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Eisenberger Mühltal Eisenberger Mühltal: Idylle im Tal und ein bärenstarker Mann

Von Hartmut Landes 13.06.2003, 18:14

Kursdorf/MZ. - Ein Kleinod dieses Holzlandes ist bis heute erhalten. Es ist das Eisenberger Mühltal, welches von Zeitz über Wetterzeube, Crossen und Hartmannsdorf zu erreichen ist. In Kursdorf beginnt das zehn Kilometer lange Tal mit den ehemaligen Mahl- und Schneidemühlen, das sich bis Weißenborn hinzieht und ein Paradies für Wanderer und Radfahrer ist.

Gestresste Großstädter aus Leipzig, Berlin oder Erfurt suchen und finden im Tal ebenso Entspannung wie Tagesausflügler. Abschalten, die Zeit vergessen können sie im Mühltal, in dem mehr Ruhe herrscht als andernorts - auch wenn zunehmend Autos, die zu den Mühlen-Herbergen drängen, als störend empfunden werden.

Die Tiere im Mühltal scheint das wenig zu stören. Die Esel im Gehege an der Amtsschreibermühle ertragen Gäste mit stoischer Ruhe, die Katzen an der Naupoldsmühle lassen sich selbst von unruhigen Hunden wenig beeindrucken, und die Vögel zwitschern von den Bäumen, dass einem ihr Gesang noch lange in den Ohren klingt.

Was für Vögel im Mühltal singen, kann man im Mühltalmuseum erfahren. Der Raum in der Naupoldsmühle ist schon einen Abstecher wert. Denn dort findet man neben einem Modell der Meuschkensmühle - wie sie vor 200 Jahren aussah - auch Wissenswertes über einen Emil Bahr (1906 - 1977), dem wohl berühmtesten Bewohner des Tals. Der wurde nicht unter seinem bürgerlichen Namen bekannt, sondern mit seinem Künstlernamen "Milo Barus" und aufgrund seiner außergewöhnlichen Kraft.

Sieben Mal war Milo Barus Weltmeister im Ringen und galt als stärkster Mann der Welt. Er zwang in Spanien einen Stier mit den Händen zu Boden, was ihm den Namen "unblutiger Torero" einbrachte, er trug ein ausgewachsenes Pferd siebzehn Stufen eine Leiter empor und zog einen voll besetzten Bus mit den Zähnen.

In dem Haus, in dem Milo Barus einst wohnte, gibt es heute eine kleine Gastwirtschaft. Und jede Menge Geschichten.

Außer von Natur, traditionellem Handwerk und starken Männern erzählt die Ausstellung von einem Ereignis, als es mit der Ruhe im Mühltal vorbei war. Denn im Zweiten Weltkrieg stürzte ein alliiertes Bombenflugzeug wenige Meter neben der Pfarrmühle ab. Aufregung und Feuer folgten. Es gab Tote und einen Überlebenden.

Und noch heute erzählen die Menschen aus dem Mühltal in einer ruhigen Minute gern, was sie selbst gesehen oder was ihnen aus der Geschichte bekannt geworden ist.