Existenzgründer Existenzgründer: Baumpfleger will mit dem Seil hoch hinaus
Weißenfels/MZ. - Der 40-Jährige betreibt "Baumpflege und Baumfällung mit Seilklettertechnik", so der Eintrag in den Gelben Seiten. In Weißenfels absolvierte Röder im Bildungszentrum der Industrie- und Handelskammer Halle - Dessau einen Existenzgründerlehrgang. "Damit ich auch die Buchhaltung übernehmen kann", sagt er.
Bis zum Jahre 2001 verdiente Röder noch als Baumaschinist sein Geld. Mit der Umstrukturierung verlor er die Arbeit. "Wieder in die Baubranche einsteigen und vielleicht auf die nächste Entlassung warten, kam für mich nicht in Frage", erzählt Röder. Der Mann aus Schraplau im Landkreis Merseburg / Querfurt hatte Glück. Er schnupperte bei einem Bekannten in den Bereich Landschafts- und Gartenbau mit rein. Rolf Brand machte ihn auf das Baumklettern aufmerksam und ermöglichte Röder den Einstieg in die Branche.
Die reine Klettertechnik erlernte Röder in einem Crash-Kurs in München. Im Englischen Garten warf er zum ersten Mal die Leine aus. Die Wurfleine mit der Stärke einer Maurerrichtschnur wird gezielt über eine Astgabel geschleudert, dann der Kambiumschoner zum Schutz von Rinde und Kletterseil eingefädelt und ebenfalls in Position gebracht.
Bergsteigermäßig ausgestattet - mit Klettergurt und Kletterseil - schiebt Röder seinen Körper Stück für Stück den Baumstamm hinauf. Im Schnitt 20 Meter hoch. Muss der Kletterer Totholz in luftiger Höhe schneiden, geschieht dies mit einer kleinen Handsäge. Gilt es, einen Baum zu fällen, steckt eine Kreissäge im Gepäck.
Im August vergangenen Jahres wagte Andreas Röder den Sprung in die Selbstständigkeit. Zu seinen Auftraggebern zählen hauptsächlich Privatkunden, seltener Kommunen. "Weil es denen an Geld für die Baumpflege fehlt", meint er. Röder kommt vor allem in Sachsen-Anhalt und in den angrenzenden Bundesländern zum Einsatz. An Stellen, wo Hebebühnen aus Platz- oder anderen Gründen nicht gestellt werden können.
In Großörner bei Hettstedt stand der Baumpfleger mit Höhentauglichkeitsattest im Rampenlicht. Ein privater Auftraggeber hatte das regionale Fernsehen informiert. Das erschien und hielt die an Akrobatik grenzenden Arbeiten mit der Kamera fest. "Zwei Tage haben wir dort zu zweit einen 16 Meter hohen Nussbaum gefällt", sagt Röder.
Steigt auch manchmal die Angst mit? Der Baumpfleger schüttelt entschieden mit dem Kopf. Angst beim Klettern? Das funktioniert nicht. Aber eine Portion Vorsicht muss sein.