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Entdeckung auf Neuenburg Entdeckung auf Neuenburg: Petschaften in Geheimfach betagter Truhe

Von Rainer Wissenbach 16.01.2001, 17:18

Freyburg. - Auf wundersame Weise wurdenauf Schloss Neuenburg unlängst insgesamt 19Petschaften und ein Siegel des Herzogs ChristianLudwig von Braunschweig-Lüneburg entdeckt.Sie waren in der seit 1992 im Eingangsbereichder Doppelkapelle stehenden Spendentruhe versteckt.Während das Siegel aus dem 17. Jahrhundertin einer passenden runden Holzdose mit Deckelund noch anhaftenden Pergamentstreifen dieZeiten in einem Geheimfach der Truhe überdauerte,lagerten die Petschaften aus dem 19. Jahrhundert,die vornehmlich Innungs-Petschaften aus Merseburgsind, lose darin.

Von Schlossdirektorin Kristine Glatzel wirdder überraschende Fund als "merkwürdig zusammengestellt"bezeichnet. Wie sie sagte, sei man auf ihngestoßen, da Handwerker bei Reparaturarbeitenan der Truhe - trotz vorheriger Warnung, diesnicht zu tun - den schweren Deckel ins elfzügigeSchloss fallen ließen. Da aber zum altehrwürdigenBehältnis kein Schlüssel existiere, sei guterRat teuer gewesen. Aber man habe sich im Anschlussentschlossen, nicht selbst zu versuchen dieTruhe mit ihrem komplizierten Schließmechanismuszu öffnen, sondern dies lieber dem auf derNeuenburg gut bekannten halleschen RestauratorAndreas Gawlik zu überlassen.

Nach drei Tagen soll es dann Gawlik letztlichnicht nur geschafft haben die Truhe zu öffnen,sondern er habe dazu auch noch jenes Geheimfachentdeckt und geknackt, welches auf SchlossNeuenburg bislang eigentlich nur als eineArt Auflage für einen Zwischenboden angesehenworden war.

Laut Kristine Glatzel haben die teils an kunstvollverzierten Holzgriffen befestigten Petschaftenaus einer Messinglegierung in der Spendentruheniemals "geklappert". Noch ist der Fund inseiner Gesamtheit nicht wissenschaftlich ausgewertet.Offen ist ebenfalls, auf welchem Weg die Truhemit den bemerkenswerten Hinterlassenschafteneinst von der Saale an die Unstrut gelangte.Fest steht bislang nur, dass sie heute offenbaru.a. von einstigen Blütezeiten der Nadler-,Schuster-, Korbmacher-, Seiler-, Kupferschmiede-,Wagner-, Buchbinder-, Gerber-, Kürschner-und Notar-Innung von Merseburg im 19. Jahrhundertkünden.