Burgenlandkreis Burgenlandkreis: «Weniger Ware im Korb»
Theissen/MZ. - Seit einem Jahrzehnt steckt der Euro in den Geldbörsen. Am 1. Januar 2002 hat er die D-Mark aus den Portemonnaies verdrängt. Was aber hat die neue Währung den Menschen gebracht, wie zufrieden sind sie mit dem Euro - und gibt es noch D-Mark-Bestände zu Hause? Die MZ hörte sich in der Passage eines Einkaufsmarktes in Theißen um.
Gutes könne Solveig Thurm (41) aus Kayna dem Euro nicht abgewinnen. "Das Geld ist nichts mehr Wert, man hat doch jetzt weniger in der Tasche als mit der D-Mark", sagt sie. "Mit 50 Mark war doch der Einkaufskorb voller als jetzt mit 50 Euro", so die Apothekenfachverkäuferin. Ab und an rechne sie beim Einkauf gar noch in D-Mark zurück, zum Beispiel beim Kaffee. "Manchmal überlege ich sogar, was es in Ost-Mark gekostet hätte", verrät sie und lacht. Sie wünsche sich sogar, dass die D-Mark zurückkommt. "Man hatte das Gefühl, man habe mehr Geld in der Tasche. Vielleicht war die D-Mark für uns auch deshalb was Besonderes, weil wir sie uns lange gewünscht haben." Auch Daniel Bernhardt , 30 und Dachdeckermeister, multipliziere Eurobeträge immer mal noch mit zwei, um in etwa zu erfahren, was bestimmte Sachen in D-Mark gekostet hätten. "Aber so viel Negatives kann ich nicht sagen." Es sei zwar alles "extrem teurer" geworden, aber das wäre doch durch die Inflation mit der D-Mark genauso gekommen, meint er. "Wir haben zum Glück Arbeit, beschweren würde ich mich nicht." Bewusst aufgehoben habe er noch einen Zehn-Mark-Schein und ein paar Münzen, sagt Bernhardt, der in Rheinland-Pfalz lebt, aber aus Rehmsdorf stammt.
Für Klaus-Dieter Wellnitz (59) aus Rehmsdorf spielt die D-Mark keine Rolle mehr. "Sie ist nicht mehr da, was soll es", sagt der Ingenieur. Aber wie zufrieden ist er mit dem Euro? "Er ist ein Zahlungsmittel, das ich fast überall in Europa unkompliziert nutzen kann. Von daher bin ich zufrieden. Alles andere kann ich eh nicht beeinflussen", so der Ingenieur. Der Vorteil sei für ihn, dass er eben auch in anderen Ländern Preise gut bewerten könne. D-Mark habe er keine mehr zu Hause. "Zumindest nicht wissentlich", so Wellnitz.
Mit dem Euro "abgefunden" haben sich Nicole (26, Erzieherin) und René Kowarsch (28) aus Theißen. "Obwohl", überlegt der Soldat, "ab und an vergleichen wir schon, was man fürs Geld einst und jetzt einkaufen konnte. Wenn man früher für 60 Mark eingekauft hat, da kam einem der Wagen voller vor als jetzt mit 60 Euro", so Kowarsch. Die D-Mark also zurück? "Nein, schon wieder alles ummodeln? Das will ich nicht", meint Nicole Kowarsch. Der Vorteil des Euro ist für das Paar, dass man beim Reisen in bestimmte Länder Europas kein Geld mehr in Landeswährungen umtauschen muss. Damit entfalle auch das Umrechnen, wenn man dort bezahle. Und was war die letzte große D-Mark-Anschaffung? "Eine Spielekonsole, die habe ich auch heute noch", verrät der Mann. Altes Geld zu Hause habe er aber nicht mehr: "Alles getauscht."
"Die D-Mark wäre besser. Da hat man mehr fürs Geld bekommen", meint Grete Dworrak (75) aus Pegau. Einen Zehn-Mark-Schein habe die Rentnerin noch zu Hause. "Als Andenken", sagt sie. Von Unzufriedenheit spricht auch Uwe Barz (47). Warum? "Weil alles teurer geworden ist", so der Servicemonteur aus Trebnitz. Größere D-Mark-Beträge habe er nicht mehr zu Hause. Höchsten noch ein wenig Kleingeld.