Firmenchefs handeln mit Fliesen
Theißen/MZ. - "Bei der aktuellen Lage der Bauwirtschaft sind wir schon ein bisschen stolz, dass es uns weiterhin gibt und dass wir für unsere Kunden da sein dürfen", erklärt Christiane Schumann. Sie bezieht das jedoch nicht nur auf die wirtschaftliche Lage, sondern auch auf die Historie. Die Schumanns gib es immerhin seit 80 Jahren.
1927 gründete der Zimmermannsmeister Willy Schumann aus Trebnitz gemeinsam mit einem Partner ein eigenes Unternehmen. Das Geschäft florierte, Zimmereiarbeiten waren gefragt. Anfang der 50er Jahre siedelte die Firma nach Luckenau um, in der Nähe zum Bahnhof fand man ein geeignetes Objekt. Wichtig war für das Unternehmen der Anschluss an die Bahn.
1966 übernahm Sohn Herbert das Ruder. Die wirtschaftliche Lage hatte sich gewandelt, Schumanns reagierten flexibel und spezialisierten sich auf Bau- und Betonelemente, fertigten Tiefborde und kleine Betonelemente. "Flexibel mussten wir schon immer sein", blickt Frau Schumann, die heute das Zepter führt, auf diese Zeit zurück. Bis zu 30 Mitarbeiter beschäftigte die Firma damals. Doch 1972 wurde der Unternehmer enteignet. "Eine bittere Zeit für meinen Vater", erinnert sich Klaus Schumann. Aber sein Vater gab nicht auf. Neun Jahre später wagte er erneut den Anlauf in die Selbstständigkeit. Er fertigte im kleinen Stil Betonplatten in verschiedenen Formen und Farben für den Wegebau an, eine Art Fliesenersatz. "Die gingen weg wie warme Semmeln", ergänzt Klaus Schumann. Die Kunden kamen sogar aus Berlin. "Mein Schwiegervater Herbert sagte immer ,das Produkt ist von der Ostsee bis zum Erzgebirge gefragt'".
1986 stieg Klaus Schumann in das Geschäft seines Vaters ein. Doch nach nur drei Jahren kam die Wende und der Markt für Betonplatten brach schlagartig weg. Neue Ideen waren gefragt. Am 7. September 1990 gründeten Klaus Schumann und Ehefrau Christiane die Schumann GmbH und widmeten sich dem Baugeschäft sowie dem Fliesenhandel. Über 120 Sorten Fliesen findet der Kunde in der Ausstellung des Fachgeschäfts. In guten Zeiten, das waren die 90er Jahre, beschäftigten sie 16 Arbeitnehmer, heute sind es fünf. Zwei Jahre später eröffneten beide einen Schraubenfachhandel. "Seit dieser Zeit ist der unser drittes Standbein", fügt Frau Schumann hinzu.
Dass viele junge Leute heute der Region den Rücken kehren, merken wir deutlich", erklärt der 47-Jährige. Schließlich hätten ihnen gerade junge Leute in der Vergangenheit allerhand Aufträge verschafft. Wirtschaftlich sei auch die Region um Zeitz schwierig. Kunden müsse man heute 80 bis 100 Kilometer weiter weg vom Heimatort gewinnen. Jena, Dresden oder Leipzig bieten eine größere Kaufkraft. "Wir müssen immer wieder etwas Neues ausprobieren", so die Ehefrau. Man versuche zudem, den eigenen Optimismus auf die Kundschaft mit zu übertragen.
Ob die vierte Generation die Familientradition einmal fortsetzen wird? Tochter Claudia (21) absolviert eine Lehre als Steuerfachangestellte, Sohn Felix legt das Abitur ab. "Natürlich wuchsen beide mit dem Unternehmen auf, doch über ihre Berufswahl sollen sie selbst entscheiden", fügt Frau Schumann schmunzelnd hinzu.