Die Not mit der Notdurft Die Not mit der Notdurft: Zeitz hat zu wenig öffentliche Toiletten

Zeitz - Wohin in der Not? Mit der Notdurft. Schließlich gibt es in Zeitz nur zwei öffentliche Toiletten, die außerdem noch Öffnungszeiten haben.
Und es hat sich auch nach Jahren der Diskussion nichts daran geändert, dass es in der gesamten Unterstadt nördlich der Weißen Elster kein öffentliches WC gibt, ja auch kaum eine andere Möglichkeit, wenn die Blase drückt.
Denn Hotels und Gaststätten, wo ein Auge zugedrückt wird, wenn ein Passant in höchster Not kommt, sind hier Mangelware. Schlimmer noch: Auf dem Bahnhof fehlt das öffentliche Klo seit vielen Jahren. Ist hier eines in Sicht? Und ansonsten und überhaupt: Was tun?
Wer die Situation in Zeitz kennt, schildert Johanna Pock, die gerade mit dem Zug aus Leipzig gekommen ist, gehe natürlich schnell noch mal im Zug. „Eine andere Sache ist es natürlich, wenn man mit dem Bus unterwegs ist und am Busbahnhof ankommt“, meint sie, „dann bleibt nur das Gebüsch.“ Peter Büttner, er will gerade eine Fahrkarte kaufen, kommt dazu. „Der Pavillon hinter der Dreierbrücke, der Saustall, der schon lange saniert werden sollte, der ist eigentlich die Toilette für den Bahnhof und die Unterstadt geworden.“
Fehlende Toiletten in Zeitz: Man muss einen Weg von mindestens einem Kilometer in Kauf nehmen
Als passionierter Bahnfahrer nehme er den Brückenweg sowohl zu Fuß als auch mit dem Rad und habe da schon oft Leute gesehen, die ihre Notdurft verrichten. „Auch Frauen. Das geht doch nicht an. Ich meine, ein Mann stellt sich schon mal irgendwohin, aber für Frauen ist das eine Zumutung.“ Und offensichtlich seien die Leute schon auf solche Situationen eingerichtet, meint Johanna Pock, denn oft liegen da nicht nur Kothaufen, sondern auch Toilettenpapier...
Wer sich nicht ins Gebüsch schlagen will, hat zumindest von Montag bis Samstag die Möglichkeit, eine öffentliche Toilette aufzusuchen. Allerdings muss man dann einen Weg von mindestens einem Kilometer in Kauf nehmen. Das nächste öffentliche WC befindet sich in der Bänke zwischen Roßmarkt und Altmarkt in der Innenstadt. Geöffnet ist hier 9 bis 18 Uhr, sonntags 15 bis 18 Uhr.
Damit ist auch fast das Ende der Fahnenstange erreicht: Es gibt nur noch eine zweite öffentliche Toilette in Zeitz. Dieses Häuschen befindet sich am Platz der deutschen Einheit und kann Montag bis Samstag von 8 bis 18 Uhr genutzt werden. Vom Bahnhof wären das drei Kilometer Fußweg. Nicht zu vergessen: alles bergauf. Auch schon bis zur Innenstadt. Springt man am Bahnhof in ein Taxi und fährt nach Zeitz-Ost, dann sind es sechs Kilometer.
Ein Bahnhof in Zeitz ohne Klo? Das geht gar nicht.
Kein Zustand. Das sagen nicht nur Fahrgäste, sondern auch viele Anwohner der Unterstadt. „Sind wir Menschen zweiter Klasse? Geht man davon aus, dass hier kaum noch jemand wohnt und wer das dummerweise doch tut, der bleibt zu Hause?“, fragt eine Anwohnerin der Donaliesstraße, „und das zeigt doch auch, dass man meint, hier komme ohnehin nie einer hin.“ Sie erinnert sich sehr gut daran, dass es einmal eine Bürgerversammlung in der Unterstadt gab.
„Danach sollte es aufwärts gehen, wir wohnten plötzlich in der Elstervorstadt! Das war es aber auch seitens der Stadt. Und wie oft sollte die Toilette auf dem Bahnhof schon eröffnen? Toilette und Bahnhof, das mag ich gar nicht mehr hören.“ Sie hofft, dass der Bau des Einkaufsmarktes an der Donaliesstraße zumindest zu den Öffnungszeiten ein öffentliches WC bringt. Doch einig sind sich alle: Ein Bahnhof ohne Klo? Das geht gar nicht.
Gerade da wurden bereits mehrere Vorstöße unternommen. Doch letztendlich blieb die ja vorhandene Toilettenanlage verschlossen. Jetzt wird sie abgerissen, weil in diesem Bereich Sanierung und Umbau für einen weiteren Mieter beginnen sollen. Und die Toilette? „Es ist natürlich geplant im Rahmen der Sanierung des Bahnhofsgebäudes auch eine Toilettenanlage für Männer, Frauen und auch eine Behindertentoilette einzurichten“, sagt Pressesprecherin Susanne Janicke, „diese Baumaßnahme soll bis spätestens Ende 2018 realisiert werden.“ (mz)