Fachhochschule Merseburg Fachhochschule Merseburg: Studentin forschte über Bergarbeiterschnaps
Merseburg/MZ. - Anja Eisfelder-Mylius hat sich nicht aus Langeweile heraus mit dem Thema Bergarbeiterschnaps befasst. Die von ihr angefertigte Hausarbeit fließt in Form von Rezepten in ein kulturhistorisches Kochbuch mit ein, das zur Frankfurter Buchmesse im Herbst vorgestellt werden soll. Als Kind sei sie selbst noch in Tagebaurestlöchern herumgeklettert und habe miterlebt wie ihr Vater, der als Betriebsschlosser arbeitete, als Deputat Prima Sprit erhielt. Der wurde beispielsweise mit zu Eierlikör weiter verarbeitet.
Die Studentin belegte, dass die schwere körperliche und stets gefährliche Arbeit eines Bergmanns und die damit einhergehenden Sorgen und Ängste zu einer "starken Trinksucht vieler Bergarbeiter besonders im 18. und 19. Jahrhundert führte." Besonders interessierte sie, wie mit dem Bergarbeiterschnaps in der DDR umgegangen wurde. Um das herauszufinden, recherchierte die junge Frau zwischen Zeitz, Profen und Deuben und trug umfangreiches Informationsmaterial zusammen. So kam sie beispielsweise mit einer Eisverkäuferin eben so ins Gespräch wie mit einem älteren Herrn aus der Profener Heimatstube. Von etwa zehn Personen habe sie allerhand Wissenswertes über den Umgang mit Bergarbeiterschnaps erhalten.
Jeder habe dazu mit kleinen Geschichten und sozialen Erlebnissen dazu beigetragen. "Wenn die Arbeiter der Brikettfabrik ,Herrmannschacht' in Zeitz am Monatsende einen Liter klaren ,Bergmannsfusel' zugewiesen bekamen, wussten deren Frauen etwas damit anzufangen soweit dies nicht schon die Männer taten", erzählte Frau Eisfelder-Mylius. Selbst zum Fensterputzen habe der Fusel getaugt. Klar, dass die Studentin den Schnaps, der im Volksmund auch Kumpeltod oder Grubenfusel genannt wurde und etwas über eine Mark kostete, selbst ausprobiert hat. "Vom Geschmack her war das nicht so mein Ding, er schmeckte eher ungenießbar", merkte sie an.
Außerdem eignete sich das Deputat bestens zum Tausch gegen andere Dinge, bei denen man in den Geschäften mit der DDR-Mark nicht so erfolgreich war. Fliesen, Zement oder Niethosen fanden schneller einen neuen Besitzer, wenn sich im Gegenzug der Bergarbeiterschnaps anbot. "Es ist wichtig, so viel wie möglich über den Bergarbeiterschnaps aufzuschreiben, damit er nicht in Vergessenheit gerät", fügte die 27-Jährige hinzu.