut-Tourismusverbandes, nach Zeitz gekommen, um dem Hotel diese besondere Auszeichnung zu übergeben. Geführt von Vater Giuseppe und Tochter Antonella Ferone schätzen die Gäste vor allem die Herzlichkeit, mit der sie empfangen und umsorgt werden, so heißt es in den Bewertungen.
Im Piemont befindet sich bis heute die Hochburg meisterhafter Chocolatiers
Voller Rührung nimmt das Paar Ferone die Auszeichnung entgegen. Fast 20 Jahre lang hat es das Haus geführt. „Mein Papa kam zuerst nach Zeitz. Damals hat er einen Kollegen besucht und die Stadt an der Weißen Elster hat ihm sehr gut gefallen“, erinnert sich Antonella Ferone. Tochter und Vater stammen ursprünglich aus Turin, der viertgrößten Stadt Italiens.
Im Piemont befindet sich bis heute die Hochburg meisterhafter Chocolatiers, dort wurde nicht nur Nutella erfunden, sondern gibt es große Firmen wie Ferrero und Caffarel, den Getränkehersteller Martini und den Automobilkonzern Fiat. „Meine Familie lebt jetzt noch dort“, sagt Antonella Ferone. Doch ihr Lebensweg war ein anderer.
Gleich neben dem Zeitzer Schloss Moritzburg und der Ölmühle befindet sich die Mittelmühle am Mühlgraben. Diese Mühle wird erstmals 1492 urkundlich erwähnt.
Nach einer bis 1826 erhaltenen Steininschrift wurde sie im Jahre 1520 von Bischof Philipp von Freising (1480-1541) von Grund auf neu gebaut, was auch der Chronist Paul Lange erwähnt. Die sehr einträgliche Erbgerichtsbarkeit sowie der ökonomische Wert der Mühle für die Versorgung der Stadt und die andauernden Streitigkeiten wegen des Mühlgrabens zwischen dem Zeitzer Stiftskapitel und dem Zeitzer Rat veranlassten die Stadt schließlich, die Mühle für 5.000 Taler am 29. September 1589 von Kurfürst Christian I. (1560-1591) zu erwerben. Die ständig steigenden Kosten dieser Mühle veranlassten die Stadt, sie am 8. November 1764 für ein Höchstgebot von 6.125 Talern an Johann Christoph Schieferdecker aus Klein-Ebersdorf bei Stadtroda zu verkaufen. (Quelle: Museum digital)
Am 1. Januar 2000 eröffneten sie Gaststätte und Hotel. Wenig später kauften die Italiener das historische Gebäudeensemble.
Hotel Torino Zeitz: „Wir haben alles Schritt für Schritt saniert“
„Wir haben alles Schritt für Schritt saniert und als wir gerade fertig waren, kam 2013 die Jahrhundertflut“, sagt Antonella Ferone. Sie liebt das Haus, ihren Job und die Gäste. Wenn sie Deutsch spricht, schwingt italienisches Temperament mit. „Ich spreche noch nicht perfekt Deutsch und nicht mehr gut Italienisch“, sagt die 52-Jährige. Sie hat ihren Platz in Zeitz gefunden. „Wir haben sehr viele Stammgäste, ob von Südzucker oder aus dem Chemiepark, ob aus England, Österreich oder der Schweiz.
Unser Hotel ist wie unsere große Familie“, sagt Antonella Ferone. Auch in der Stadt und in der Branche sind die Italiener gut angesehen. So gehören Bäckermeister Matthias Thieme und Hotelier Jens Scheer zu den ersten Gratulanten. Doch die Ära der Familie Ferone neigt sich dem Ende. Aus gesundheitlichen Gründen ist das Restaurant bereits geschlossen und der gesamte Hotelkomplex soll in den nächsten Tagen verkauft werden. (mz)