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China-Seuche in Sachsen-Anhalt China-Seuche in Sachsen-Anhalt: Einmal Impfen schützt nicht

Von Angelika Andräs 21.09.2016, 14:39
Kaninchen sollten im Käfig und im Haus bleiben. Das ist eine Schutzmaßnahme gegen die China-Seuche, die zurzeit grassiert.
Kaninchen sollten im Käfig und im Haus bleiben. Das ist eine Schutzmaßnahme gegen die China-Seuche, die zurzeit grassiert. Hartmut Krimmer

Zeitz - Im Burgenlandkreis und in ganz Sachsen-Anhalt grassiert die hochansteckende sogenannte Chinaseuche, RHDV2 (Rabbit Haemorrhagic Disease), und hat bereits zahlreiche Tiere getötet. Züchter meinten, dass es offensichtlich egal sei, ob die Tiere geimpft seien oder nicht, sie sterben an dem aggressiven Virus. Bedeutet das, dass es keinen Impfschutz gibt? Die Frage gab die MZ weiter an den promovierten Zeitzer Tierarzt Karsten Drescher.

Um seine Kaninchen gegen die China-Seuche zu schützen, muss zuerst eine Grundimmunisierung gemacht werden. „Dafür muss das Tier oder müssen die Tiere zweimal im Abstand von drei Wochen geimpft werden“, erklärt Drescher und macht deutlich: „Es ist ganz wichtig: Eine Impfung reicht nicht aus, um einen Grundschutz gegen die Krankheit zu haben. Es sind zwei Impfungen zur Grundimmunisierung nötig.“

Zweite Impfung verpasst oder zu teuer gewesen

Es gibt aber durchaus Züchter, die ihre Tiere nur einmal impfen lassen, und genau da liegt das Problem. Zwei Halter von Kaninchen hatten gegenüber der MZ auch bestätigt, dass ihre Kaninchen nur einmal geimpft wurden. Er habe die zweite Impfung verpasst, meinte einer, ein anderer sagte ganz offen, dass es ihm zu teuer gewesen sei. Drescher kennt das Problem, vor allem der Kosten, aber auch andere Beispiele: Ein Züchter mit kleinerer Zucht habe die beiden Impfungen machen lassen, sein Bestand sei gesund.

Wiederholung der Impfung nötig

Karsten Drescher sagt nicht einfach, was er sich so denkt, sondern bezieht sich auf die Empfehlung der ständigen Impfkommission des Veterinär-Bundesverbandes praktizierender Tierärzte, demzufolge eine zweimalige Impfung nötig ist, um einen vollständigen Impfschutz aufzubauen. Empfohlen war ursprünglich gegen Myxomatose eine anschließende Auffrischung des Impfschutzes zweimal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst, und gegen China-Seuche einmal im Frühjahr. Drescher liegt eine aktualisierte Veröffentlichung vom Mai 2016 vor, wo eine neue Empfehlung bei RHDV2 gegeben wird: Wiederholung der Impfung im Frühjahr und Herbst mit jeweils sechs Monaten Abstand.

Fast hundertprozentiger Schutz

Der Weißenfelser Kreisverbandschef Bernd Henseleit hat seine Tiere mit einem behördlich zugelassenen deutschen Impfstoff impfen lassen. Bei einem Tierbestand von hundert Kaninchen koste dies etwa 500 Euro, hatte er gesagt, die Impfung gewähre aber nur 91-prozentigen Schutz. Hier korrigiert Drescher: Bei der Zulassung des Impfstoffs - es gibt zwei zugelassene Impfstoffe von einem Hersteller - wurde nachgewiesen, dass die zweimalige Grundimmunisierung bei 90 Prozent der geimpften Kaninchen den Schutz vor der Erkrankung bedeute, bei zehn Prozent könne es vorübergehend zu Fieber und Appetitlosigkeit kommen, führe aber nicht zu einem tödlichem Verlauf. (mz)

Karsten Drescher
Karsten Drescher
Privat