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Erhalt oder Abriss Erhalt oder Abriss: Was wird aus der hässlichsten Straße von Zeitz?

Von Angelika Andräs 12.02.2018, 14:37
Gut ein Dutzend Häuser in der Zeitzer Rahnestraße sehen so oder so ähnlich aus. Doch gerade diese Straße führt direkt ins Stadtzentrum.
Gut ein Dutzend Häuser in der Zeitzer Rahnestraße sehen so oder so ähnlich aus. Doch gerade diese Straße führt direkt ins Stadtzentrum. René Weimer

Zeitz - Die Diskussionen um die Rahnestraße, in der von 24 Häusern 16 leerstehen und mehr oder weniger verfallen sind, halten an. „Die Straße ist eine Schande und man schämt sich für Zeitz!“, heißt es immer wieder in den Debatten.

Doch es geht nicht nur um den desaströsen Zustand der Straße, sondern auch um die Frage, welche Lösungen es für die Ruinen geben könnte. Und immer wieder wird gefragt, ob überhaupt einmal der Versuch unternommen wurde, praktisch etwas zu tun.

Er wurde unternommen.

Rahnestraße in Zeitz: Kann man Besitzern Häuser wegnehmen?

Die Zahl derer, die trotz Leerstands und Verfalls dafür eintritt, die zum Teil wertvollen Barockdenkmale zu erhalten, ist größer als die Zahl derer, die bedenkenlos Abrisse fordern.

Gerade in verschiedenen Foren im Internet und im sozialen Netzwerk Facebook wird zunehmend ein härteres Vorgehen gegen die Eigentümer verlangt, die die Gebäude verfallen lassen. „Man kann aber die Häuser den Besitzern ,wegnehmen’, wenn sich nicht gekümmert wird und Gefahr besteht durch Einsturz“, schreibt eine Nutzerin auf Facebook.

Ganz so einfach ist das natürlich nicht. Der Zeitzer Wolf-Henry Dreblow meint dazu: „Es gibt im Deutschen Baurecht ausreichend viele Möglichkeiten, man muss es nur ernsthaft wollen, eine Strategie erarbeiten, Ziele setzen und konsequent umsetzen.“ Vor allem bringen aus seiner Sicht Gespräche „im Hintergrund“, wie in den letzten 15 Jahren, nichts.

„Anfangen und durchziehen. Kaufangebot abgeben und Alternativen aufzeigen und falls das Fachwissen fehlt, anerkannte Rechtsverständige beauftragen“, so Dreblow, „der Aufwand ist klein gegenüber dem immensen Schaden für die gesamte Stadt Zeitz.“

Stadt Zeitz will Strategie für Rahnestraße noch nicht öffentlich machen

Doch es gibt auch andere Meinungen zur Rahnestraße. „Reißt sie endlich ab. Das ist die Hauptstraße für alle, die ins Zentrum wollen, und so auch der erste Eindruck für alle Fremden“, schreibt eine Leserin auf der MZ-Facebook-Seite.

Und immer wieder wird gefordert, etwas zu tun, statt nur zur reden. Doch auch Oberbürgermeister Christian Thieme (CDU), der schon immer gesagt hat, dass die Rahnestraße ein vorrangiges Problem sei, wo er dringend etwas tun möchte, redet nicht nur. Er erklärt, dass man eine Strategie habe, sie allerdings auch nicht durch vorzeitige Äußerungen gefährden möchte.

Auch unter Ex-Bürgermeister Volkmar Kunze gab es Pläne für die Rahnestraße

Eine Strategie gab es auch schon während der Amtszeit seines Vorgängers Volkmar Kunze (FDP), die dieser gemeinsam mit Bürgermeister Henrik Otto vorantrieb. „Auf Antrag der Verwaltungsspitze beschloss der Stadtrat am 30. September 2010 die Aufstellung eines Bebauungsplanes für das Gebiet Rahnestraße, Ritterstraße und Stiftsberg“, erklärt Kunze, „2011 folgten die Beschlüsse zur Fortschreibung des Sanierungsplanes. Das war die Grundlage, um nach entsprechendem Planungs- beziehungsweise Baufortschritt dann sogenannte sanierungsrechtliche Baugebote aussprechen zu können.“

Rahnestraße Zeitz: Häuser 6 bis 8 sollten saniert werden

Bei Nichteinhaltung von Baugeboten wäre die Stadt in der Lage, Ersatzvornahmen durchzuführen und die Häuser letztendlich in Eigentum zu übernehmen. So könnte man also Eigentümern beikommen, die ihre Häuser verfallen lassen. Dazu musste die Stadt ihr eigenes Objekt Rahnestraße 7 selbst zur Sanierung planen, erläuterte Kunze.

Das erfolgte unter Einbeziehung der Nachbargrundstücke Rahnestraße 6 und 8, wo davon auszugehen war, dass die Stadt die Häuser kaufen kann. Die Nutzungsstudien übernahm die WBG. Mit dem am 27. Januar 2016 im Stadtrat beschlossenen Maßnahme-Kostenplan für das Sanierungsgebiet stand der Durchführung des ersten Bauabschnittes ab 2017 mit einem Umfang von circa 200.000 Euro nichts mehr Wege, wie Kunze erklärt. 2017 waren er und Otto nicht mehr im Amt.

Druck auf Hauseigentümer muss erhöht werden

„Die Zukunft der Rahnestraße hängt an der Umsetzung einer noch zu beschließenden Satzung zum bereits beschlossenen B-Plan für die Rahnestraße“, so Kunze, „von den Grundstücken Rahnestraße 1 bis 16 sind vier saniert oder teilsaniert und genutzt. Rahnestraße 6 bis 8 könnte wahrscheinlich sofort in Angriff genommen werden.“

Mindestens sechs Häuser sind aus seiner Sicht sanierungsfähig. „Das wäre meine Vision, die ich auch für realisierbar halte“, sagt Volkmar Kunze, „allerdings muss der Druck auf die Eigentümer wieder erhöht werden.“ Mit der abschließenden Herauslenkung des Fernverkehrs der B180 aus der Rahnestraße mit Tonnagebegrenzung könnte das Gebiet zu einer attraktiven Wohnlage werden. (mz)