Für Dampf aus Kraftwerken der Mibrag muss Ersatz her
ZEITZ/MZ. - Denn es droht die Stilllegung des Kraftwerkes Mumsdorf der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft (Mibrag), woher der Industriepark jetzt die Wärme bezieht. Ohne Härtefallregelung für den Kohlendioxidausstoß kann die Mibrag das Kraftwerk nicht mehr wirtschaftlich betreiben.
64 Tonnen Dampf werden gegenwärtig stündlich gebraucht, damit die Unternehmen Radici und Puralube im Industriepark produzieren können. Noch als die alte Raffinierie in den neunziger Jahren arbeitete, ist die Dampfpipeline in Betrieb gegangen, erinnert sich Peter Schwarz, Geschäftsführer der Standortgesellschaft. Zwischenzeitlich musste sie stillgelegt werden, erst 2000 bestand bei Radici wieder Bedarf nach Wärme.
Mit der erwarteten Inbetriebnahme der Stärkefabrik steigt der Wärmebedarf auf 100 Tonnen an, weshalb dann aus den Rohren 88 Tonnen stündlich fließen müssen. Um ab 2013 diesen Bedarf abzudecken, soll dann ein Kraftwerk, das Braunkohle und Reststoffe der Produktionsprozesse verbrennt, mit einer Leistung zwischen 25 und 30 Megawatt im Industriepark in Betrieb genommen werden.
"Das wird dann 400 000 Tonnen Braunkohle jährlich verbrennen", erklärt Schwarz das Vorhaben, mit dessen Umsetzung im zweiten Halbjahr dieses Jahres begonnen wird. Verschiedene Vorplanungsprojekte seien mit Radici als Hauptabnehmer der Wärme bereits abgestimmt. Eine Projektgesellschaft müsse nun gegründet und die Finanzierung unter Dach und Fach gebracht werden. Parallel dazu siedelt sich mit der GUD Zeitz GmbH ein Unternehmen im Industriepark an, das mit Erdgas Strom und ebenfalls Wärme erzeugt, für die sie dann Abnehmer sucht.
"Wir arbeiten planmäßig daran, dass wir keine Probleme bekommen, wenn Mumsdorf vom Netz geht", sagt Schwarz. 2013 sollte die Lösung stehen. Guido Födisch kann dagegen noch keine so klare Aussage treffen. Der Vorstand der Wohnungsgenossenschaft Lucka kenne bisher noch kein Datum, ab wann die Wärmeversorgung für 551 Wohnungen seiner Gesellschaft nicht mehr durch Mumsdorf erfolgen könne.
"Das muss vorbereitet werden", gibt Födisch zu bedenken. "Uns wird man nicht einfach die Wärme abdrehen, das wäre ein Politikum", beruhigt er. "Einen Notplan haben wir aber im Schubkasten." Doch die Umsetzung brauche Zeit. Die Verträge haben allerdings nur Laufzeiten von jeweils einem Jahr. "Es liege überall Erdgas an, so dass mit entsprechenden Umrüstungen zukünftig das Heizproblem für die Wohnungen gesichert werden könne. Ein Strohheizkraftwerksbetreiber hätte sich auch schon einmal ins Gespräch gebracht.
"Allen Kunden sollen nach Stilllegung der Kraftwerke Mumsdorf und Deuben Ersatzlösungen beziehungsweise Alternativen angeboten werden", sagt die Pressesprecherin der Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft (Mibrag) Sylvia Werner. Die Kunden weiterhin zuverlässig und aus einer Hand zu bedienen, sei das Ziel, an dem gegenwärtig bereits gearbeitet werde. Nach einer Ausschreibung der Fernwärmenetze gebe es Interessenten für eine Übernahme.
Für das Fernwärmenetz des Kraftwerkes Mumsdorf, das sechs Ortsnetze versorgt, gebe es noch keine Lösung. Bis 2012 soll die aber geschaffen sein. 4 400 Haushalte in Sachsen-Anhalt und Thüringen, fünf Industriekunden, 100 gewerbliche und öffentliche Einrichtungen, 19 soziale Einrichtungen hängen an dem Netz. An dem Fernwärmenetz des Kraftwerkes Deuben, das 2015 stillgelegt werden soll, sei die Fernwärme Hohenmölsen-Webau GmbH interessiert. 380 Privathaushalte und zwölf gewerbliche und kommunale Kunden sowie die Anlagen der Mibrag in den Orten Deuben, Naundorf und Wildschütz werden jetzt darüber mit Wärme versorgt.