Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Traditionschor wird über Nacht 14 Jahre älter
KAYNA/MZ. - Eigentlich steht die Jahreszahl 1867 überall geschrieben, ob im Briefkopf, auf der Traditionsfahne oder im Emblem. "Doch genau genommen ist das nicht richtig. Der erste Auftritt des Kaynaer Männergesangvereins Harmonie ist zum ersten Kleefest 1851 in Würchwitz dokumentiert", sagt Hermann Heiner. Er muss es ja wissen, denn der Kaynaer ist ein "Tausendsassa".
Der pensionierte Lehrer arbeitet im Heimatverein "Barbarossa", ihn trifft man im Dorfmuseum "Kayna Stube" ebenso wie in der alten Schule, wo bis zum Sommer eine Ausstellung "Kultur in Bewegung, Reisen, Handel und Verkehr rund um Kayna" läuft. Überall forscht er nach historischen Belegen, trägt Dokumente aller Art zusammen. So fand der 71-Jährige heraus, dass am 19. Juni 1851 der Kaynaer Männergesangverein - unter Leitung von Kantor Landmann - zur Einweihung des Schubart-Denkmals in Würchwitz auftrat und die Festkantate sang. Dieses Datum steht für die Geburtsstunde des Klangkörpers. "Eigentlich müssten wir jetzt die Satzung ändern, daraus folgend Emblem und Stempel sowie die Anmeldung im Vereinsregister. Dieser Umwidmung folgt ein bürokratischer Aufwand, der natürlich auch mit Kosten verbunden ist", sagt Wolfgang Bochskanl. Seit zwei Jahren ist er Vorsitzender des Vereins. Gemeinsam mit Hermann Heiner, Peter Zimmermann und Herbert Finger gehört er zu jenem Quartett, welches das Vereinsleben im Jahre 1971 wieder aus dem Dornröschenschlaf hervorhob. "Eigentlich weckte der Fußball unsere Sangeslust. Gemeinsam sangen wir am Fußballplatz so manches Stimmungs- und Trinklied. Daraus entstand die Idee, den Männergesangverein neu zubeleben", sagt Hermann Heiner.
Die Geschichte des Chores ist von Höhen und Tiefen geprägt. Auf einem Foto von 1952 sind 58 Mitstreiter vereint. Die jungen Männer fehlen nach dem Krieg, stattdessen sieht man zahlreiche Frauen auf der Schwarzweißaufnahme. So manches Dokument stammt aus dem Nachlass von Heinrich Späte, Heimatforscher und Lehrer im Dorf, der zum Beispiel den Kirchenchor führte und die Orgel spielte.
Zu DDR-Zeiten unterstand das Ensemble dem Kreiskulturkabinett, erhielt von jener Institution am 4. Mai 1988 den Traditionsnamen "Harmonie" zurück. Insgesamt 32 Jahre - bis 2002 - leitete Rolf-Dieter Schwandner den Chor. Danach übernahm Peter Czok diesen Staffelstab. Über 100 Lieder gehören zum Repertoire, dazu zählen bis heute Wander-, Jagd-, Liebes- und Trinklieder, aber auch Werke großer Meister des 19. und 20. Jahrhunderts aus dem nationalen Kulturerbe. Der Dienstagabend gehört der Männerrunde. Sie haben im ehemaligen Gemeindeamt von Kayna ein neues Domizil bezogen. Hier wird der mehrstimmige Gesang geprobt. Es gibt auch eine kleine Ausstellung, Fotos, Instrumente, Wappen - kurzum Erinnerungsstücke aller Art, so zum Beispiel an die Fahrten zum befreundeten Gesangverein Detmold-Heiligenkirchen. Das Ensemble zählt heute 15 Sänger im Alter von 40 bis 73 Jahren, darunter auch der Bürgermeister aus Pölzig Klaus-Frieder Heuzeroth und zwei Männer aus Großenstein. Die Palette der Auftritte reicht vom großen Chorkonzert zum Sängertreffen wie zuletzt im Februar in Pölzig über Volks- und Dorffeste bis zu privaten Feiern. Zu DDR-Zeiten waren die Kaynaer regelmäßig im Fernsehen bei "Alles singt" zu sehen. "Hinter den Kulissen helfen auch unsere Frauen mit, sorgen zu jedem Auftritt für strahlend weiße Hemden", sagt Hermann Heiner.
Das Jubiläum wird jedoch nicht zum 160. Kleefest im Juni in Würchwitz gefeiert, sondern erst im September. "Schön wäre es, wenn wir bis dahin noch neue Mitstreiter finden würden", sagt Wolfgang Bochskanl. Vor allem Tenöre werden im Kaynaer Männergesangverein gesucht. Waren es im letzten Jahr noch acht Tenöre, so gibt es derzeit nur noch fünf.
Der Männergesangverein probt dienstags, 19 Uhr im Gemeindehaus Kayna.