Einsamer Abschied Einsamer Abschied: So führen Menschen in der Region derzeit Beerdigungen durch

Zeitz/Osterfeld - Der Abschied von einem geliebten Menschen ist schwer genug. Aktuell wird er Hinterbliebenen durch die Coronapandemie aber noch schwerer gemacht. Denn auch auf Trauerfeiern sind große Menschenmengen aufgrund der Ansteckungsgefahr untersagt. Zudem können derzeit die Trauerhallen auf den Friedhöfen nicht genutzt werden.
Trauerhalle am Friedhof in Osterfeld sehr klein
„Seit Mitte März finden bei uns Beerdigungen nur noch direkt an den Gräbern im Freien statt“, sagt Thomas Teuscher, Stadtarbeiter in Osterfeld. Teuscher ist mit dafür verantwortlich, dass der kommunale Friedhof in Osterfeld gepflegt und alles für würdevolle Bestattungen vorbereitet wird. Bisher hätten die Leute für die Regelungen auch Verständnis gezeigt.
Zumal die Osterfelder Trauerhalle mit gerade einmal vier mal zehn Metern alles andere als groß ist und schon zu normalen Zeiten nur wenige Menschen darin Platz finden, so dass häufig auch früher schon Menschen vor der Halle die Trauerfeier verfolgt und von den Verstorbenen Abschied genommen haben.
Regelmäßige Kontrollen durch das Ordnungsamt bei Beerdigungen
Doch für diese Woche scheint sich ein Problem auf dem Osterfelder Friedhof anzubahnen. Es gäbe zwei Anfragen von Leuten, die gerne ihre Verstobenen in der Trauerhalle aufbahren würden. „Wir werden uns am Dienstag die Bedingungen noch einmal vor Ort genau ansehen, dabei auch das Ordnungsamt mit ins Boot holen und schauen, was in Bezug auf Abstandsregelungen und Hygienebestimmungen machbar ist, damit alles würdevoll und im Sinne des Verstorbenen über die Bühne geht“, sagt Osterfelds Bürgermeister Hans-Peter Binder (parteilos).
Schon jetzt habe es regelmäßig Kontrollen durch das Ordnungsamt bei Beerdigungen gegeben, ob die Abstandsregelungen eingehalten werden. „Für mich ist das am Ende auch ein Drahtseilakt zwischen gesetzlicher Regelung und Pietät “, sagt Binder. „Die Bedingungen auf den einzelnen Friedhöfen sind sehr unterschiedlich, so dass es keine generellen Festlegungen einer Personenzahl gibt“, sagt Uwe Gerhardt, Inhaber des Bestattungsunternehmens „Antea“, das sechs Filialen zwischen Zeitz und Weißenfels betreibt. Wichtig sei, dass Abstands- und Hygieneregelungen eingehalten werden können, macht Gerhardt deutlich.
Teilweise seien auch Beisetzungen verschoben worden
Doch die Leuten hätten bisher sehr verständnisvoll reagiert und sich auf die Bedingungen eingestellt. Auch wenn die Gespräche mit dem Trauerredner beispielsweise derzeit häufig nur per Telefon möglich sind. Teilweise seien auch Beisetzungen verschoben worden, in der Hoffnung, dass doch noch mehr Teilnehmer zu den Trauerfeiern zugelassen würden. Doch insgesamt habe sich alles eingepegelt, denn letztlich wollen die Angehörigen nur, mit einer würdevollen Trauerfeier einen Abschluss und ihren seelischen Frieden finden.
Auch wenn Umarmungen oder ein Händedruck nicht möglich seien. „Die Angehörigen können alleine bei uns im Haus von ihrem Verstorbenen am offenen Sarg Abschied nehmen. Einzig, wenn der Verstorbene mit Corona infiziert war, geht das nicht“, macht Uwe Gerhardt deutlich. Jene Verstorbenen würden sogar seine Mitarbeiter vor eine völlig neue Situation stellen. Denn die dürften nur in voller Schutzmontur aus den Krankenhäusern abgeholt und überführt werden, so Gerhardt.
Persönliche Kontakt sehr wichtig bei Beerdigungen
Auch auf den beiden kirchlichen Friedhöfen in Zeitz, dem Michaelis- und dem Stephans-friedhof, hat es in den vergangenen Wochen nur Trauerfeiern unter freiem Himmel und mit nur wenigen Personen gegeben. „Doch unsere Kapelle dürfen wir unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsvorschriften ab jetzt wieder öffnen. Allerdings müssen die Trauernden in der Halle Mundschutz tragen“, berichtet Friedhofsverwalter Ralf Steinbach.
Steinbach weiß vor allem um das Bedürfnis der Hinterbliebenen nach persönlichem Kontakt. „Man merkt schon, dass den Angehörigen etwas fehlt. Sie wollen einem die Hand geben, und man muss ihnen sagen, dass es gerade nicht geht“, so Steinbach, dem der persönliche Kontakt trotzdem sehr wichtig ist. So empfange er Trauernde unter Einhaltung der Abstände im Büro, suche gemeinsam die Grabstätte aus.
Alternativen: telefonischen und schriftlichen Trauerbegleitung
Das Problem an der einsamen Trauer: „Niemand kann sich selbst Trost spenden“, erklärt Gundula Heyn, Koordinatorin der Landesgeschäftsstelle des Ambulanten Hospizdienstes der Malteser in Zerbst. „Gerade jetzt vermissen viele Menschen den sozialen Kontakt, den Rückhalt anderer Menschen, die persönlichen Begegnungen und tröstende Worte.“
Zum Schutz der Ehrenamtlichen, Mitarbeitenden und Betroffenen finden aktuell zwar keine persönlichen Treffen statt. Die Organisation bietet jetzt aber die Möglichkeit einer telefonischen (ZuHörer) und schriftlichen (TrostKasten) Trauerbegleitung an. „Wir wollen den Menschen damit die Möglichkeit geben, sich mit ihren Gedanken zu entlasten und das Gefühl des Alleinseins zu mildern.“
››Kontakt per Telefon von Montag bis Freitag von 13 bis 15 Uhr unter 0391/50 67 69 49 oder per Brief an: Malteser Hilfsdienst e.V. TrostKasten/Haus Comes, Neustädter Bierweg 15. 39110 Magdeburg. Mail: [email protected] (mz)
