"Das hier ist meine Welt" "Das hier ist meine Welt": Darum arbeitet ein Dachdecker am Restaurierungsprojekt mit

Zeitz - Er ist Mädchen für alles, die rechte Hand von Restaurierungsleiter Jochen Säckl und weiß jederzeit genau, wo sich ein Buch gerade befindet: Bernd Gerd Winter macht in der Zeitzer Stiftsbibliothek die Zuarbeit für und rund um das Restaurierungsprojekt zur Konservierung und Erschließung der Gelehrtenbibliothek und des schriftlichen Nachlasses des Naumburger Bischofs Julius Pflug. „Das hier ist meine Welt“, sagt der 57-jährige Zeitzer und zeigt auf die großen Regale.
Dachdecker arbeitet leidenschaftlich gern am Restauringsprojekt der Stiftsbibliothek
Das Projekt läuft seit vergangenem Jahr. Erst jetzt kehrte die wertvolle Schedelsche Weltchronik in die Bibliothek der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz zurück. Bei der Präsentation war Bernd Gerd Winter natürlich dabei. „Ich mache den ganzen Schreibkram, führe Buch, erledige den Transport der Bücher und kümmere mich um das, was nötig ist“, zählt er auf. Er spricht und man merkt die Begeisterung für das, was er tut.
Was man sich dabei kaum vorstellen kann: Winter ist von Beruf Dachdecker. Er erzählt, wie er den Beruf aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ausüben konnte. Asthma und Probleme mit der Wirbelsäule zwangen ihn dazu, umzudenken. So war er dann erst einmal als Hausmeister in Kindertagesstätten tätig. Seine eigentliche Berufung fand er dann 2017. Da eröffnete in Zeitz die große Sonderausstellung „Dialog der Konfessionen - Bischof Julius Pflug und die Reformation“.
Zeitzer arbeitet nicht das erste Mal in den Bibliotheksräumen
Als ihm das damals angeboten wurde, hat er keinen Moment überlegt und es nicht bereut. So war er das erste Mal in einer Maßnahme bei den Domstiftern dabei, arbeitete sich gut ein und fühlte sich wohl. Außer in der Ausstellung hat er auch schon in den Bibliotheksräumen gearbeitet, beim Ordnen der Bücher. Seitdem habe sich viel geändert. Er zeigt seine Hände, die in weißen Handschuhen stecken.
„Als wir hier angefangen haben mit den Büchern, da waren die Handschuhe nach kurzer Zeit schon schwarz. Wahnsinn! Jetzt ist hier alles sauber!“ War sein Einstieg noch eher ein Zufall, so ist seine Mitarbeit im Restaurierungsprojekt ganz gezielt in die Wege geleitet worden. „Dieses Mal bin ich gefragt worden, ob ich wieder Interesse hätte, mitzumachen“, erzählt er und macht aus seiner Freude darüber keinen Hehl.
Zeitzer brennt für seine Arbeit
„Ich habe natürlich sofort ja gesagt. Ich fühle mich hier einfach wohl, es passt alles, ich bilde mich auch immer weiter. Man lernt ja ständig dazu. Es ist ein Volltreffer für mich.“ Außerdem kommt er gut mit Menschen klar. Mit Büchern auch. Winter brennt für seine Arbeit. „Ich weiß auf den Punkt, welches Buch muss jetzt weg, welches ist wo, kommt wann zurück und wo steht es im Regal.“
Natürlich wisse das auch Jochen Säckl, der Projektleiter! Aber der müsse sich schließlich noch um viele andere wichtige Details kümmern. Da sei es gut, wenn noch jemand den Überblick hat. Jochen Säckl schmunzelt. „Nicht nur das: Herr Winter macht die beste Mundpropaganda für die Stiftsbibliothek. Er erzählt überall in Zeitz davon!“ (mz)