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Einwohner von Nedissen empfinden Laster als Last

Von TORSTEN GERBANK 11.08.2009, 18:03

NEDISSEN/MZ. - Seit die nahe B 2 Richtung Zeitz wegen Bauarbeiten gesperrt ist, wird der Verkehr durch Nedissen und an Großpörthen vorbei zur B 180 geführt. Es ist laut im Dorf und der Verkehr will kein Ende nehmen. "Ein Wunder, dass noch nichts passiert ist", sagt Ingeborg Bensch. Ingrid Kresse (68) nickt.

Die Hauptstraße in Nedissen ist eng, sie schlängelt sich durch den Ort. Einen Fußweg gibt es nur im sogenannten Oberdorf. Am Teich vorbei bleibt Fußgängern nur die Möglichkeit, auf den Randstreifen auszuweichen. Da klopft selbst Rolf Grimm das Herz, wenn der 69-Jährige zu Fuß unterwegs ist. "In der Woche ist es schon gefährlich, an der Straße zu laufen", sagt er. Ein Fußweg wäre schon sinnvoll, meint Grimm. Das sieht Rainer Jauer (59) genauso. Er wohnt am Ortsrand und meint, dass vor allem der Lkw-Verkehr extrem zugenommen habe und belaste. Aber Nedissen müsse schon immer mit recht viel Verkehr leben. "Weil Autofahrer aus Sachsen oder Thüringen die Strecke nutzen, um Zeitz zu umfahren", sagt Jauer. Doch jetzt sei es besonders schlimm. Nicht nur die Zahl der Autos. Hinzu komme, dass augenscheinlich viele die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde überschreiten. Besonders schnell werde an Wochenenden oder abends gefahren, so Jauer. Schlimm seien Motorräder. "Die kommen durchgeschnurrt, da staunt man", sagt er. Nachbarin Ramona Lehmann (48) sehnt den Tag herbei, an dem die Umleitung Geschichte ist. Zurzeit könne sie nur bei geschlossenem Fenster schlafen, sagt die Frau. Und dann sei da noch die Gefahr für die Kinder. "Viele Kraftfahrer bremsen ja nicht mal ab, wenn ein Kind am Straßenrand läuft", meint Ramona Lehmann. Ginge es nach ihr, dürfte im Ort nur 30 gefahren werden, zur Sicherheit. Günter Lippert (74), der mit auf dem Hof wohnt, sieht es ähnlich. "Die Autos kommen durchgebrettert", sagt er. Die Situation bezeichnet er als "ganz schlimm".

Rita Mayr (42) wohnt am anderen Ende des Dorfes, gleichfalls direkt an der Straße. Auch sie spricht von Krawall, von viel mehr Lkw, davon, dass sie derzeit in der Nacht lieber das Fenster geschlossen lässt und von der Angst um die Katzen. "Wir hätten gern eine Ortsumgehung", sagt Rita Mayr, wissend, dass sie bestimmt nur ein Traum bleiben wird. Aber auf jeden Fall freue sie sich auf jenen Moment, in dem die Umleitung vorüber ist. Vielleicht, überlegt sie, könne ja dann mal über ein Durchfahrtverbot für Lkw nachgedacht werden. Schließlich wird ja im Herbst das letzte Stück der Zeitzer Ortsumfahrung freigegeben. Dann lässt sich die Elsterstadt auch auf anderen Wegen von der B 2 aus umfahren.

Norbert Rothe, Gastwirt in Großpörthen, ist der einzige, der der Umleitungsstrecke etwas Gutes abgewinnen kann. "Ein paar Gäste mehr finden so schon zu mir", sagt er und macht trotzdem auf ein Problem aufmerksam. Wer von Nedissen aus in Richtung Großpörthen fährt, der darf nach dem Ortsausgangsschild Gas geben. Aber etwa 200 Meter später steht ein Stoppschild. "Das wird zum Teil von Bäumen verdeckt. Es müsste ein Vorwegweiser hin", sagt Rothe.