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Erfinderisch in der Corona-Krise  Erfinderisch in der Corona-Krise : Infra-Zeitz stellt Desinfektionsmittel her

Von Yvette Meinhardt 03.04.2020, 14:39
Nils Reiche (rechts) übergibt das neue Desinfektionsmittel an Steffen Müller, dahinter Arvid Friebe.
Nils Reiche (rechts) übergibt das neue Desinfektionsmittel an Steffen Müller, dahinter Arvid Friebe. Yvette Meinhardt

Alttröglitz - Man nehme Isopropanol (Alkohol), Glycerin, Wasserstoffperoxid, mische alles und gebe etwas Wasser hinzu - fertig ist das neue Desinfektionsmittel. So beschreibt Nils Reiche die Rezeptur für das Mittel aus dem Hause der Infra-Zeitz Servicegesellschaft mbH. Die Coronakrise macht die Menschen in diesen Tagen erfinderisch. „Auf dem freien Markt waren längst keine Desinfektionsmittel mehr verfügbar. Aus diesem Grund wurden wir selbst aktiv“, sagt Friebe.

Vor Verkauf: fertige Desinfektionsmittel-Mischung muss mindestens drei Tage stehen

Das Isopropanol kam von der Stärkefabrik im Chemie- und Industriepark, das Glyzerin zur Pflege der Hände aus Leuna und Wasserstoffperoxid aus Staßfurt. „Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Formel zur Herstellung von Desinfektionsmittel vorgegeben, danach haben wir gearbeitet“, sagt Reiche.

Die fertige Mischung muss mindestens drei Tage stehen und darf erst danach verkauft werden. „Die erste Probe-Charge haben wir bei der Infra selbst behalten“, fährt Geschäftsführer Friebe fort. Das Problem seien vor allem die Flaschen gewesen. Hier habe es einen Engpass gegeben. „Wir wollten unser Produkt eigentlich in Flaschen mit je 500 Millilitern abfüllen. Doch diese waren nicht zu bekommen. Also haben wir kleine Handflaschen mit je 100 Milliliter und zum Nachfüllen Ein-Liter-Flaschen“, sagt Friebe.

Desinfektionsmittel geht an Feuerwehr Elsteraue

Die Gemeinde Elsteraue war am Donnerstag der erste Kunde, der das neue Desinfektionsmittel bekam. Stellvertretend nahm Steffen Müller, Sachbereichsleiter Brandschutz der Elsteraue, die Ware entgegen. „Wir statten damit die beiden geöffneten Kindertagesstätten in Tröglitz und Profen und unsere Aktiven der Feuerwehren aus“, sagt Müller.

Damit blieben die Kameraden der Feuerwehren auch im Katastrophenfall weiter einsatzbereit. „Desinfektionsmittel brauchen wir jedoch nicht nur in der Coronakrise, sondern auch sonst bei zahlreichen Einsätzen der Feuerwehren“, sagt Müller.

In Zeiten von Corona Sonderreglung

Doch wo genau wird das Desinfektionsmittel jetzt hergestellt? „Zunächst verfügte die Infra-Zeitz über einen kleinen Analyseraum“, sagt Friebe. Doch seit dem 1. Januar unterhält die Infra ein eigenes Labor im Chemiepark in Alttröglitz. Kläre Drahn hat die Arbeit des Umwelt- und Servicelabors in der Dr.-Engler-Straße 16 eingestellt und die Infra-Zeitz das Labor nahtlos übernommen.

Auch die Laborantin Beate Flöter und Chemiker Nils Reiche arbeiten weiter hier. Im Labor werden zunächst betriebsinterne Analysen durchgeführt. Zum Leistungsspektrum gehören die Analyse von Prozess-, Grund- und Abwasser, Deklarationsanalysen von Abfällen und zur Entsorgung vorgesehenen Materials, Probenahmen, Gutachten, Beratung sowie Sanierungs- und Baubegleitung.

Aktuell fehlen dem Labor noch eine Art Zulassung, um künftig für Fremdfirmen die Untersuchungen anzubieten. „In Zeiten von Corona gilt eine Sonderreglung, so dass wir vorerst für 180 Tage besagtes Desinfektionsmittel herstellen und ausschließlich an gewerbliche Kunden verkaufen können“, sagt Friebe. Er rechnet damit, dass das Chemielabor im nächsten Jahr die Zulassung erhält und dann für Kunden arbeiten kann. (mz)