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Familien holen ihren Baum

Von Maria Barsi 18.12.2005, 19:02

Theißen/MZ. - Groß sollte die Blaufichte sein, das hätte die Mutter so bestellt, sagten die Jungen. "Damit mehr drunter passt", schlussfolgerte Moritz messerscharf.

Nach getaner Arbeit hieß es dann: "Los, Jungs, gehen wir eine Bratwurst essen!" Denn beim nunmehr fünften Tannenfest in Theißen konnte man sich nicht nur Rot- und Blaufichten, schlanke Koreatannen, die wenig nadelnden Nordmann-Tannen und schmale, kaum stachelnde Serbische Fichten von der Wurzel schneiden lassen - es gab eine Menge mehr für den Spaß und für den Magen.

So trafen die Teichlerschen Männer aus Langendorf bei Weißenfels auf dem Hof des Unternehmens denn auch ihre Frauen wieder. Dort stand das klitzekleine Kinderkarussell, das Forners in diesem Jahr zum ersten Mal nicht mieten mussten. Da das Tannenfest von Jahr zu Jahr mehr angenommen werde, sei man nach Bayern gefahren und habe sich zur Freude der Kinder ein eigenes Karussell gekauft, verriet eine trotz fast versagender Stimme rundum zufriedene Eveline Forner. Dabei hatte der Tag vor dem Tannenfest eine böse Überraschung nach der andern gebracht. Erst war urplötzlich ihre Stimme weg, dann flogen im Sturm alle vorbereiteten Hinweisschilder übers Gelände und die große Strohpuppe nahe der B 180 verlor sogar den Kopf. Nicht so Forners und ihre vielen Helfer, die sich durch den enormen Andrang belohnt sahen.

Familie Schumann aus Weickelsdorf gab sich als Stammkundschaft zu erkennen. Sie war 2000 im Urlaub an der Mosel. "Unsere Moselaner verkaufen hier Wein und Flammkuchen, da mussten wir her", hieß es. Die fünfjährige Jessica durfte sich in der Weihnachtsstube im umgebauten Kuhstall bei den Schnitzern Horst Schmidt und Heinz Wels vom Heimatverein Droßdorf ein Eichhörnchen und ein Bäumchen kaufen und bekam noch einen kleinen Pilz obendrauf. Steffi Schumann nahm eine ganze Landschaft mit Rehen, Igeln, Pilzen und Vögeln mit und hatte Mühe, an den schönen, aus naturbelassenen oder mit Pflanzenfarben eingefärbten Tüchern und Strickwaren vorbei zu kommen. Margrit Graul bot die Fornersche Schafssalami, selbst gebackenen Stollen und Kürschnerwaren aus Röda an, es gab Schmuck aus Teuchern, Fisch aus Luckenau, Obst vom Hang des Klosters Posa und hausschlachtene Wurst aus Golben. Und selbstverständlich Glühwein, Kinderpunsch und Leckeres gegen den Hunger. Und unermüdlich trabten die beiden Shetland-Ponys in ihrem zottigen, dichten Winterfell mit Kindern auf dem Rücken über die Plantage. Einen schöneren Weihnachtsmarkt hätte man sich gar nicht wünschen können, war zu hören.